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GÄDHEIM: Windkraft vor der Haustür bringt Profit

GÄDHEIM

Windkraft vor der Haustür bringt Profit

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    Windkraft vor der Haustür bringt Profit
    Windkraft vor der Haustür bringt Profit

    In Kürze werden oberhalb von Gädheim, nahe der B 303 drei Windräder fertiggestellt sein. Jeder Turm besteht aus 22 übereinandergesetzten Betonringen. Auf diesen hieven in diesen Tagen 150 hohe Riesenkräne Stahlsegmente, an deren Spitze die Gondeln mit dem Generator und die Rotorblätter montiert werden. Dann sind die Windkraftanlagen betriebsbereit. Vom Strom, den sie produzieren, profitieren auch die Bürger der Gemeinde Gädheim – vorausgesetzt sie beteiligen sich an den Windkraftanlagen. Dies soll bei zwei der drei Windräder möglich sein.

    Den Anblick von Windrädern sind die Einwohner Gädheims gewohnt. Auf der anderen Seite der Bundesstraße, auf Forster Gemarkung, sind in den vergangenen Jahren acht „Spargel“ in den Himmel gewachsen. Die drei neuen Windräder auf Gädheimer Gemarkung heben sich von den sich bereits drehenden Windrädern durch ihre Größe etwas ab. Die Anlagen vom Typ E-92 der Firma Enercon werden von der Geländekante bis zur Spitze eines hochgereckten Rotorblatts 184,40 Meter messen. Die Naben der Rotoren befinden sich 138,40 Meter über dem Boden. Die Rotorspitzen der höchsten Forster Windräder erreichen eine Höhe von gut 149 Meter über Grund.

    Sollte die vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer geforderte 10-H-Regelung für Windräder umgesetzt werden, dann dürften künftig Windräder nur noch an Standorten gebaut werden, an denen der Mindestabstand zur nächsten Siedlung der zehnfachen Entfernung der Windradhöhe entspricht. Für bereits genehmigten Windkraftanlagen, wie die drei bei Gädheim, würde dies nicht gelten. Laut Gädheims Bürgermeister Egon Eck sind es 801 Meter zwischen dem Windrad, das Gädheim am nächsten steht und dem ersten Wohnhaus. Die beiden anderen Windräder sind über einen Kilometer entfernt. Da im Windkraft-Vorranggebiet bei Gädheim kein Platz für weitere Windräder ist, kann 10 H dort auch keine künftigen Windkraftpläne durchkreuzen – ganz anders als an den meisten anderen vorgesehenen Windkraft-Gebieten in Bayern.

    Eck: Keine Beeinträchtigungen

    Beeinträchtigungen für die Einwohner Gädheims erwartet Eck durch die Windräder nicht. Da die Ortschaft südlich der Windräder liegt, gebe es dort keinen Schattenwurf durch die Rotoren. Und die Hauptwindrichtung trage die Drehgeräusche der Rotoren vom Ort weg. Zudem hätten die Rotorblätter spezielle Aufsätze, die den Geräuschpegel senken, ergänzt Jochen Bals. Er ist Energiedienstleister und Geschäftsführer der drei Unternehmen (Gädheim WER 1, 2, 3 GmbH & Co. KG), die die Windräder geplant und in Auftrag gegeben haben. Die Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte (GUT) Haßberge, die die Städte und Gemeinden im Landkreis gegründet haben, ist am Projekt nicht beteiligt.

    15 Millionen Kilowattstunden elektrische Energie sollen die drei Windkraftanlagen laut Prognose pro Jahr erzeugen. Dies würde rechnerisch ausreichen, um etwa 3500 Vier-Personen-Haushalt zu versorgen. Zum Vergleich: Gädheim hat 320 Haushalte. Man darf sich das aber keineswegs so vorstellen, dass der bei Gädheim produzierte Windstrom aus einer Gädheimer Steckdose gezogen werden kann. Abnehmer des Stroms sind die Stadtwerke Schweinfurt. In deren Leitungsnetz wird der bei Gädheim erzeugte Windstrom an einer Übergabestation bei Gut Reichelshof eingespeist. Um den Strom von den Windrädern dorthin zu befördern, wurde eine sechseinhalb Kilometer lange Stromleitung verlegt, die den Main in einem Tunnel unterquert, wie Bals schildert.

