Am Freitag hat die Zukunft einen Schritt, zumindest einen Stolperschritt in den Landkreis Haßberge gewagt. Etliche Linienbusse werden ab sofort mit WLAN ausgestattet, das heißt, Passagiere kommen in den Genuss, hier während der Fahrt kostenlos im Internet surfen zu können. Der Landrat bezeichnet dies als Standard, der heutzutage einfach vorgehalten werden muss.
Schön und gut. Aber dies kann und darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in etlichen Bereichen des Landkreises nahezu gar kein Mobilfunkempfang möglich ist. Starke Defizite gibt es unter anderem in den Heiligen Ländern, im Steigerwald und sogar im Stadtteil Sailershausen der Kreisstadt. Das heißt im Nebeneffekt, in Buslinien, die durch die „Inseln der Glückseligkeit“ tuckern, kann man sich das Nachrüsten sparen, denn wo kein Netz, gibt's auch im Bus kein WLAN. Fachmännisch ausgedrückt: Hier gibt es weder UMTS (3G) noch LTE (4G). 4G bedeutet, dass hier inzwischen die vierte Generation der Mobilfunknetze im günstigsten Fall erreichbar sein sollte.
Während in weiten Bereichen des Landkreises Haßberge die Mobilfunknutzer von solchen Standards – 3 oder 4 – nur träumen können, finden inzwischen schon erste Tests der fünften Mobilfunkgeneration, kurz 5G, statt. Das Netz der Zukunft muss hochflexibel sein, um möglichst allen Anforderungen gerecht zu werden. Der 5G-Standard verspricht mehr Durchsatz und Kapazität. Dabei ist auch die direkte Anbindung der Mobilfunkstationen an das Glasfasernetz wichtig. Neben dem Ausbau der mobilen Infrastruktur wird es auch einen weiteren Ausbau der Glasfasernetze geben müssen, damit 5G voll zum Einsatz kommen kann.
Auch hier hinkt der Landkreis Haßberge in weiten Bereichen deutlich hinterher. Das ist ärgerlich, da diese fünfte Mobilfunkgeneration auf ihrem Vorgänger aufbaut, deshalb einen gewissen Standard voraussetzt, der auf dem Land oftmals nicht zur Verfügung steht. Wer jetzt erwägt, mit manchen anderen natürlichen Handyfeinden zusammen auf die Barrikaden zu gehen und gegen 5G zu demonstrieren, sollte sich darüber im Klaren sei, dass 5G nur zum Teil für Otto Normalhandynutzer Verbesserungen in Form von höher auflösenden Filmchen bringt. Der eigentliche Segen der Nachfolgetechnik liegt unter anderem darin, bildgebende Verfahren in der Medizin oder der Industrie zu ermöglichen, ihr Einsatzgebiet reicht vom mobilen Reparaturservice lokaler Handwerker bis hin zum medizinischen Operationssaal.
Und eine der Hauptaufgaben von 5G wird sein, den Verkehr auf Deutschlands Straßen zu sichern. Einfach über die Straße rollen, ohne sich Gedanken über Staus, Routen und knifflige Situationen machen zu müssen: Autonomes Fahren klingt nach entspanntem Reisen. Die Systeme, die dahinterstehen, sind allerdings hochkompliziert und müssen zu jeder Zeit einwandfrei funktionieren, denn die selbstfahrenden Autos tauschen gigantische Mengen an Daten aus.
Deutschland hätte die Chance, sich so weltweit als digitaler Vorreiter zu präsentieren. Ende 2024 sollen über 40 Prozent der weltweiten Bevölkerung von dem schnellen Netz profitieren – darunter 1,5 Milliarden Mobilfunkanschlüsse.
Die wichtigste Voraussetzung für die Technik der Zukunft ist jedoch das Vorhandensein der Technik der Gegenwart. Und da bestehen im Landkreis Haßberge noch erhebliche Defizite. Die Zukunft muss hierzulande also etwas warten.