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WONFURT/WÜLFLINGEN: Wieder Staub auf Fensterbrettern

WONFURT/WÜLFLINGEN

Wieder Staub auf Fensterbrettern

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    Staubprobe von Loacker: Die Bürgerinitiative „Lebenswertes Wonfurt“ hatte sie mitgebracht, Bernhard Walter nahm sie in Augenschein.
    Staubprobe von Loacker: Die Bürgerinitiative „Lebenswertes Wonfurt“ hatte sie mitgebracht, Bernhard Walter nahm sie in Augenschein.

    (dix/ger) Fassungslos und voller Zorn – so lässt sich wohl am ehesten die Gemütslage eines Wonfurters beschreiben, der am Donnerstagvormittag schilderte, was jetzt die Diskussion um die Recylingfirma Loacker in Wonfurt weiter befeuern dürfte: Wieder wurde auf Fensterbrettern bei Anrainern der Firma Staub entdeckt – „glitzernder Staub“, wie der Mann, der auch Mitglied der Bürgerinitiative „Lebenswertes Wonfurt“ ist, gegenüber dieser Zeitung berichtet.

    „Es kann doch nicht sein. Jetzt geht es schon wieder los“, sei sein erster Gedanke gewesen. Da man den Anwohnern gesagt habe, wenn sie etwas Auffälliges beobachten würden, sollen sie es sofort dem Landratsamt und der Polizei melden, habe man auch die beiden Behörden verständigt. Am Mittwoch seien dann Vertreter des Landratsamtes und am Donnerstag auch die Wasserschutzpolizei vor Ort gewesen, berichtet der Mann weiter.

    Entsprechendes bestätigt auch Monika Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes. Anrainer hätten sich im Landratsamt am Mittwoch wieder über Staubbelästigung beschwert, daraufhin seien Mitarbeiter des Landratsamtes nach Wonfurt gefahren, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Pressesprecherin Göhr weiter: „Dem optischen Anschein nach stammt der Staub von der Firma Loacker“.

    Weiter berichtet Göhr, dass es es am Dienstagabend durch einen Betriebsfehler der Firma Loacker zur Staubbelastung gekommen sei. Ihrer Schilderung zufolge war Elektro-Schrott verarbeitet worden, obwohl die Bedüsung, durch die die Staubentwicklung verhindert werden soll, aufgrund der Minustemperaturen derzeitig nicht möglich sei.

    „Aufgrund der vorgefundenen Situation hat das Landratsamt umgehend reagiert und die Verarbeitung von Elektro-Schrott mit sofortiger Wirkung untersagt. Der Betrieb der E-Schrott-Verwertung darf erst wieder aufgenommen werden, wenn eine Bedüsung des Materials bei der Verarbeitung wieder möglich ist,“ so Göhr weiter. Sicherlich werde der Staub auch in den umliegenden Immissionsmessstellen wieder zu finden sein, so die Pressesprecherin. Aus diesem Grund wurde die Staubprobe, die vom Fensterbrett stammt, als Rückstellprobe verwendet. Sie wird vorerst nicht untersucht, weil der gleiche Staub ja auch in den Bechern der umliegenden Messstellen aufgefangen wurde, so Göhr.

    Dass der Staub aus Wonfurt auch die Bürger von Wülflingen beschäftigt wurde unterdessen auch bei einer Aufklärungsveranstaltung der Bürgerinitiative „Lebenswertes Wonfurt“ in Wülflingen deutlich. Gut 70 Wülflinger waren auf Einladung von Bernhard Walter gekommen. Darin zeigte Andrea Werner vom Vorstand der Bürgerinitiative die Chronologie des „Giftskandals“ auf. „Seit 2010“, so Werner, „kommt es immer wieder zu Staubverfrachtungen rund um Loacker“. Im Mai 2011 sei durch Anrainer Anzeige beim Landratsamt Haßberge erstattet worden, das daraufhin erste Staubproben genommen habe. Neben den Schwermetallen habe das Landesamt für Umwelt (LfU) auch Dioxine festgestellt.

    Im August sei die Firma drei Tage lang für eine Reinigung geschlossen worden. Im September habe die DEKRA Bodenproben entnommen und untersucht. Nach deren Aussagen hätten die gefundenen Schwermetalle und organischen, toxischen Schadstoffe weit unter den Prüfwerten gelegen und keine schädlichen Bodenveränderungen nach der Bundesbodenschutzverordnung vorgelegen.

    „Allerdings wurden nicht alle Bodenproben untersucht und auch der Anteil des Kupfers blieb unberücksichtigt“, so Karl Hellwig von der Bürgerinitiative. „Außerdem hat die DEKRA nicht untersucht, ob der Staub gefährlich ist, sondern ob vom Boden eine Gefährdung ausgeht. Das ist ein gravierender Unterschied.“ Er sei erst in dieser Woche mit Vertretern der Bürgerinitiative beim LfU in Augsburg gewesen. „Dort wurde uns bestätigt, dass der Staub, den die Firma Loacker produziert, gefährlich ist. Aber niemand kann uns mitteilen, wie sehr“, betonte Hellwig. Die Firma könne selbst nicht sagen, aus welchen Bestandteilen der Staub bestehe.

    Bedenklich sei auch, dass das Regenwasser von den Dächern der Betriebsgebäude einfach in den Main fließe. Jetzt seien zwar drei Messstationen im Abstand von 80 bis 100 Metern zur Firma Loacker installiert worden. Allerdings würden die ersten Ergebnisse wohl erst im März vorliegen. Hellwig monierte, dass die Staubproben „zusammengeschmissen“ und erst dann ausgewertet würden, wodurch man lediglich „Mittelwerte erhalte und die Windrichtung wird überhaupt nicht berücksichtigt“.

    Thomas Reinhard, Vorstandsmitglied der Bürgerinitiative, gab an, dass das bei Loacker angewandte Recyclingverfahren wohl unbekannt sei und das Landratsamt „keine Ahnung hat, was es prüfen und vorschreiben soll“.

    Bernhard Walter kritisierte, dass sich Haßfurts Bürgermeister Rudi Eck raushalte und die Bürger von Wülflingen aufgefordert habe, selbst aktiv zu werden. Zur Sprache kam auch, dass Loacker zwar endlich einen Antrag auf verschiedene Änderungen im Betrieb und auf Einhausung des gesamten Betriebs gestellt habe. Allerdings habe das Lärmschutzgutachten gefehlt, so dass die Unterlagen vom Landratsamt wieder zurückgeschickt worden seien. Hellwig kam zu dem Schluss, dass das Landratsamt offenbar Angst vor Schadensersatzforderungen der Firma Loacker habe. „Denn sonst könnte es den Betrieb wegen des Ausstoßes gefährlichen Staubs schließen.“

    Andrea Werner teilte mit, dass die Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, MdB Eva Bulling-Schröter (Die Linke), am 14. Februar nach Wonfurt komme. Hellwig ergänzte, dass man sich an die Regierung von Unterfranken und das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit gewandt, aber keinen Erfolg in der Sache erzielt habe.

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