Es sind beunruhigende Bilder aus Ägypten: Fahrzeuge und Gebäude brennen, Plünderer ziehen durch Städte, Polizei und Militär gehen gewaltsam gegen Demonstranten vor, Menschen sterben. Von Urlaubsstimmung kann keine Rede mehr sein, zumindest nicht in den großen Städten am Mittelmeer und im Landesinneren. Aus Kairo hat die Deutsche Botschaft am Montag 140 Deutsche ausfliegen lassen. In den Urlaubszentren am Roten Meer, wie Sharm El Sheikh oder Hurghada, war die Lage zu Wochenbeginn ruhig.
Obwohl die Unruhen Tausende Kilometer weit weg sind, bekommen die Verunsicherung unter den Urlaubsreisenden auch die Reisebüros in der Region zu spüren. Eva Wagenhäuser-Müller von Wagenhäuser Erlebnisreisen in Hofheim schließt sich der Meinung des Auswärtigen Amts in Berlin an: „Wir raten derzeit von Reisen nach Ägypten ab.“ Von ihren eigenen Kunden sind derzeit keine im Land der Pharaonen. Bei der Beurteilung der Lage stützt sie sich in erster Linie auf Sicherheitshinweise von Studiosus-Reisen, die aus ihrer Sicht die Reisebüros gut und sehr aktuell informieren.
Urlauber mit einem Abflugtermin bis einschließlich 7. Februar – so der Stand am Montag – können ihre Reise bei quasi allen namhaften Reiseveranstaltern stornieren und sich die Reisekosten kostenlos erstatten lassen – oder sie buchen um. Doch kurzfristig ein vergleichbar günstiges Reiseziel wie Ägypten zu finden, ist gar nicht so einfach. Eva Wagenhäuser-Müller nennt hier „alle Ziele in Richtung Asien“: die Arabische Halbinsel, Thailand, Indonesien, oder aber Kenia und die Karibik.
In diesen Regionen laden die Wassertemperaturen zwar, wie derzeit das Rote Meer, zum Baden ein, doch nicht nur die Flüge dorthin sind teils deutlich weiter, sondern auch der Preis liegt höher: Eine Woche im Vier-Sterne-Hotel in Ägypten kostet derzeit rund 700 Euro – all inclusive. In Thailand – aktuell in der Hochsaison – kostet pro Woche schon etwa 1200 Euro bei Halbpension, meint Martina Reuß vom Haßfurter Reisebüro Best Franken. Die Kanarischen Inseln lägen zwar näher, aber dort ist das Wasser des Atlantiks noch kühler. „Eine Reisealternative zu Ägypten im Umkreis von gut vier Flugstunden zu finden, ist schwierig“, sagt Reuß, die verunsicherten Ägypten-Reisenden rät, „sich immer an ihr Reisebüro zu wenden“.
Peter Müller, Inhaber des City-Reisebüros in Haßfurt, berichtet von Kunden, die am Samstag nach Ägypten geflogen sind – ans Rote Meer. „Nach Kairo hätte ich sie damals schon nicht mehr gelassen“, so Müller. Eine konkrete Gefahr speziell für deutsche Touristen in Ägypten sieht er nicht: „Amerikaner sind mehr gefährdet.“ Anrufe und Nachfragen verzeichnete er zu Wochenbeginn „nur vereinzelt“ – von einer allgemeinen Panik, „wie nach dem 11. September 2001, als selbst Urlaubsflüge auf die Malediven oder nach Korsika storniert wurden“, sei aktuell nichts zu spüren.
Carmen Seifert vom TUI-Reisecenter Haßfurt kennt ein Paar, dessen Urlaubspläne gehörig durcheinandergewirbelt wurden: Zunächst wurden die beiden jüngst während der Unruhen aus Tunesien ausgeflogen, um dann alternativ nach Ägypten zu reisen. Dort bangten sie am Montag darum, wie es nun weitergeht. Dennoch: „Die Telefone laufen bei uns nicht heiß“, so Seifert am Montag, „aber das kann noch kommen.“ Sie gibt zu: „Ich würde derzeit selbst nicht mit ruhigem Gewissen nach Ägypten fliegen.“
Langfristige Umbuchungen für Ägypten, etwa für die Pfingstferien, seien zu günstigen Konditionen machbar, erklärt Seifert. Kurzfristig einen anderen Badeurlaub zu finden, beurteilt auch sie als kompliziert. Vor allem zum gleichen Preis sei dies fast unmöglich. „Die Kanaren kosten Halbpension in etwa so viel wie Ägypten all inclusive.“
„Sehr besonnen“ so beschreibt Sonja Liebenstein vom Hofheimer Reisebüro die Reaktionen ihrer Kunden. In den kommenden Tagen hat sie keine Abreisen in das von Unruhen erschütterte Kairo anstehen.