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KÖNIGSBERG: Woher die Straßennamen kommen

KÖNIGSBERG

Woher die Straßennamen kommen

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    Besondere Namen: Ein seltener Straßenname ist „Goldene Röhre“. Das hat nichts mit dem Edelmetall zu tun sondern mit der Wasserversorgung der Stadt, erzählt Walter Schneider in seinem Vortrag.
    Besondere Namen: Ein seltener Straßenname ist „Goldene Röhre“. Das hat nichts mit dem Edelmetall zu tun sondern mit der Wasserversorgung der Stadt, erzählt Walter Schneider in seinem Vortrag. Foto: Fotos: Gerold Snater

    Mit der Entstehung der Straßennamen in Königsberg beschäftigte sich Walter Schneider bei seinem Semestereröffnungsvortrag beim Volksbildungswerk (VBW) in Königsberg. Dabei konnten die zahlreichen Besucher einige Besonderheiten bezüglich der Straßenbenennungen in der Regiomontanusstadt erfahren.

    Gedanken darüber, wo der jeweilige Straßenname herkommt, haben sich dabei bestimmt die wenigsten gemacht. Wobei sich etliche dieser Namen selbst erklären. So ist klar, wer sich hinter den Bezeichnungen „Regiomontanusstraße“, „Martin-Luther-Straße“ oder „Reichsgraf-von-Seckendorff-Straße“ verbirgt. Dass dafür berühmte Königsberger oder mit Martin Luther der Reformator, der 1518 in Königsberg übernachtete, ihren Namen gaben. Oder, dass am „Salzmarkt“ im Mittelalter mit Salz aus dem heutigen Bad Salzungen Handel betrieben wurde.

    Einige der 48 Königsberger Straßen- oder Wegbezeichnungen haben einen manchmal nicht mehr so leicht erkennbaren Ursprung. So hat die „Tretgasse“ überhaupt nichts mit „Treten“ zu tun. Sie war im Mittelalter der Standort des Getreidemarktes. Nach Rudolf Mett, so Schneider, ist der Name aus dem fränkischen Dialekt „Geträt“ entstanden. Die sich anschließende „Manggasse“ hat ihre Wurzel im Wort „Gemenge“, das im Dialekt zu „Gemäng“ wurde.

    Den Straßennamen „Goldene Röhre“ wird es in Deutschland nicht so oft geben. Diese sonderbare Bezeichnung hat nichts mit dem Edelmetall zu tun sondern mit der Wasserversorgung der Stadt. In dieser Straße steht heute noch ein gut funktionierender Pumpbrunnen, der im Mittelalter selbst in Zeiten größter Trockenheit immer Wasser lieferte und so oft mehr wert war als Gold.

    Viele Bewohner Königsbergs glauben, dass der Straßenname „Marienstraße“ etwas mit der an sie angrenzenden Marienkirche zu tun hat. Sie ist aber nach Maria Alexandrowna, der jüngsten Schwester des russischen Zaren Alexander III., benannt. Sie war mit Herzog Alfred von Sachsen Coburg-Gotha verheiratet und hinterließ bei einem Besuch in der Regiomontanusstadt 1894 zusammen mit ihrem Mann einen so überwältigenden Eindruck, dass daraufhin die Straße nach ihr benannt wurde.

    Interessant war zu hören, dass das „Wiener Gässchen“ nicht nach der Hauptstadt Österreichs benannt wurde, sondern die Bezeichnung stammt vermutlich von einem Komponisten Hans Wiener, der Ende des 16. Jahrhunderts in Königsberg lebte.

    Nach Eduard Lingel wurde die frühere Mittelgasse benannt. Edurad Lingel, geboren 1849 in Königsberg, war nicht nur der erste Schuhfabrikant Deutschlands, der in Erfurt in einer Schuhfabrik über 2000 Menschen beschäftigte, sondern auch ein Wohltäter seiner Geburtsstadt. So stiftete er ein Chorfenster in der Marienkirche, das bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Rathaus betriebene Volksbad und 1922 auch 500 000 Mark für den Bau einer neuen Schule, der aber auf Grund der Unentschlossenheit des damaligen Stadtrates über den Standort nicht verwirklicht werden konnte. Wegen der drohenden Inflation wurde das Geld für den Bau der jetzigen „Neuen Straße“ oder „Coburger Straße“ als Zufahrt zu den Schafhofsländereien verwendet, die heute noch, da zu dieser Zeit alles in Millionenbeträgen bezahlt wurde, im Volksmund „Millionenstraße“ heißt.

    Die Entstehung aller Straßennamen hat Walter Schneider in einer bebilderten Broschüre zusammengefasst. Je ein Exemplar davon übergab er zum Ende seines Vortrages an Bürgermeister Erich Stubenrauch und den Historischen Arbeitskreis in Königsberg, vertreten durch Ewald Fischer und Oswald Tränkenschuh. Die Broschüre ist bei der Stadt Königsberg (bei Anette Reuter) erhältlich.

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