„So extrem war es in den letzten Jahren nicht“ – Landwirt Reinhold Giebfried aus Ostheim ist schockiert, wenn er von der momentanen „schweren Mäuseplage“ spricht. Wie viele Bauern in der Region hat auch er die Mäuse auf manchen seiner bewirtschafteten Äcker in „aufwendiger Arbeit“ bekämpft.
„Alle vier bis fünf Jahre haben wir einfach ein Mäusejahr“, beruhigt Joachim Dömling alle, die sich wegen der steigenden Population der Mäuse Sorgen machen. Der Pflanzenbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt habe noch keine Meldungen über Schäden, die von Mäusen verursacht wurden, erhalten. Auch in der Naturschutzbehörde des Landkreises Haßberge sei diesbezüglich noch „kein Schaden beklagt“ worden, so Andrea Eberlein.
Davon abgesehen gestalte sich eine allgemeine, flächendeckende Erhebung der durch Mäuse verursachten Schäden laut Dömling schwierig.
„Alle vier bis fünf Jahre haben wir einfach ein Mäusejahr.“
Auch Diplom-Biologe Jürgen Thein sieht die Ursache der wachsenden Population der grauen Säugetiere zum einen im natürlichen Zyklus der Tiere. Es sei ganz normal, „in manchen Jahren gibt es eben mehr, und in anderen Jahren weniger Mäuse“.
Andererseits liegt es aber auch an der für die Mäuse günstigen Witterung. Der kurze und milde Winter, der warme Frühling und der heiße Sommer sowie die anhaltende Trockenheit sind für die bodenlebenden Tiere besonders angenehm. Zudem finden die Tiere im Moment genug Nahrung, was ebenfalls ein wichtiger Faktor für das aktuelle Populationswachstum ist. Solche Entwicklungen gibt es nun einmal im „Gefüge der Lebensgemeinschaften“ der Natur.
Es ist ein echtes Mäusejahr: Selbst neben der Autobahn ist es den Mäusen offenbar nicht zu laut. Bei Bergrheinfeld haben sie sich sogar eine eigene Mäuse-Autobahn gebaut. Zur Mäuse-Situation in den Haßbergen bald mehr auf mauspos...äh...mainpost.de. Posted by Main-Post Haßberge on Freitag, 21. August 2015
Ebenso wie Jürgen Thein, beurteilt auch Naturschutzwächter Johann Ströhlein aus Marktsteinach die große Mäuseanzahl: „Die Natur regelt das selbst wieder.“ Seien es Krankheiten oder anhaltender Regen, die dann das Populationswachstum der bodenlebenden Tiere wieder eindämmen. Die natürliche Umwelt kann mit einer solchen Situation gut umgehen, für sie ist es laut Thein ein „normaler Vorgang“ und, aus Sicht der Natur beurteilt, könne die große Mäusepopulation keinen Schaden verursachen.
„Von Schäden kann nur im Zusammenhang mit der Wirtschaftlichkeit gesprochen werden“, Personengruppen wie Landwirte, Forstwirte und Gärtner können in dieser Hinsicht sicher einen Schaden beklagen.
„Die Natur regelt das selbst wieder.“
Johann Ströhlein, Naturschutzwächter aus Marktsteinach
Joachim Dömling kann dies bestätigen. In den Bundesländern Thüringen und Sachsen-Anhalt scheint sich das Mäusewachstum besonders stark in der Landwirtschaft bemerkbar zu machen. „Dort gibt es Ertragseinbußen von drei bis vier Prozent“, berichtet Dömling.
Wolfgang Gnannt, Leiter des Forstreviers Raueneck bei Ebern freut sich, dass im Moment im Wald noch keine Schäden durch die vielen Mäuse zu erkennen sind. Aktuell sei durch die Vergrasung ausreichend Vegetation vorhanden, von der sich die Tiere ernähren können. Im Herbst allerdings, wenn diese Nahrungsquelle dann schwindet, ist es möglich, „dass die Tiere dann an die Bäume gehen“.
Aber auch für diesen Fall sorgt man vor: Die Mäusepopulation kann auch durch die Stärkung der Population der Fressfeinde eingedämmt werden. Im Revier Raueneck wird nicht gejagt. So können Füchse, die sich zu 80 bis 90 Prozent von Mäusen ernähren, oder Wildschweine durch ihr natürliches Fressverhalten den Wald vor durch die Mäuse verursachten Schäden schützen. „Angewandter Waldschutz“ also, wie es Gnannt formuliert.
„Von Schäden kann nur im Zusammenhang mit der Wirtschaftlichkeit gesprochen werden.“
Jürgen Thein, Diplom-Biologe
Auch Biologe Thein bestätigt diese Beobachtung: „indirekt profitieren die Fressfeinde der Mäuse besonders“, die Population beispielsweise der Wildkatzen, Wildschweine, Eulen und Greifvögel wie Mäusebussarde wächst infolge der steigenden Anzahl an Mäusen.
In diesem Zusammenhang nennt Naturschutzwächter Ströhlein auch eine Möglichkeit, etwas gegen das Mäusepopulationswachstum zu tun: Die Greifvögel in ihrer Jagd unterstützen. So können beispielsweise mit einer Stange und einem daran befestigten Brett leicht Greifvögelplätze gebaut werden. Zudem hilft es den Mäusefressern, wenn „der Rasen kurz gemäht ist“, so sehen sie ihre Beute viel leichter und können gezielter jagen.
Hier wird also die Strategie angewendet, die Mäusepopulation durch Erhöhung der Anzahl der Fressfeinde einzudämmen. Er habe in seinem Garten auch aus diesem Grund Nistkästen für Eulen befestigt, so Ströhlein. Weil viele Scheunen heutzutage verschlossen und nicht mehr zugänglich für Eulen sind, spricht er bei der Problematik der wachsenden Mäusepopulation in gewisser Weise auch von einem „hausgemachten Problem“.
Pflanzenbauberater Dömling erwähnt als Gegenmaßnahme auch die Bodenbearbeitung durch den Landwirt. Das Beeinflussen des Lebensraums der Maus und das „Mäuse stören“ wäre eine weitere Möglichkeit, die Pflanzen vor der Maus zu schützen.
„Gift ist ohne Zweifel der falsche Weg.“
Jürgen Thein, Diplom-Biologe
Als zugelassene Handlung, die Mäuse zu vergiften, nennt er das Auslegen von „Giftweizen“. Diese Methode sei jedoch sehr aufwendig und ist „echte Handarbeit“, da die Körner dabei in jedes Loch gestreut werden müssen.
Biologe Thein gibt bei dieser Art der Bekämpfung jedoch zu bedenken, dass das Gift dann durch die natürliche Nahrungskette auch unter den Jägern der Maus verbreitet wird, was nicht gewollt sein könne. Auch Naturschutzwächter Ströhlein spricht sich dagegen aus: „Das ist ohne Zweifel der falsche Weg.“ Forstrevierleiter Gnannt hält ein solches Eingreifen ebenfalls nicht für nötig, solange keine Überpopulation entstanden ist.