    Die Herstellung der Infrastruktur – zu der neben der Verlegung des Stromkabels beispielsweise die Befestigung der Zufahrtswege und das Anlegen der Montageplätze an den Windrädern zählt – machten laut Bals etwa ein Fünftel der Herstellungskosten von knapp vier Millionen Euro pro Windrad aus. Baubeginn war im Mai dieses Jahres. „Wir hoffen, dass wir bis Jahresende fertig werden“, sagt Bals. Spätestens Ende Januar jedoch sollen sich die Windräder drehen.

    Bürgerbeteiligung

    Im ersten Kalenderjahr betreiben Bals Unternehmen alle drei Windräder. Danach bleibt ein Windrad weiter unter Bals Regie. Mindestens eines der beiden anderen Windräder geht in die Hand der Gemeinde Gädheim über, die ihren 1320 Einwohnern die Möglichkeit anbietet, sich am Windrad zu beteiligen. Sollte das Interesse groß genug sein, so erklärt es der Bürgermeister, könnten sich die Bürger auch am drittem Windrad beteiligen. Sollte das Interesse der Gemeindebürger, die noch über das Vorhaben informiert werden, nicht ausreichen, wäre es denkbar, dass die Gemeinde der Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Haßberge einen Einstieg anbietet, die über ausreichend Investitionskapital verfüge.

    Zu welchen Konditionen sich Bürger beteiligen können, steht noch nicht endgültig fest. Sicher ist aber, dass es eine Mindestbeteiligung gibt, beispielsweise von 5000 Euro, sowie eine Höchstgrenze, damit sich niemand unbegrenzt einkaufen kann. Zum Zuge kommen zunächst die Einwohner der Gemeinde Gädheim. Später könnten auch weitere Einwohner der Verwaltungsgemeinschaft Theres oder darüber hinaus hinzukommen, erklärt Eck. Die Bürgerbeteiligung soll 30 Prozent der Herstellungskosten der Windräder finanzieren, etwa 1,2 Millionen pro Anlage Euro. Das restliche Geld kommt von Banken. Nach 15 Jahren sollen deren Darlehen laut Bals und Eck getilgt sein.

    Auf eine Laufzeit von 20 Jahren gerechnet erwarten sie eine Rendite von durchschnittlich vier bis fünf Prozent auf das eingesetzte Geld. Über die Ausschüttungen entscheiden die Beteiligten jährlich neu. Das betriebswirtschaftliche Risiko bleibt bei ihnen: Sollte am Himmel große Flaute herrschen, könnte der Stromertrag und damit die Rendite niedriger ausfallen als vorausberechnet. Auch die Gemeinde profitiert: Da alle drei Windrad-Unternehmen ihren Sitz in Gädheim haben, bleibt die komplette Gewerbesteuer vor Ort, berichtet der Bürgermeister.

    Windrad E-92

    Der Windradtyp E-92 der Firma Enercon, der bei Gädheim zum Einsatz kommt, hat einen Ringgenerator, der ohne Öl funktioniert und eine Leistung von 2,35 Megawatt hat. Der aus 22 Beton- und drei Stahlsegmenten bestehende Turm der Windkraftanlage misst von der Oberkante des ihn umgebenden Geländes bis zur Nabe an der Turmspitze 138,40 Meter. An der Basis hat der Turm einen Durchmesser von circa 10,7 Metern, an der Spitze sind es gut 2,2 Meter. Der Kranz mit den drei Rotorblättern hat einen Durchmesser von 92 Metern und ist damit größer als die Rotoren älterer Windkraftanlagen. Das Gesamtgewicht des Turms gibt der Hersteller mit etwa 1486 Tonnen an.

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