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Warum Julius seinen Namen mag

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Warum Julius seinen Namen mag

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    Pfaffendorf (at) Mit Leben und Literatur der Schriftstellerin Gudrun Pausewang setzten sich Schüler der fünften bis achten Klasse der Dominikus-Savio-Schule in Pfaffendorf auseinander. Auf Veranlassung von Lehrerin Edith Ziegler las die bekannte Kinder- und Jugendbuchautorin Kurzgeschichten aus ihren Werken. Dazu erzählte sie über ihr langes inzwischen 74-jähriges Leben.

    Seit 13 Jahren widmet sich die inzwischen pensionierte Lehrerin ganz der Schriftstellerei, im Winterhalbjahr schreibt sie, im Sommerhalbjahr ist sie auf Lesereisen in der ganzen Welt unterwegs. Mit 30 Jahren schrieb sie ihren ersten Roman, zehn Jahre lang nur Erwachsenenromane. Ab etwa 1970 widmete sie sich der Kinder- und Jugendliteratur und landete mit ihren Werken "Die letzten Kinder von Schewenborn" und "Die Wolke" zwei Bestseller. Insgesamt schrieb Gudrun Pausewang bisher 74 Bücher, viele prämiert mit den verschiedensten Literaturpreisen.

    Vier Themen sind es, die sich durch Leben und Werk von Gudrun Pausewang ziehen. "Nie wieder Krieg", denn die Nazizeit und den Zweiten Weltkrieg mit all seinen Schrecken erlebte sie noch bewusst mit. Ihr Vater fiel, als sie 15 Jahre alt war, in Russland, mit ihrer Mutter und fünf jüngeren Geschwistern musste sie aus dem Sudentenland fliehen.

    Mit einer wie sie es selbst nannte "knallharten realistischen" Geschichte über die Flucht vor den anrückenden Russen fesselte sie die Aufmerksamkeit der Schüler. Nachdem Julius, furchtbar enttäuscht über seinen von ihm so scheußlich empfundenen Namen, erfahren hatte, warum er diesen Namen trage, wandelte sich seine Ablehnung. Ein Mann namens Julius hatte ihn aus einem brennenden Planwagen gerettet und war dabei selbst ums Leben gekommen. Sein Vater konnte sich nicht mehr bei diesem bedanken, darum drückte er seinen Dank damit aus, dass er seinen Sohn nach diesem Julius benannte. Der Sohn trug ab jetzt gar mit Stolz diesen Namen.

    Ein weiteres Thema ist für Gudrun Pausewang "das Elend der Dritten Welt". In mehreren Etappen war sie zwischen 1956 und 1972 als Lehrerin in Südamerika tätig, vier Jahre in Chile, drei Jahre in Venezuela und fünf Jahre in Kolumbien. Das war ihr erklärtes Lebensziel gewesen. Dort legte sie stets Wert darauf die Lebensbedingungen der Armen kennen zu lernen und lebte folglich nicht in den Hotels der Reichen, sondern wie die Armen in deren Hütten mit ihnen im Zugabteil und auf dem Schiffsdeck.

    Dazu passend las sie die Geschichte von dem Straßenjungen Pepe, den ein wohlhabender Junge mit ins Haus nimmt, dieser dort auch teilhaben kann am Essen, an der Kleidung und der Freizeitgestaltung, aber keine Aufnahme für die Nacht oder gar in der Geborgenheit der Familie findet.

    Zum Thema "Umwelt" konfrontierte die Schriftstellerin die Schüler mit der von ihr verfassten Fantasiegeschichte "Die Meerschweine". Der Besitzer eines Meerschweinepärchens bringt es zu fantastischen Zuchterfolgen: Die Meerschweinchen liefern Wolle und Milch, werden weitergezüchtet, werden groß und liefern Fleisch und fressen gar Müll - außer Beton, Stahl und Glas. Doch dies wird dem Züchter zum Verhängnis, weil sie nicht mehr unterscheiden und alles auffressen, sogar Menschen.

    Der Fortschritt wird also zur Gefahr. Doch es wäre keine Kindergeschichte, wenn es nicht eine glückliche Wende gäbe, denn schließlich fressen sie sich selbst auf und das einzige überlebende Meerschweinepaar wird von der Polizei erschossen. Seitdem belassen es die Menschen bei den friedlichen grasfressenden Meerschweinchen.

    Ein viertes, jüngeres Thema im Lebenswerk von Gudrun Pausewang ist die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus. Woher sie ihre Inspirationen beziehe, wollten Schüler in der sich anschließenden Aussprache wissen. "Die Welt ist voll von Ideen für Geschichten" antwortete die Schriftstellerin. Erzählungen von Menschen, eigene Erlebnisse, Mitteilungen in der Zeitung, eine Begegnung bei der Bahnfahrt könnten dies sein.

    Gudrun Pausewang verstand es mit all ihren Geschichten und Erzählungen Eindrücke von Ländern, Menschen und Geschehnissen an die Kinder heranzutragen, einprägsamer und nachhaltiger als es wohl ein schulischer Unterricht zu leisten vermag. Schulleiter Klemens Albert zollte ihr für dieses Geschenk an die Schüler aufrichtigen Dank.

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