Im September 2004 hat Jörg Strohschön aus Schweinshaupten seinen Zivildienst beim Bund Naturschutz begonnen und nun ist seine Dienstzeit schon fast vorbei. Sein Einsatz für den Naturschutz habe seine Wahrnehmung der Umwelt verändert, sagt er. "Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, achte ich mittlerweile auf jeden Baum und jeden Vogel." Gefallen habe ihm auch, dass man als Zivi beim BN den ganzen Landkreis kennen lernt. "Ich bin in Dörfern gewesen, von denen ich vorher nicht gewusst habe, dass es sie überhaupt gibt."
Die ersten Monate seiner Dienstzeit verbringt jeder Zivi mit Landschaftspflege, zum Beispiel mit dem Mähen von Trockenhängen, alten Weinbergen oder Streuobstwiesen. Diese Arbeit ist, laut BN-Geschäftsführer Jürgen Thein, vor allem in den ersten Wochen körperlich sehr anstrengend, später gehe sie aber schon leichter von der Hand.
Die kostbaren Biotope sind die Heimat von seltenen Schmetterlingen wie dem Admiral oder der Spanischen Flagge, Heuschrecken und Pflanzen. Auch einer der wenigen bayrischen Standorte der seltenen Bocksriemenzunge befindet sich im Landkreis. An den Trockenhängen am Stettfelder Kohlberg ist die seltene Orchideenart zu finden. Insgesamt werden vom Bund Naturschutz sieben Hektar Biotopfläche betreut.
Besonders gut hat Strohschön die große Abwechslung bei seiner Tätigkeit gefallen. Erst vor kurzem war er zusammen mit dem Diplom-Biologen Jürgen Thein im Coburger Naturkundemuseum, um eine genetische Probe einer präparierten Wildkatze zu entnehmen. Dies so gewonnene DNA wird dann mit der anderer Katzen verglichen. Der Bund Naturschutz sucht nämlich nach Spuren der in Bayern fast schon ausgestorbenen Art (wir berichteten).
Dazu werden auch Wildkatzen-Lockstöcke aufgestellt, auch eine Arbeit der Zivis. Diese Stöcke werden vorher mit Baldrian und Katzenminze ausgestattet, um die scheuen Tiere anzulocken. Beim Reiben an der Oberfläche hinterlassen die Katzen Haare, die im Labor untersucht werden. Einsatzgebiet sind die gesamten Haßberge zwischen Bad Königshofen und Zeil.
Im Herbst und Winter beteiligen sich die Zivis an den wissenschaftlichen Untersuchungen der Kreisgruppe. Im letzten Jahr wurde die Populationsgröße der Gelbauchunken im Naturschutzgebiet "Muggenbacher Tongruben" im Landkreis Coburg bestimmt. Dazu wurden die Amphibien einzeln fotografiert und am Computer miteinander verglichen.
Im Frühjahr beginnt die Amphibienzeit: Kröten, Frösche und Molche begeben sich auf Wanderschaft und marschieren in ihre Laichgewässer. Da die liebestollen Tiere auf ihrem Weg auch vor viel befahrenen Straßen nicht Halt machen, sind die Zivis damit beschäftigt, Zäune aufzustellen, die die Amphibien aufhalten und vor dem Überfahren bewahren.
Seit im Jahr 1986 der erste Zivildienstleistende seinen Ersatzdienst beim Bund Naturschutz geleistet hat, hat sich einiges verändert und die Dienstzeit wurde von zwei Jahren auf neun Monate verkürzt. Abwechslungsreich ist die Zivi-Arbeit jedoch geblieben.
"Auch nach mehreren Monaten weiß man am Morgen nie, was der Tag bringt", meint Jörg Strohschön. So könne es vorkommen, dass er eine Fledermaus zum Tierarzt nach Coburg fahren muss oder ein Anrufer darüber rätselt, ob ein Igel denn Farben sehen könne.
Beeindruckt habe ihm auch das Arbeitsklima, sagt der 21-Jährige. Ursprünglich wollte er einen sozialen Dienst auswählen, er habe seine Entscheidung aber "keine Sekunde bereut".
Jeder der Lust hat, seinen Zivil- dienst oder ein Praktikum beim Bund Naturschutz zu verbringen, kann sich unter Tel. (0 95 21) 71 13 an die Geschäftsstelle in Haßfurt wenden.