In seiner Lebensplanung hatte es der Elektromeister und Unternehmer Wolfgang Borst nie vorgesehen, einmal Bürgermeister zu werden. Er sollte es dann über drei Amtsperioden hinweg werden – von 2005 bis 2023. Am Donnerstag ernannte ihn der Stadtrat zum Ehrenbürger von Hofheim. Er ist derzeit der einzige noch lebende Ehrenbürger der Stadt.
Im Jahr 2002 wurde Borst erstmals in den Stadtrat gewählt, sagte Bürgermeister Alexander Bergmann in seiner Laudatio. Drei Jahre später löste er Hubert Eiring als Bürgermeister ab. In den Jahren 2011 und 2017 wurde Borst mit jeweils über 90 Prozent Stimmenanteil wiedergewählt – ein Zeichen seiner Beliebtheit, so Bergmann.
Borst ist auch Initiator der Hofheimer Allianz, eine Erfolgsgeschichte mit dem Gewinn des Europäischen Dorferneuerungspreises als Sahnehäubchen. Seine Handschrift finde sich in allen Stadtteilen – in Dorfgemeinschaftshäusern, Plätzen, der Hofheimer Innenstadt, dem Interkommunalen Bürgerzentrum, dem Hofheimer Allianzbad oder vielen Infrastrukturmaßnahmen, sagte Bergmann. Bereits vor seiner Zeit als Bürgermeister habe sich Borst als erfolgreicher Geschäftsmann für Hofheim eingesetzt, wie für den Erhalt des Krankenhauses oder in Vereinen wie dem TV Hofheim oder für den Triathlon.
Wolfgang Borst hat Hofheim zu einer stolzen Stadt gemacht
Borst sei im Alter von über 50 Jahren zu einer Zeit Bürgermeister geworden, als die Stadt Hofheim kurz vor der Zwangsverwaltung stand und habe aus ihr wieder "eine stolze Stadt gemacht", so Bergmann. Zu Borsts Eigenschaften zählten Loyalität, Tatendrang, nie nachtragend zu sein, sondern mit Energie und viel Mut voranzugehen. Bergmann dankte Borst stellvertretend für alle Stadtratsmitglieder für seine Lebensleistung und überreichte mit der Ehrenbürgerschaft die höchste Auszeichnung, die die Stadt Hofheim vergeben kann.

Auch Revierförster Bernhard Streck wurde mit einer Laudatio geehrt und in den Ruhestand verabschiedet. Der 64-Jährige wurde in Neustadt/Saale geboren. Von 1987 bis 2024 betreute er den Stadtwald Hofheim. Zu kämpfen hatte er im Jahr 1990 mit den Orkanen Wiebke und Vivian, die eine Spur der Verwüstung hinterließen. Ebenfalls Sorgenfalten bereiteten ihm in den 1990-er Jahren der Schwammspinner und der Hirsch, der in den "Wiebke-Flächen" Schaden anrichtete.
Dennoch habe Streck den "Zuschussbetrieb Wald" in die Gewinnzone steuern können und den Stadtwald fit gemacht für den Klimawandel, lobte Bergmann. Er habe auch viele junge Menschen an den Wald herangeführt und den Naturlehrpfad bei Ostheim mitgestaltet. "Unsere Wälder tragen deine Handschrift. Du hast den Waldumbau hervorragend hinbekommen", sagte Bergmann.
Der Marktplatz soll wieder autofrei werden
In seinem Jahresschlussbericht ließ Bergmann das Jahr 2024 Revue passieren. Die Kreisumlage sei mit 3,32 Millionen Euro so hoch wie nie. Glücklicherweise könne die Stadt Mehreinnahmen in Höhe von rund 600.000 Euro bei der Gewerbesteuer verbuchen, die auf 3,2 Millionen stieg. Mit 664 Euro Pro-Kopf-Verschuldung liege Hofheim im bayerischen Mittelfeld. Das Industriegebiet mit der Hans-Elbe-Straße wurde für 1,6 Millionen Euro erschlossen. 1,1 Millionen Euro flossen in den Glasfaserausbau.
Starkregen und Sturm richteten im Frühjahr und Sommer große Schäden – vor allem in Lendershausen und Goßmannsdorf – an. Die Wärmeplanung in Hofheim sei auf dem Weg. Hierzu soll eine Infoveranstaltung Anfang kommenden Jahres stattfinden. Große Investitionen in die Abwasserbeseitigung seien nötig, die durch Beiträge und Gebühren finanziert werden müssten. Das Hallenbad müsse bis 28. November 2025 aus fördertechnischen Gründen fertiggestellt sein. Der Marktplatz solle wieder autofrei werden, sobald die Bauarbeiten in der Grüne-Markt-Straße abgeschlossen sind.
Als "nicht mehr tragbar" bezeichnete Bergmann Schäden durch den Biber, sowie Diebstähle von Schildern und Baken, sowie die zunehmende illegale Müllentsorgung. Zeuginnen und Zeugen sollten Autonummern notieren und der Stadt mitteilen, appellierte Bergmann. Das Stadtoberhaupt monierte eine zunehmende Verrohung im Umgangston. Mehr Respekt sei angebracht. "Weniger ich, mehr wir", schloss er.
Zuvor segnete das Gremium die Sanierung des Kindergartendachs in Ostheim einstimmig ab. Die Kosten belaufen sich auf voraussichtlich rund 60.000 Euro.