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HASSFURT: Vorteile gegenüber dem Studium

HASSFURT

Vorteile gegenüber dem Studium

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    Das Abitur zu haben, bedeutet nicht automatisch, dass „man sich am Schreibtisch besonders wohlfühlt“. Diese Erkenntnis führte Siegfried Manleitner in die erste Klasse „Abi und Auto“ an der Heinrich-Thein-Berufsschule in Haßfurt. Dort informierten sich Vertreter aller drei fränkischen Kfz-Handwerkskammern über diese neue Ausbildungsmöglichkeit. „Abi und Auto“ bietet Abiturienten eine verkürzte Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, auf Wunsch aber auch direkt bis zum Meister oder geprüften Betriebswirt (HWO). Für das Kfz-Handwerk ist die Ausbildung ein neuer Weg, qualifizierten Nachwuchs heranzuziehen.

    Seit eineinhalb Jahren wird „Abi und Auto“ in Zusammenarbeit zwischen der Heinrich-Thein-Berufsschule und der Fahrzeugakademie der Handwerkskammer für Unterfranken umgesetzt, seit Herbst ist die zweite Klasse in Ausbildung. Da nach wie vor der überwiegende Teil der Teilnehmer aus Unterfranken kommt, hatten Handwerkskammer und Schule Kollegen aus Ober- und Mittelfranken nach Haßfurt eingeladen, um sich vor Ort zu informieren.

    Stellvertretender Schulleiter Jochen Brüggemann stellte zunächst seine Berufsschule vor. Während in Bereichen wie Holz oder Maler Zahlen stark schrumpfen, verzeichne der Kfz-Bereich deutliche Zuwächse. Hier ist die Schule breit aufgestellt mit den Pkw- und Nutzfahrzeuge-Mechatronikern und dem Programm Abi und Auto, das hier zentral für ganz Franken angeboten wird. Christoph Lindner ist in Haßfurt für den Kfz-Bereich zuständig. Er sieht in Abi und Auto große Chancen für junge Leute wie auch für Betriebe. Dass qualifizierter Nachwuchs für das Handwerk immer schwerer zu finden ist, darin war sich Lindner mit den Handwerkskammer-Vertretern einig. Inhaber hätten zwar oft Vorbehalte gegenüber Abiturienten, so Lindner, doch in Zeiten, in denen immer mehr Kinder das Gymnasium besuchen, befänden sich unter den Absolventen längst nicht mehr nur angehende Studenten.

    Die erste Klasse Abi und Auto in Haßfurt besteht aus 18 jungen Männern und einer jungen Frau, die mittlerweile die Zwischenprüfung abgelegt haben. Sie haben im Vergleich zu „klassischen“ Auszubildenden sechs Stunden pro Woche mehr fachbezogenen Unterricht, da sie als Abiturienten weder Deutsch noch Religion belegen müssen. Wie viele von ihnen denn schon immer am Schrauben und Reparieren interessiert waren, wollten die HWK-Vertreter in der Klasse wissen – fast alle meldeten sich. „Wer von Ihnen strebt anschließend ein Studium an“, war die Gretchenfrage von Siegfried Zillig, dem Prüfungsvorsitzenden von Oberfranken. Etwa die Hälfte der Klasse hat das im Auge. Ein Drittel der Schüler jedoch hat ein abgebrochenes Studium hinter sich und erkannt, dass ein eher praktisch angelegter Beruf für sie geeigneter ist. Grundsätzlich passt eine solche Ausbildung, die eher Techniker als Schrauber ausbildet, zur Entwicklung im Kfz-Handwerk, denn auch in der Werkstätten verschiebt sich der Schwerpunkt entsprechend. Nicht zuletzt ist Abi und Auto ein hervorragendes Programm für Betriebsnachfolger, was sich schon in der zweiten Klasse zeigt, die seit Herbst unterrichtet wird.

    Ob es denn nicht sehr aufwendig sei, den Blockunterricht in Haßfurt und die überbetriebliche Ausbildung in Schweinfurt (an der Fahrzeugakademie) zu absolvieren, wollten die Vertreter aus Mittelfranken wissen. Das sei kein Problem, so Siegfried Manleitner, einer der vier Mittelfranken in der Klasse. Der Vorteil einer homogenen Gruppe überwiege. In einer klassischen Berufsschulklasse wären die Teilnehmer von Abi und Auto teils über zehn Jahre älter als ihre Klassenkameraden. Außerdem würde eine Verkürzung in der normalen Ausbildung bedeuten, dass ein großer Teil des Stoffes in Eigenregie gelernt werden muss, während Abi und Auto den gesamten Stoff in kürzerer Zeit vermittelt. Gleichzeitig sind schon einige Teile der Meisterausbildung enthalten.

    Einen wesentlichen Vorteil im Vergleich zu einem Studium sieht die Pädagogin Andrea Sitzmann von der Handwerkskammer darin, dass jede Etappe bei Abi und Auto einen Abschluss bedeutet, ob Mechatroniker, Servicetechniker, Ausbilder-Eignungsprüfung, Meister oder Betriebswirt. Fast alle in der Klasse wollen direkt zum Meister „durchmarschieren“. In den Betrieben fühlen sie sich akzeptiert und auch adäquat eingesetzt. Selbstständiges Arbeiten werde von den Meistern durchaus geschätzt und honoriert, so die Schüler übereinstimmend.

    Die Gäste aus Ober- und Mittelfranken zeigten sich beeindruckt vom Gespräch mit den Schülern und auch von einer Besichtigung der Lehrwerkstätten. Es ist davon auszugehen, dass die Handwerkskammern Ober- und Mittelfranken künftig in der Ausbildungsberatung verstärkt auf Abi und Auto hinweisen.

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