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HASSFURT: ZDF überträgt Sonntagsgottesdienst aus der Ritterkapelle

HASSFURT

ZDF überträgt Sonntagsgottesdienst aus der Ritterkapelle

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    Pfarrer Stephan Eschenbacher
    Pfarrer Stephan Eschenbacher Foto: Ulrike Langer

    Annähernd 800 000 Gläubige werden an diesem Sonntag, 8. Januar, den Gottesdienst mit Pfarrer Stephan Eschenbacher in der Haßfurter Ritterkapelle verfolgen. Natürlich nicht live, denn eine so große Zahl an Gottesdienstbesucher erreicht höchstens der Papst bei Messfeiern unter freiem Himmel, wenn er auf Reisen ist. Dass der Haßfurter Stadtpfarrer dies ebenfalls schafft, dafür sorgt das ZDF. Der Fernsehsender überträgt den katholischen Sonntagsgottesdienst live aus der Kreisstadt.

    Angesichts dieser Zuschauerzahl, die laut dem ZDF wöchentlich den Fernsehgottesdienst verfolgt, ist es nachvollziehbar, wenn Pfarrer Eschenbacher wenige Tage vor seinem Auftritt als Fernsehpfarrer im Gespräch mit dieser Redaktion nicht verhehlt: „Eine gewisse Aufregung verspüre ich schon.“

    Für ihn ist das Neuland. Zwar hat er vergangenes Jahr im Juli schon einmal einen Radiogottesdienst gehalten, doch ein Gottesdienst vor laufenden Fernsehkameras, in Echtzeit, ohne die Chance, Versprecher oder Fehler durch Herausschneiden zu tilgen – das ist schon eine andere Hausnummer.

    Am Sonntag feiert die Kirche mit der Taufe des Herrn den Abschluss des Kirchenjahres. Danach richtet sich auch das Motto des Fernsehgottesdienstes aus der Haßfurter Ritterkapelle. Er steht unter dem Motto „Wer getauft ist, sieht den Himmel offen“. Die einzige Vorgabe, an die sich Eschenbacher inhaltlich zu richten hatte, war die Einbindung der für diesen Sonntag im Jahreskreis geltenden liturgischen Texte. Lesung und Evangelium waren also gesetzt. Was der Pfarrer den Gottesdienstbesuchern in seiner Predigt mitteilt, das konnte er frei wählen.

    Allerdings musste er seinen Predigttext dem ZDF vorab überreichen. Das hat nichts mit Zensur zu tun, erklärt Eschenbacher. Es gehe vor allem darum, dass die im Gottesdienst gesprochenen Worte während der Liveübertragung für Gehörlose auch in Form der Gebärdensprache als kleines Fenster auf dem Bildschirm eingeblendet werden. Und dies muss vorbereitet werden.

    Sollte sich unmittelbar vor dem Gottesdienst am Sonntag ein aktuelles Thema aufdrängen, könnte er dies auch noch in die Predigt inhaltlich mit aufnehmen, sagt Pfarrer Eschenbacher. So viel Freiheit bleibt ihm.

    In einem Punkt gilt es für ihn allerdings kein Pardon – komme, was wolle: Die Übertragung des Gottesdienstes beginnt am Sonntag pünktlich um 9.30 Uhr und endet exakt um 10.15 Uhr. Diese Sendezeit von einer Dreiviertelstunde darf nicht überschritten werden. Das sei für ihn ein sportlicher Zeitrahmen, gibt der Haßfurter Pfarrer zu. Normalerweise brauche er für einen Sonntagsgottesdienst schon eine knappe Stunde.

    Das Chorbogenkreuz in der Ritterkapelle aus der Echterzeit. Es hat einen bevorzugten Platz über dem Altar gefunden.
    Das Chorbogenkreuz in der Ritterkapelle aus der Echterzeit. Es hat einen bevorzugten Platz über dem Altar gefunden.

    Hilfreich ist es da sicherlich, dass der Ablauf des Gottesdienstes in der Ritterkapelle minutiös geplant und vorbereitet ist. „Seit November steht alles“, sagt Eschenbacher. Der Ablauf wurde bereits geprobt. Das ZDF hat Eschenbacher sowie Diakon Manfred Griebel, der ihm zur Seite steht, und Pfarrgemeinderatsvorsitzende Elisabeth Graßer außerdem während einer Tagesschulung auf ihren Auftritt vor der Kamera vorbereitet.

    Insgesamt sind nach Angaben der Pressestelle des Bischöflichen Ordinariats in Würzburg vor und hinter der Kamera am Sonntag in Haßfurt rund 75 Menschen aktiv, damit der Gottesdienst reibungslos abläuft.

