Die Jagd gilt als ältestes Kulturgut der Menschheit und die Jäger verstehen sich heutzutage auch als aktive, gut ausgebildete und ehrenamtliche Naturschützer. Dennoch kollidieren die Interessen der Land- und Forstwirtschaft oft mit der Vorstellung der Waidmannsjünger von der klassischen Jagd und ihrem Motto: „Wald mit Wild“. So diskutierte die Herbstversammlung der Kreisgruppe Haßfurt im Bayerischen Jagdverband im Hotel Goger in Augsfeld mit Landrat Wilhelm Schneider über einige Missstände.
Rund 900 Jäger gibt es im Landkreis Haßberge, in dem die drei Kreisgruppen Haßfurt, Hofheim und Ebern organisiert sind. In der Kreisgruppe Haßfurt sind rund 350 Jäger und Jägerinnen Mitglied. Gut 60 von ihnen besuchten die Herbstversammlung am Hubertustag und wurden von der Jagdhornbläsergruppe Haßfurt unter der Leitung von Franz Hümmer musikalisch eingestimmt. Nach dem Totengedenken zeichneten der Vorsitzende Rudolf Meyer und sein Stellvertreter Steffen Vogel zunächst langjährige Mitglieder aus.
Die silberne Ehrennadel des Bayerischen Jagdverbandes für 25 Jahre Mitgliedschaft erhielten Werner Eberwein und Volker Ortloff aus Haßfurt, Franz Reichert aus Wonfurt und Manfred Seifert aus Rauhenebrach. Mit der goldenen Nadel wurden Manfred Beierlieb aus Lauter, Achim von Beust und Günter Zaschka aus Obertheres, Elmar Hohmann und Hugo Sauter aus Haßfurt, Günter Kiesenbauer aus Kleinsteinach, Hilmar Lutz aus Sand, Bruno Rebitzer aus Eltmann und Martin Sieghörtner aus Kirchlauter geehrt.
In der Diskussionsrunde beklagte Rudolf Meyer, dass ältere Jäger, die kein eigenes Revier besitzen, nur noch einige Tage im Jahr auf die Jagd gehen und daher zum 1. April keinen Jahres-Jagdschein lösen möchten, nicht nur sofort ihre Munition abgeben müssten. Sie würden auch danach gefragt, wie sie mit ihren Waffen verfahren wollten, auch wenn sie im Herbst wieder jagen wollten. „Damit werden die Jäger doch arg gegängelt“, so Meyer. Doch der Landrat betonte, dass man niemanden gängele, das Recht aber verschärft worden sei. „In diesem Fall haben wir keinen Ermessensspielraum“, sagte er. Das Landratsamt sei verpflichtet, die Gesetze und Verordnungen anzuwenden und vermehrt zu prüfen.
Schließlich sei der Jagdschein der Bedürfnisnachweis für eine Waffe. Zudem müsse derjenige, der mindestens zehn Jahre lang einen Jagdschein gehabt habe, seine Waffen nicht unbedingt abgeben. Denn hier habe man einen Ermessensspielraum, ergänzte Martin Schrauter, Sachbearbeiter Jagdrecht am Landratsamt Haßberge.
Der Landrat forderte in dem Zusammenhang die Jäger auf, zu prüfen, ob sich noch alle ihre Waffen auch tatsächlich im Waffenschrank befinden. Er lobte den Bayerischen Jagdverband, da es ihm gelungen war, die von der Regierung geplante Erhöhung der Jagdscheingebühren zu verhindern. Rudolf Meyer sprach auch das Thema Rotwild an, das außerhalb der Rotwildgebiete geschossen werden dürfe und sich immer weiter reduziere. „Wir kämpfen dafür, dass das Rotwildgebiet bis zur Mainlinie erweitert wird, damit das Wanderverhalten des Rotwildes ermöglicht wird und das Rotwild hier nicht ausgerottet wird“, betonte er.
Der Landrat verwies auf das Monitoring, das derzeit für einen sechsstelligen Betrag durchgeführt werde. „Ich denke, dass man dann das Thema durchaus diskutieren kann“, erklärte er. Auch die Drückjagden des Bayerischen Staatsforstes mit 100 Jägern auf 500 Hektar, bei denen „auf alles geschossen wird, was sich bewegt“, sind dem Vorsitzenden ein Dorn im Auge. „Es darf doch nicht sein, dass ein Jagdleiter zu den Jägern sagt: wenn Ihr einen Rehbock schießt, geschieht Euch nichts“, führte er an.
Was Steffen Vogel zu einem Plädoyer auf die klassische Jagd, die den Naturschutz und die Hege umfasst, anheben ließ. „Leider wird immer mehr der Waldbau mit der Büchse gefordert. Ja wir Jäger sollen sogar die Straßen freischießen“, echauffierte er sich. „Wir aber wollen uns nicht auf Schädlingsbekämpfer reduzieren lassen, sondern präferieren einen Wald mit Wild!“ Vogel monierte, dass bei den Drückjagden das Rotwild verjagt und damit zum Abschuss freigegeben werde und manche Reviere aufgrund Wildmangels bald nicht mehr zu verpachten seien. „Rufen wir uns doch mal ins Gedächtnis: Schneewittchen und Rotkäppchen sind von Jägern gerettet worden, nicht von Jagdgegnern“, fügte er schmunzelnd an.
Da auch die Abschusspläne umstritten sind, erläuterte Landrat Schneider, dass die Strecken für Reh- und Schwarzwild in den letzten drei Jahren nicht zugenommen hätten. Auch Martin Schrauter gab an, dass die Abschusszahlen beim Rehwild seit 2010 lediglich um etwa 200 Stück pro Jahr schwankten. Rudolf Meyer ging es jedoch darum, dass in einzelnen Revieren zu viel geschossen werde. In den Revieren am Rande des Staatsforsts, der das Wild „vernichte“, gebe es andererseits kaum noch Wild und auch auf den waldfreien Revieren fehle das Wild.
Doch dazu sei er der falsche Ansprechpartner, so der Kommentar des Landrats. Zuletzt brachte Rudolf Meyer noch die Bitte vor, die Gebühren für die Fleischbeschau des Schwarzwilds zu überdenken. Denn die Kosten für jedes Stück Wild, also auch für einen Frischling, der nur 10 bis 12 Euro Gewinn bringt, liegen derzeit bei 17 Euro. „Könnte man nicht Stücke bis 15 Kilo kostenlos beschauen, wie es auch anderswo möglich ist?“, so Meyer. Der Landrat betonte, dass die Gebühren kostendeckend sein müssten. Er werde die Bitte aber gerne mitnehmen und mit seinen Kollegen in Unterfranken besprechen. Für sein Kommen dankte Rudolf Meyer abschließend dem Landrat mit dem Buch „Das Hochwild in den Haßbergen“.
Er verabschiedete außerdem Achim Lausmann aus Haßfurt, der 18 Jahre als Schatzmeister aktiv gewesen war, mit einem kleinen Geschenk.