Denn gesunde Beißerchen sind auch für Pferde sehr wichtig. Für die Verteidigung, Kommunikation, aber auch die Fellpflege braucht das Pferd seine Zähne. Und natürlich zum Fressen. Gerade hier gibt es aber mittlerweile Probleme, die auch durch die moderne Pferdehaltung entstehen.
Ursprünglich ist das Pferd ein Steppenbewohner und besitzt somit ein reines Pflanzenfressergebiss. Viele Müsli-Mischungen, die im Handel angeboten werden, sind von der Konsistenz zu klein für die Pferdezähne. Somit sind die Tiere gezwungen, kleine Kaubewegungen zu machen und das Futter immer wieder mit der Zunge in die richtige Position zu schieben.
Ein Pferd vollführt – abstrakt betrachtet – Kaubewegungen in Form einer horizontalen Acht mit einem Druck von 150 Kilogramm pro Quadratzentimeter. Daher empfahl der Referent ungequetschten Hafer, Gerste und gebrochenen Mais sowie stängeliges Heu als vernünftigstes Futter.
Frakturen, Karies, Hakenzähne
Wegen Futters, das nicht dem Pferdegebiss gerecht ist, aber auch ohne äußere Einflüsse entstehen folgende Probleme: Milchkappen, Zahnfrakturen, Fehlstellungen mit Überbiss, Karies und Hakenzähne. Hakenzähne haben zum Beispiel scharfe Kanten und bergen Verletzungsgefahr für Pferd und Reiter. Da diese Hakenzähne wegen einer tiefen und gebogenen Wurzel nur schlecht entfernt werden können, müssen die scharfen Kanten geglättet werden. Dies kann auch vom Pferdebesitzer mit einer Nagelfeile durchgeführt werden.
Klein und gemein seien dagegen die „Wolfszähne“, sagte Jos Richter. Diese könnten bei den Pferden vor den ersten Backenzähnen liegen und für Schmerzen sorgen. Glücklicherweise sind diese leicht vom Tierarzt zu entfernen. Mit den Backenzähnen haben die Tierärzte am meisten zu tun. Zahnspitzen können sich in die Backenschleimhaut drücken oder ein Scherengebiss durch einseitiges Kauverhalten entstehen. Solche Probleme kann ein Tierarzt meist noch leicht beheben. Schwieriger gestaltet sich die Behandlung, wenn durch fehlende oder überzählige Zähne Fehlstellungen entstehen.
Doch die Ärzte forschen fleißig weiter und versuchen, auch solche Probleme zu lösen. Immer öfter wird auch ein Diastema, ein Zwischenraum zwischen zwei Backenzähnen, beobachtet. Normalerweise ist zwischen den Backenzähnen kein bisschen Platz. In den Zwischenräumen können sich Futterreste absetzen und für faule Zähne sorgen. Auch hier wird mittlerweile von den Ärzten mit Füllungen experimentiert.
Jos Richter empfiehlt Pferdebesitzern, einmal jährlich die Beißerchen der Tiere untersuchen zu lassen, auch wenn von außen nicht erkennbar ist, ob das Pferd unter Zahnschmerzen leidet. Der erste Blick ins Pferdemaul kann ohne Betäubung durchgeführt werden. Muss das Tier behandelt werden, ist dies aber nach Meinung von Richter nicht ohne Betäubung sinnvoll, da das Pferd bei Angst nach vorne flieht.
Kosten nicht scheuen
Alles andere lehnt Richter als Tierquälerei und unverantwortlich ab. Seiner Ansicht nach sollte eine Zahnbehandlung zudem den Tierärzten vorbehalten sein. Jeder kann zwar ohne Vorkenntnisse das Handwerk eines Tier-Zahnarztes in Kursen lernen, darf dann aber nicht betäuben. Daher sollte man die Kosten für eine Zahnbehandlung durch einen Tierarzt nicht scheuen. Das Pferd wird es danken.