    Dazu zählen etwa 20 Sänger des von Johannes Eirich geleiteten Chores „Sankt Kilian“, 18 Ministranten sowie Lektoren und Kommunionhelfer. Sechs Mitglieder des Videoteams der Pfarrei betätigen sich als Kabelträger und die Pfadfinder beaufsichtigen in der Nacht die technischen Geräte und Fahrzeuge des ZDF, das seit Freitag (Dreikönig) an der Ritterkapelle mit dem Aufbau beschäftigt ist. Für Beteiligte, wie Diakon Griebel, gab es am Freitag erste Stellproben, Kameratraining und Sprechübungen. „Manches muss beim Fernsehgottesdienst anders ablaufen, als es die Gemeinde sonst gewohnt ist“, schildert Pfarrer Eschenbacher.

    Eine wichtige Rolle kommt 15 Ehrenamtlichen zu, die am Sonntag den Telefondienst übernehmen und im Anschluss an den Gottesdienst Höreranfragen und -kommentare beantworten. Hintergrund ist das nach Fernsehgottesdiensten übliche Angebot, am gleichen Tag nach Ende der Fernsehübertragung bis 19 Uhr mit Mitgliedern der Pfarrei zu sprechen, aus der der Gottesdienst übertragen wurde. „Das ZDF hat gesagt, dass das zunimmt“, berichtet Diakon Griebel. Angeblich seien aus dem gesamten Sendegebiet bis zu 500 Anrufe zu erwarten, die die extra geschulten Telefonisten in Haßfurt entgegennehmen.

    Die Idee, den Fernsehgottesdienst aus Haßfurt zu übertragen, stammt vom ZDF, berichtet Eschenbacher. Der Fernsehsender habe von sich aus in Haßfurt angefragt. „Wie der Fernsehsender auf uns gekommen ist, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht genau“, sagt der Pfarrer.

    Kommt groß im Fernsehen raus: Live aus der Haßfurter Ritterkapelle wird an diesem Sonntag der 9.30-Uhr-Gottesdienst im ZDF übertragen.
    Kommt groß im Fernsehen raus: Live aus der Haßfurter Ritterkapelle wird an diesem Sonntag der 9.30-Uhr-Gottesdienst im ZDF übertragen. Foto: Archiv-Fotos: Michael Derleth, Sabine Meißner, Ulrike Langer

    „Ich fand das reizvoll, das mal zu machen“, nennt er als Grund, warum er zugesagt hat. Hätte er „nein“ gesagt, wäre das auch kein Problem gewesen. Die Entscheidung zur Teilnahme habe er auch nicht allein getroffen, sagt Eschenbacher, er habe sich hierzu im Pastoralteam und mit dem Kirchenmusik-Verantwortlichen Eirich beratschlagt.

    Benjamin Krysmann, für das ZDF zuständiger Redakteur bei der Deutschen Bischofskonferenz, kam daraufhin nach Haßfurt, um sich selbst ein Bild von der Ritterkapelle zu machen. „Er hat dann gesagt, dass der technischen Realisierung nichts im Weg steht.“ Der Sendetermin steht seit Juli 2016 fest.

    Für Pfarrer Eschenbacher und die Haßfurter bedeutete dies: Es ging ans Planen von musikalischer und inhaltlicher Gestaltung. „Es sind viele Menschen vor Ort, die sich in die Gestaltung des Gottesdienstes einbringen und für einen guten Rahmen sorgen“, erzählt der Pfarrer.

    Die lange Vorbereitungszeit auf den Gottesdienst ist für ihn ungewohnt. Normalerweise, berichtet er, beginne er Anfang der Woche, sich erste Gedanken zum Gottesdienst am folgenden Sonntag zu machen. Die Predigt schreibe er dann meistens erst einen Tag vorher, am Samstag.

    Für Diakon Griebel ist das Prozedere eines Fernsehgottesdienstes nicht neu. Er hat bereits einen in Haßfurt mitgestaltet, im Jahr 2003, mit Pfarrer Reinhold Schmitt. Damals war der Gottesdienst in der Haßfurter Stadtpfarrkirche.

    Der Sonntagsgottesdienst in der Ritterkapelle, der im ZDF übertragen wird, steht allen Gläubigen offen. Es gibt keine reservierten Plätze. Nur müssen die Besucher ihre Plätze bis 9 Uhr, eine halbe Stunde vor Beginn des Gottesdienstes, eingenommen haben, da noch technische Vorbereitungen notwendig sind, heißt es seitens der Pfarrei.

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