Dieses winzige rosarote Häuschen am Oberen Kaulberg 31 entpuppt sich inzwischen als großer Medienstar: Tageszeitungen, Fernsehen und Radio berichten über das knapp 20 Quadratmeter kleine, fast 300 Jahre alte "Häusla". Es soll nach dem Willen seiner neuen Eigentümerin, die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg e.V., ein historisches "Tiny House" für Studierende der Denkmalpflege an der Uni Bamberg werden: "eine attraktive, mietfreie Dienstwohnung als Gegenleistung für einige Stunden Mitarbeit pro Monat in unserem gemeinnützigen Verein", wie Vereinsvorsitzender Martin Lorber sagt.
Doch vor einem Einzug von jungem Leben muss das Häusla – im Volksmund auch als "Predigtstuhl" bekannt – grundlegend saniert werden. Eine Herkulesaufgabe für die nicht gerade vermögende Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg, zumal es für die geplanten Sanierungsschritte keine öffentlichen Fördergelder gibt, da das Häusla nicht als Einzeldenkmal gelistet ist. Die geplanten Sanierungsabschnitte schlagen mit etwa 100 000 Euro zu Buche. Und so hat die Schutzgemeinschaft via Internet eine pfiffige Crowdfunding-Aktion gestartet: Unter dem Motto "Vom Klappstuhl bis zum Dachstuhl" können symbolische Patenschaften für Teilschritte der Kernsanierung übernommen oder eine Geldspende angemeldet werden.
Begeistert über die Resonanz der Crowdfunding-Aktion
"Wir sind von der Resonanz sehr begeistert, dankbar und ermutigt!", freut sich Martin Lorber über das bisherige Ergebnis der Aktion: 55 385 Euro verzeichnet das Spendenbarometer (Stand: 24. März 2021). Das bedeutet: "Das ist genug, um loszulegen! Wir können es wagen", betont Lorber. Zunächst solle mit dem Dach und Fachwerk begonnen werden, 2022 sei der Abschluss aller Arbeiten unter Federführung von Architekt Christian Schalk (Bamberg/Nürnberg) vorgesehen.

Einer der größten Schätze aus dem 1729/31 erbauten Haus hat bereits ein erfahrener Restaurator untersucht: Die Putze, welche seit der Erbauung nahezu unangetastet geblieben sind und nun fast 300 Jahre Gestaltungsgeschichte offenbaren – von einfachen braunen Zierden aus dem Rokoko, über Girlanden-Schablonenmalereien aus dem 19. Jahrhundert bis zu Rollmustern der 1950er Jahre.
Ob ausgerechnet aus der früheren Mistgrube, dem heutigen komplett leergeräumten Bad, weitere Kleinodien geborgen werden können, soll Stadtarchäologe Stefan Pfaffenberger herausfinden. "Wir könnten auf bauzeitliche Befunde oder ältere Fundamente stoßen, je nach dem wie tief wir graben", will sich Pfaffenberger nicht festlegen. Denkbar sei auch "verklappten Hausmüll oder Haushaltsgeschirr zu finden", meint der Archäologe. Vorgegangen werde wie bei jedem Bodendenkmal.
Über das Häuschen wurde schon eine Masterarbeit geschrieben
Auch angehende Restaurierungswissenschaftlerinnen haben sich schon in einem Seminar mit dem Häusla beschäftigt und Erfassungsmöglichkeiten von der Substanz und ihren Schäden studiert. Das vorwitzig in die Straße ragende Gebäude diente einer Studentin sogar als Studienobjekt für ihre Masterarbeit: Sie hat es geschafft, spannende 200 Seiten über die Besonderheiten des kleinen Hauses zu schreiben.

Spannend bleibt es obendrein, den weiteren Verlauf der Crowdfunding-Aktion zu verfolgen. Bisher haben etliche Handwerker und Firmen Patenschaften für so große Brocken wie Dachstuhl, Fachwerksanierung, Dachdeckung oder Wasserinstallation übernommen. Privatspender aus Stadt und Landkreis Bamberg sowie aus ganz Bayern entschieden sich für Klappstühle, Blumenkästen, Türglocke, Backofen oder Schreibtisch. Jeder Spender bekommt auf der Homepage ein spezielles Dankeschön ausgesprochen. So erhält eine namentlich nicht genannte Haßfurterin einen "leuchtenden Dank" für ihre Gabe "Bettlicht" in Höhe von 50 Euro.
Andere, platzsparende Einrichtungsgegenstände wie zum Beispiel ein Zweisitzer-Sofa oder ein Schrank in Schräge suchen noch Paten. Eine Übersicht darüber, was noch fehlt, ist auf www.haeusla.de zu finden.
Nächster Sendetermin im Radio ist Ostermontag, 5. März, ab 12.05 Uhr im Feiertagsfeuilleton auf Bayern 2 (Bayerischer Rundfunk).