Fast unbemerkt und unauffällig ist das barocke Tragebild der ehemaligen Corpus-Christi-Bruderschaft wieder in die Stadtpfarrkirche St. Kilian zurückgekehrt. Es steht im Mittelschiff zur Rechten unmittelbar vor einem Pfeiler. Das zweiseitige Flachrelief ist circa 1,50 Meter x 0,70 Meter groß. Es zeigt auf der einen Seite eine Abendmahlsdarstellung und auf der Gegenseite den Blutstrom aus den fünf Wunden Jesu.
Die feingliedrige Schnitzarbeit umgibt ein geschweifter Brokatzierrahmen. Dickschichtige Grundierungen früherer Fassungen überdeckten teilweise die Konturen der wertvollen Schnitzarbeit, so der Befund der Restaurierungswerkstätte Wald aus Fladungen.
Und weiter: „Sowohl die Bronzeausbesserungen der figürlichen Szene, als auch die vielen mechanischen Beschädigungen ließen die eigentlich wertvolle Schnitzarbeit nicht mehr erkennen... Die barocke originale Farbfassung war nur noch als kleinster Rest (punktuell) nachweisbar. Die Letztfassung stammte wohl aus der Zeit um 1900...“.
Das waren nun die notwendigen Maßnahmen der Restaurierung:
Abnahme der Überanstriche und der bruchstückhaft vorhandenen früheren Fassungsreste. Das bedeutete: Die feinen Holz-Schnitzreliefs wurden sichtbar. Die Schnitzverzierungen am Rahmen wurden gefestigt, holzsichtig gefasst und die Oberflächen verdichtet oder poliert. Die Zierteile erfuhren eine neue Vergoldung. Für das gewichtige barocke Schnitzwerk wurde auch nach Befund die Tragestange neugefasst.
Im Zuge der Renovierungsarbeiten in der Ritterkapelle wurde das Tragbild wieder aufgefunden und der Wert der Arbeit erkannt. Herbert Leuner, langjähriger Kirchenpfleger und selbst Mitglied dieser Erzbruderschaft Corporis-Christi in der Pfarrei Haßfurt, erinnert sich : „ An meinem Erstkommuniontag im April 1947 wurde ich von Stadtpfarrer Johann Kötzner während der nachmittäglichen Dankandacht in die Bruderschaft aufgenommen. Bei der anschließenden feierlichen eucharistischen Prozession mit Eltern und Verwandten um die Pfarrkirche begleitete uns das Tragbild.“
Die Statuten der Bruderschaft erwarteten vor allem von ihren „Mitgliedern die persönliche und gemeinsame Verehrung und Anbetung des Altarsakramentes im Wissen um die Gegenwart des Herrn, durch Gebet, durch häufigen Besuch der heiligen Messe und der Teilnahme an den monatlichen Bruderschaftsandachten sowie an den feierlichen Prozessionen“.
Ablässe konnten an vorgegebenen kirchlichen Festtagen unter bestimmten Bedingungen (Gebet, Beichte, Kommunion) fürbittend auch den armen Seelen zugewendet werden, denn die Möglichkeiten des Helfens erlöschen für den Christen mit dem Tod nicht.
Zeichenhaft und damit sinnhaltig drücken die beiden Flachreliefs des Tragbildes die Hauptanliegen der Gemeinschaft aus: die Verehrung des Altarsakramentes (Abendmahl-Szene) und die Erlösung der armen Seelen aus dem Fegfeuer durch den Kreuzestod Jesu.
Vergleiche hierzu: Remling, Ludwig, Geistliche Bruderschaften in Haßfurt. In Stadt Haßfurt 1235 – 1985, Seiten. 113 – 22.