Wer die Grüne Woche in Berlin schon einmal besucht hat, weiß, dass bei den bayerischen Ausstellern in Halle 22 der Besucherandrang besonders groß ist. Das ist auch in diesem Jahr so. Hier spielen Musikkapellen auf, jede Menge gut gelaunte Menschen in ihren bayerischen Trachten mischen sich unter die Messegäste aus den anderen Teilen der Republik und dem Ausland.
An den Ständen präsentieren mehr als 80 bayerische Aussteller ihre Produkte, darunter Frankenweine und Klosterbiere, Gewürze, Honig und andere Spezialitäten. Acht Tourismusverbände und mehrere Landkreise sowie die Anbietergemeinschaften "Urlaub auf dem Bauernhof" sind ebenfalls vor Ort. Auch Urlaubsgebiete in Franken und anderen Regionen Bayerns werden angepriesen.
Der Hutzelhof Hümmer aus Fatschenbrunn wird am Stand von "100 Genussorte Bayern" mit vertreten. Doch findet sich selbst nach längerem Suchen in der Bayernhalle kein Aussteller oder Repräsentant aus den Haßbergen – wäre da nicht die Bierprinzessin Kerstin Friedrich!
Am Freitagabend, dem ersten Messetag, hatte traditionell die BayWa alle Produkthoheiten zum großen Festabend eingeladen. "Es geht dabei um die Landwirtschaft", informiert Kerstin Friedrich im Gespräch. "Weil wir als Repräsentanten jeweils für ein bestimmtes Produkt stehen, werden wir eingeladen – ich für's Bier, die Hopfenkönigin für den Hopfen", erklärt die Knetzgauerin. Dabei sei sie mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen und zu ihrem Produkt, dem Bier, befragt worden. "Somit kann ich es gut repräsentieren", betont sie.
Autogrammkarten verteilt
Am darauffolgenden Samstag lässt sie es sich nicht nehmen, der Messe einen Besuch abzustatten, insbesondere die regionalen Länderhallen anzuschauen und ihres Amtes zu walten. Jede Möglichkeit, die sich bietet, nutzt sie zur Verteilung von Autogrammkarten. Dabei berichtet sie den Messegästen, die sie in ihrer Tracht als "Produkthoheit" wahrnehmen, vom Bier aus der Region Haßberge.
Die Bayernhalle ohne Bier, das wäre wohl undenkbar. Traditionell bewirtschaften hier auf der Grünen Woche die Beschäftigten des Gastronomiebetriebs "Entenwirt" aus der oberbayerischen Gemeinde Samerberg im Auftrag des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums den Biergarten. Ausgeschenkt werden drei Biersorten, darunter Flötzinger Bräu, wie unschwer an den Gläsern zu erkennen ist. Gibt es auch Bier aus den Landkreisen Hassberge, Steigerwald oder aus Oberfranken? Fehlanzeige. Wäre die Bierprinzessin nicht hier, wüsste vielleicht niemand der Anwesenden, dass es auch anderes als oberbayerisches Bier in Bayern gibt.

Dennoch: Oberfranken ist mit einem alkoholischen Getränk vertreten. Die Familie Möbus aus Bad Rodach kredenzt ihre edlen Tropfen. Das sind Edelbrände, Liköre und Gin. "Aus bestem Obst der Region Coburg werden in unserer Brennerei edle Brände destilliert", erklärt Rainer Möbus den Interessenten am Stand. Dabei sei das schonende Einmaischen und die moderne Technik in seiner Destillerie für die Einzigartigkeit der Brände entscheidend, erläutert er.
Regentschaft geht zu Ende
Während die Rodacher Schnapsbrenner ihre Produkte und ihr Management fit für die Zukunft machen, geht für Kerstin Friedrich die Regentschaft als Bierprinzessin ihrem Ende entgegen. Im fünften Jahr ihrer Amtszeit wird es "still gelegt", sagt die 33-jährige Personalabteilungsmitarbeiterin der Bamberger Mälzerei GmbH. Ihr Arbeitgeber habe ihr stets Flexibilität und die Ausübung ihres Ehrenamtes ermöglicht.
"Nach fünf Jahren ist es auch mal gut", erklärt sie und meint, dass sie das mit einem traurigen und einem lächelnden Auge sage. Traurig, weil eine schöne Zeit zu Ende geht und keine Nachfolgerin oder Nachfolger gefunden wurde. Lächelnd, weil ein Schlussstrich auch neue Möglichkeiten bieten könne.