Acht Gäste betraten, auf Wunsch mit Slippern der Gastgeberin ausgestattet, erwartungsvoll das Wohnzimmer von Familie Ittu, heißt es in einer Pressemitteilung. Viel mehr noch hätten dabei sein wollen, was aus platztechnischen Gründen aber nicht möglich war. Alle „Reisenden“ sollten im neu renovierten Wohnzimmer bequem sitzen, denn erstmal gab es einen Bild-Vortrag zu Land und Leuten. Denn Corina Ittu, die Gastgeberin, hat bis vor vier Jahren in Rumänien gelebt und dort als Lehrerin Geographie unterrichtet, weshalb sie bestens vorbereitet war.
Die Teilnehmerinnen lernten die Lage Rumäniens in Europa kennen. Sie sahen Bilder vom Donaudelta, einem Vogelparadies am Schwarzen Meer, von Lagunen, die für ihre Schlammkuren bekannt sind, von bis zu über 2000 Metern hohen Bergen, von Holzkirchen, von der „Einkaufszentrumskultur“ und von verschiedenen traditionellen Kulturräumen im Land.
Dadurch, dass Rumänien geographisch durch die Karpaten in verschiedene Räume geteilt ist und seit jeher von unterschiedlichen Kulturen beeinflusst wird, gibt es im Land viele verschiedene Traditionen, Trachten, Tänze und Feste. Unter anderem das „Brautfest“ in den Apuseni-Bergen, wo die lokale Bevölkerung singend, tanzend und schlemmend auf geeignete Bräute und Bräutigame hofft. Besondere Aufmerksamkeit erregt auch der „fröhliche Friedhof“ von Sapanta. Auf den farbenfroh bemalten Holzkreuzen für Verstorbene stehen jeweils kleine Anekdoten und humorvoll-spöttische Nachrufe.
Die Zielgruppe Frauen
Es waren absichtlich nur Frauen eingeladen. Denn die sollten unter anderem einen rumänischen Brauch erleben, dessen Zielgruppe Frauen sind. Am 1. März erhalten Frauen in Rumänien traditionell „Märzchen“ als Frühlingsgruß und Glücksbringer. Ein „Märzchen“ besteht aus einem rot-weißen Faden, der an einen schmucken Glücksbringer, wie eine Brosche oder eine Anstecknadel, gebunden ist und der auf eine Legende zurück geht, auf die Legende von der eingesperrten Sonne, die von einem tapferen Mann unter Blutvergießen im Schnee gerettet wird.
Traditionell wurden "Märzchen" einen Monat lang getragen. Die Teilnehmerinnen tragen den Talisman nun auf Rat von Frau Ittu, bis sie an einem blühenden Busch vorbeikommen: In den werfen sie dann den rot-weißen Faden. Der Frühling ist da, das "Märzchen" hat somit seinen Zweck erfüllt.
Nach der Theorie war es Zeit für kulinarische Kostproben, für Reis mit schmackhafter Lauch-Oliven-Gemüsesoße, für frisch gebrühten Kaffee und für eine leckere Cappuccino-Torte. Zu einem rumänischen Essen gehört, wie zu erfahren war, sonst auch roter Wein im Tonkrug und ein hölzernes Essbesteck.

Auf die Frage, warum die Familie nach Deutschland gekommen sei, antwortete Frau Ittu, dass sie und ihr Mann zwei Abenteurer seien. Die Jugend im Land, und damit auch ihren Sohn, erwarte in Rumänien keine rosige Zukunft. Also auf nach Deutschland, wo die Familie in Friesenhausen mittlerweile ein Haus gekauft und renoviert hat. Corinna Ittu ist hier und da eingebunden, sie ist in Friesenhausen angekommen. „Ich fühle mich in Deutschland integriert und will nicht bemitleidet werden dafür, dass ich aus Rumänien komme“, sagt Corina Ittu.
Die nächsten Stopps der "Weltreise durch Wohnzimmer" im Landkreis Haßberge sind in den kommenden Wochen Syrien (13. März), Niederlande (24. März), Äthiopien (21. April) und Kuba (5. Mai).
Auskünfte dazu bei Kerstin Brückner unter Tel.: (09523) 5033725. Anmeldungen sind über die Volkshochschule Landkreis Haßberge möglich.
"Weltreise durch Wohnzimmer"Die Idee hinter der Aktion "Weltreise durch Wohnzimmer" lautet:
"Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind, öffnen für zwei Stunden ihr Wohnzimmer und erzählen von sich, ihrer Familie und ihrem Herkunftsland. Auf diese Weise werden verschiedene Kulturen mitten in der Stadt lebendig. Sie erleben Menschen anderer Nationalitäten nicht nur aus der Distanz, sondern hören ihnen zu und erfahren ihre persönliche Geschichte. Besonders berührende Momente entstehen, wenn Zugezogene, die sich sonst eher als ,die Neuen' in der Stadt fühlen, nun zu Gastgebern werden. Bei vielen Wohnzimmerreisen wird eine landestypische Kleinigkeit zu essen vorbereitet – ein Häppchen, um das bereiste Land ein wenig riechen und schmecken zu können. Alle, die an einer Wohnzimmerreise teilnehmen, erhalten einen Reisepass und einen Stempel des bereisten Landes. Die Stempel werden durch die persönliche Unterschrift des Reiseleiters ergänzt."Infos unter www.weltreisedurch.de