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SAND: Wenn der Pfarrer eigenhändig zum Presslufthammer greift

SAND

Wenn der Pfarrer eigenhändig zum Presslufthammer greift

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    Nicht wiederzuerkennen als solche ist momentan die Sander Pfarrkirche.
    Nicht wiederzuerkennen als solche ist momentan die Sander Pfarrkirche. Foto: Foto: Christian Licha

    Stolze 1000 Kubikmeter Bauschutt werden die freiwilligen Helfer insgesamt bei der Sanierung der Pfarrkirche St. Nikolaus in Sand bewegen. Ausgerüstet mit Pickel, Schaufel und Schubkarren trafen sich am Samstag über 30 Frauen und Männer, um bei den Arbeiten an ihrem Gotteshaus tatkräftig mit anzupacken.

    Eine dichte Staubwolke hat sich im Innenraum der Kirche breit gemacht. In allen Ecken herrscht rege Betriebsamkeit inmitten des Baulärms. Zwei Minibagger helfen dabei, die Schubkarren der Ehrenamtlichen zu füllen, die sie dann zu einem der bereitgestellten Anhänger bringen. An allen drei Kirchenausgängen stehen Fahrzeuge, die den Schutt abtransportieren.

    Michael Erhart hat das Messgewand gegen Arbeitskleidung getauscht und hält einen Presslufthammer in der Hand. Der Pfarrer hilft, den Betonboden aufzubrechen. „Ich freue mich, dass so viele freiwillige Helfer mit anpacken und helfen, unsere Kirche in neuem Glanz erstehen zu lassen“, sagt Erhart, der sich als Ziel gesetzt hat, den Weihnachtsgottesdienst wieder in der Pfarrkirche begehen zu können.

    „Wir liegen sehr gut im Zeitplan“, sagt auch Klaus Ullrich, der als Bauleiter fungiert. Als Termin für die Fertigstellung des Abbruchs war Ende März angedacht. Zwar folgen noch einige Arbeitseinsätze, aber im Februar wird wohl alles fertig werden, um den neuen Boden einbauen zu können. Der wurde notwendig, weil auch eine neue Heizungsanlage mit Fußboden- und Wandbeheizung kommen soll. Bereits vor einiger Zeit war ein Team der Freiwilligen Feuerwehr Sand am Werk und demontierte die alten Heizöltanks und den Heizkessel. Künftig soll die Kirche mit Holzpellets beheizt werden.

    Die Frauen der Kirchenverwaltung und des Pfarrgemeinderates sowie Kirchenpflegerin Edeltraud Schnapp haben dafür gesorgt, dass alle bei Kräften bleiben. Neben Getränken und Snacks, die immer bereitstanden, tischten sie gegen Mittag in der Schulaula eine Helfermahlzeit auf; diesmal Spießbraten mit Klößen und Bohnengemüse sowie ein vegetarisches Gericht.

    Rentner Karl Löser führt penibel Protokoll über die Arbeiten, um sie der Nachwelt zu bewahren. „Bereits nach dem Drei-Königs-Gottesdienst haben wir angefangen, die Sakristei auszuräumen“, berichtet Löser. Seitdem finden die Gottesdienste im Pfarrhaus statt. Bei den vergangenen drei großen Arbeitseinsätzen haben insgesamt 70 Helfer mitgewirkt. Auch Löser freut sich über den großen Zuspruch aus der Bevölkerung, der keineswegs selbstverständlich sei. Jeder habe Arbeitsgerät mitgebracht. Landwirte haben ihren Bulldog mit Anhänger zur Verfügung gestellt, der gemeindliche Bauhof seine Fahrzeuge.

    Neben den Helfern an den Samstagen gibt es aber auch einen „Rentner-Trupp“, der sich unter der Woche engagiert. Die nicht mehr beruflich eingebundenen Ehrenamtlichen klopfen zum Beispiel den Putz an den Wänden ab oder verrichten andere Arbeiten, die man als kleine Mannschaft bewerkstelligen kann.

    Auch über die Geschichte der ehrwürdigen Pfarrkirche weiß Löser viel zu berichten. Die ursprüngliche Kirche wurde in den Jahren 1728 bis 1731 erbaut. Um sie herum war zur damaligen Zeit der Friedhof angelegt. Der Kirchturm wurde 1733 fertiggestellt und ist der älteste Teil des heute bestehenden Gebäudes. Der Rest wurde 1928 neu errichtet. Der letzte Umbau fand vor knapp 40 Jahren statt. Wer erwartet hat, dass bei den jetzigen Ausgrabungen Knochen oder gar Skelette gefunden werden, muss enttäuscht werden. Außer einem kleinen Schnapsfläschen, das sich in dem aus Bauschutt bestehenden Untergrund der Kirche befand, wurde nichts entdeckt. „Leider auch kein Goldschatz, der den Kirchenumbau finanzieren könnte“, schmunzelt Löser. Das Kostenvolumen der Gesamtmaßnahme beträgt stolze 1,4 Millionen Euro, von denen voraussichtlich 65 000 Euro in Eigenleistung erbracht werden.

    Und wie kann man sich dann die neue Kirche vorstellen? Pfarrer Erhart erklärt: „Wir stellen die komplette Kirche auf den Kopf, damit sie für die kommenden 50 Jahre hält.“ Der ganze Innenraum wird ebenerdig, also barrierefrei. Die bisherigen Stufen verschwinden. Neben der Boden- und Fußheizung wird es ein neues Beleuchtungskonzept geben, das das weiße Gebäudeinnere farbig illuminieren soll. Die alte Orgel wird durch eine elektronische ausgetauscht und der Altarraum verkleinert. Der hintere Teil wird durch eine Wand abgetrennt und Hochaltar sowie Altar werden in den jetzigen Kirchenraum verlegt. Betreut wird das Vorhaben vom Architektenbüro Herlein in Zeil, das bereits über Erfahrung bei Kirchenbauten verfügt. Die Neuausrichtung der Altäre übernimmt die Firma Rösch aus Scheßlitz, bei der diese auch momentan eingelagert sind.

    Für die weiteren Arbeitseinsätze im Februar sind jederzeit noch Helfer willkommen. Wer mit anpacken möchte, kann sich im Pfarrbüro nach den nächsten Terminen erkundigen.

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