Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

Wehe, wenn der kleine Beutenkäfer kommt

Haßbergkreis

Wehe, wenn der kleine Beutenkäfer kommt

    • |
    • |
    Nicht groß, aber gefürchtet: Die Varroa-Milbe.
    Nicht groß, aber gefürchtet: Die Varroa-Milbe. Foto: FOTO MAHR-HAAS

    Lkr. Hassberge (rmH) Viele Bienen haben den harten Winter nicht überlebt. Ganze Völker starben im Landkreis. Nun verzögert der bislang eher kalte und verregnete Frühling auch den Bienenflug. Ein ernstes Problem? Was bedroht Honigbienen noch? Gibt es deshalb heuer weniger Honig? Bienen-Experten geben Antworten.

    "Etwa 25 bis 30 Prozent der Bienenvölker sind verloren gegangen", erklärt Dr. Werner Hornung. Der Vorsitzende des Imkerkreisverbandes Haßberge macht deutlich, dass als natürliche Schwankungsbreite generell ein Verlust von zehn Prozent der Insekten gelte. Und: Manche Imker in Unterfranken hätten heuer sogar fast alle Bienen verloren.

    "Besonders hart traf es Imker im Raum Aschaffenburg", erklärt Dirk Ahrens, Imker an der Uni Würzburg. Imkermeister Egbert Roth vom Fachzentrum Bienen des Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Würzburg/Veitshöchheim (LWG) erläutert die Ursache: "Grund für die hohe Verlustrate durch den Winter ist weniger die Kälte an sich, sondern eher die Länge des Winters." Niedrige Temperaturen machen demnach gesunden Bienen nichts aus, wenn sie dazwischen Zeit haben, sich zu regenerieren. Lang andauernde Temperaturen unter zehn Grad - wie im vergangenen Winter - seien für die Tiere allerdings sehr schlecht. In durchschnittlichen Jahren verließen die Tiere bereits Anfang März ihre Stöcke. Heuer hätten sich die für die Bienen nötigen zehn Grad plus nur sporadisch eingestellt.

    Während Pflanzen die verlorene Zeit nach einem langen Winter recht schnell aufholen, könnten Bienen da nicht mithalten. Denn die von der Königin gelegten Eier entwickelten sich erst in 21 Tagen zu einer fertigen Biene. Dieser Zyklus werde durch höhere Temperaturen nicht beschleunigt. Erst ab Ende Mai werde eine Besserung der Lage erwartet. So könne es dazu kommen, dass Pflanzen bereits üppig blühten, aber noch keine Bienen durch die Luft schwirrten. Vor allem zur Zeit der Obst- und Rapsblüte sei damit zu rechnen. Gegen Mitte oder Ende Mai sollten die Bienen dann tendenziell wieder "aufgeholt" haben, so dass es bei der späteren Akazien- und Waldblüte keine "Zeitprobleme" gebe.

    Ein weiterer Grund für den häufigen Bienentod: Krankheiten. Besonders die Bedrohung durch die Varroa-Milbe sei heuer hoch, aber auch andere Krankheiten wie die Nosemose hätten viele Bienen das Leben gekostet. Was verbirgt sich hinter dem Begriff Nosemose? Die Nosemose oder Frühjahrsschwindsucht ist eine Darmseuche, die durch einen einzelligen Parasit, dem Nosema sp., bei den Honigbienen verursacht wird. Die Nosemose gilt als die häufigste Tierseuche bei erwachsenen Bienen und als hochansteckend.

    Welche Auswirkungen hat das auf Honigproduktion? "Das kann noch nicht abgeschätzt werden", so Roth. Äußere klimatische Bedingungen wie die Witterung bei Blühphasen, spielen dabei aber eine sehr wichtige Rolle. Paradoxerweise könnte bei optimalen Voraussetzungen daher auch mit weniger Bienen mehr Honig produziert werden. Wenn die Witterung allerdings schlecht sei, habe das für die Honigproduktion möglicherweise katastrophale Auswirkungen.

    "Ob alle Bienen, die jetzt noch Summen, auch das kalte Frühjahr überstehen, bleibt fraglich. Für eine abschließende Beurteilung ist es aber noch zu früh. In vier Wochen kann man besser beurteilen, wie unsere fleißigen Honigproduzenten den Winter überstanden haben", macht der Imkermeister deutlich.

    Der Experte macht noch auf eine neue Gefahr für die Bienen aufmerksam, die bereits an der Grenze Europas angekommen sei: der kleine Beutenkäfer (Aethina tumida). Der verursacht zwar in seinem Herkunftsland Südafrika keine Schäden, aber wie schon durch die Varroa-Milbe komme es durch den Käfer zu großen Verlusten bei unserer, der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera).

    Die Käfer könnten bis zu 16 Kilometer in der Luft zurücklegen, um ein Bienenvolk aufzusuchen. Sie bettelten, werden von den Bienen gefüttert und könnten dann passieren. Die Krankheit verbreite sich sehr schnell und verursache noch größere Bienenvölkerverluste als die Varroamilben machen die Experten deutlich.

    Stichwort

    Varroa-Milbe
    Die Varroa-Milbe ist 1,6 Millimeter
    groß und beißt sich bei den Bie-
    nen fest. Die Milbe vermehrt und
    entwickelt sich aber nicht auf der
    erwachsenen Biene, sondern auf
    der verdeckelten Bienenbrut. Die-
    ser Parasiten-Befall, die so ge-
    nannte Varroose, ist also eine Brut-
    krankheit.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden