Am Wochenende ist es in Knetzgau erneut zu Schmierereien gekommen, mit denen der Bürgermeister Stefan Paulus beleidigt wird. Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen war der Täter in der Zeit zwischen Samstag, 21.30 Uhr, und Sonntag, 8 Uhr, aktiv. Mit roter Leuchtfarbe sprühte er gleichlautende Schriftzüge "Deppen wählen Paulus" auf Einfahrtstore, Scheunentore und einem Trafohäuschen auf. Die bislang fünf festgestellten Tatorte liegen in der Weidengasse, der Haigstraße und Alter Rathausplatz. Nach einer ersten Schätzung dürfte der Sachschaden im vierstelligen Euro-Bereich liegen.
Der Staatsschutz der Kriminalpolizei Schweinfurt hat die Ermittlungen übernommen. Wer verdächtige Personen beobachtet hat oder sonst sachdienliche Hinweise geben kann, wird gebeten, sich unter Tel. 09721/202-1731 zu melden.
Bürgermeister Paulus sagte am Montagnachmittag auf Anfrage dieser Redaktion, mit den neuen Schmierereien würden nicht nur er persönlich, sondern jetzt auch alle seine Wähler – und somit ein Großteil des Dorfes – belästigt und beleidigt. Er persönlich könne mit den Anfeindungen leben. „Das bereitet mir keine schlaflosen Nächte.“ Es sei allerdings ärgerlich, dass der Schmierer fremdes Privateigentum beschädige. Die Farbe wieder von den Metall- und Holzoberflächen wegzubekommen, sei aufwändig und sehr teuer. Die Gemeinde Knetzgau werde den geschädigten Privatleuten deshalb eine finanzielle Unterstützung zukommen lassen, kündigte Paulus an. Man werde auch eine Belohnung ausloben.
Der Bürgermeister geht davon aus, dass es sich um mehrere Täter handelt, denn es gebe offenbar unterschiedliche Handschriften. Und hat er eine Ahnung oder Vermutung, wer es sein könnte? „Nein“, sagt Paulus. Eines sei aber sicher: „Es sind heimlichtuerische Spießbürger, denen der Mumm fehlt, mir die Meinung ins Gesicht zu sagen.“ Natürlich gebe es immer wieder mal schwierige Entscheidungen, die ein Bürgermeister zu treffen habe und die vielleicht bei manchen Bürgern nicht so gut ankommen. „Diese Bürger diskutieren dann zwar hart und mit manchmal nicht nachzuvollziehenden Argumenten mit mir, aber immer ehrlich und offen. Zwar mit dem Säbel, aber mit offenem Visier.“ Die Schmierer aber seien einfach feige.
In der Vergangenheit hatte es immer wieder öffentliche Beleidigungen des Bürgermeisters gegeben. Ziemlich genau vor einem Jahr im März 2015 tauchten in Knetzgau und im Gemeindegebiet erste Schmähzettel mit der Aufschrift "Paulus schäm dich" auf. Anfang April 2015 eskalierte die Kampagne weiter, als erstmals eine Scheune in Knetzgau mit Parolen gegen den Bürgermeister beschmiert wurden. Und dann wurde sogar das Wohnhaus in der Bamberger Innenstadt, wo Paulus mit seiner Familie lebt, von dem Täter oder der Täterin angegangen.
Im Mai 2015 wurden schließlich Schmähzettel nicht nur in Knetzgau, sondern auch in Gemeindeteilen verteilt. Die anonymen Diffamierungen richteten sich dabei erstmals nicht nur gegen Bürgermeister Paulus, sondern auch gegen einen namentlich genannten Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung.
Anfang Juni 2015 wurde der Schmierer bei einer seiner nächtlichen Aktionen an einem Baum in der Straße „Am Rathaus“ von einem Zeugen beobachtet. Er wurde wie folgt beschrieben: etwa 50 Jahre alt und zwischen 1,70 und 1,80 Meter groß. Er habe eine rote Regenjacke mit Kapuze und eine helle Hose getragen. Der Polizei gelang es aber nicht, einen Tatverdächtigen zu ermitteln.