„Mit den Flurneuordnungsverfahren und der Dorferneuerung in Kirchlauter und Neubrunn haben Sie ihre Heimat kraftvoll mitgestaltet. Hier wurde in der Natur nichts ausgeräumt und die Verbesserungen sind bis hinein in die Ortschaften zu sehen. Was man hier geleistet hat, ist einzigartig. Bleibt auf dieser Linie, dann haben eure Ortschaften Zukunft.“ Dies betonte der Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium des Innern, Gerhard Eck, bei einem „Danke-Schön-Abend“ anlässlich des Abschlusses der Flurbereinigung in der Gemeinde Kirchlauter.
Bürgermeister Karl-Heinz Kandler hieß hierzu eine große Schar von Politikern, Behördenleitern, die Mitglieder der Teilnehmergemeinschaften von Kirchlauter, Neubrunn und Pettstadt sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger in der „Heilig-Länder-Halle“ willkommen. „Wir, die Gemeinde Kirchlauter, wollen der Flurbereinigung, den Mitarbeitern in Direktion und Verband, den Behörden wie Landratsamt, Amt für Wasserwirtschaft, der Verwaltungsgemeinschaft und vielen Einzelpersonen zum Abschluss der Maßnahmen ein öffentliches Danke sagen“, betonte der Bürgermeister.
„Manches habe ich damals recht kritisch gesehen. Jetzt, nach über 35 Jahren, sieht man alles in einem anderen Licht. Aus heutiger Sicht möchte ich alle Maßnahmen als sehr gelungen bezeichnen.“
Frage man heute nach, seien sich alle einig, dass etwas Gutes entstanden sei, auch wenn einige große Anwesen dafür tief in die Tasche greifen mussten. Aus heutiger Sicht sei dies aber erträglich gewesen und später hätten sie locker das Doppelte gekostet. Mit Blick auf seine früheren politischen Gegner – Altbürgermeister Peter Kirchner und den damaligen 2. Bürgermeister Heinz Stretz – traf er sogar die Aussage „ich danke euch beiden und unterstütze euch jetzt immer. Es macht mir richtig Spaß und ich bin zufrieden und froh, dass ich in Neubrunn leben darf.“
Dann trat Altbürgermeister Peter Kirchner ans Rednerpult und gab zu, dass ihm jetzt Glückshormone durch den Kopf gingen und er auch nicht mit Lob sparen wolle. „Wenn man das Wissen von außen mit dem Können vor Ort multipliziert und alle Möglichkeiten nutzt, kann man etwas leisten und kommt auch etwas heraus. Das kann man mit guten Taten belegen.“
Dabei begann er mit der Ausweisung des Wasserschutzgebietes. Seit Jahren habe man sinkende Nitratwerte, ohne den Zweckverband wäre dies nicht möglich gewesen. Aber auch die Flurneuordnung und die Dorferneuerung hätte den Menschen genutzt und beide hätten „Top-Produkte“ geschaffen. Natürlich habe es auf diesem Weg auch „Motzer, Besserwisser oder Planungs-Verteufler“ gegeben. Aber ohne diese „Widerspruchskünstler“ wäre dies alles nicht machbar gewesen und in der Sache hätten sie die anderen noch mehr zusammen geschweißt.
Peter Kirchner streifte dann die Maßnahmen in den Ortsteilen. In Pettstadt wäre der See früher eine Art Kläranlage gewesen und trotzdem habe man nachgedacht, was man mit dem See und dem Dorf machen könnte. „Pettstadt ohne See wäre nicht Pettstadt“, lautete dabei eine Vorgabe. Die erste kleine Dorferneuerung für Unterfranken habe hier eine Lösung gebracht und vor allem hätten sich die Bürger beteiligt, auch bei der Sanierung des Glockenhauses und weiteren Maßnahmen. Nicht umsonst wäre Pettstadt im Dorfwettbewerb dann Bezirkssieger geworden.
Auch in Neubrunn habe die Erschließung viele Nebenwirkungen gehabt wie keine Keller voll Wasser mehr oder die Lautersanierung. Diese habe man statt der veranschlagten 1,1 Millionen Mark für 197 000 Mark durchgeführt und man habe sogar ein Lob des Bundes der Steuerzahler erhalten. An weiteren Maßnahmen nannte er das Kreuzumfeld oder das Schmiedemuseum, zu dem Winfried Schmitt von der Direktion die Idee geliefert habe.
Einen besonderen Schwerpunkt sah Kirchner im Ortsteil Neubrunn, wo man mit Kanal, Bachverlegung, Wasserleitung, Telekom und EVO die meisten Probleme zu lösen hatte und dies zum Glück in einer umfassenden Dorferneuerung bewerkstelligen konnte. Er dankte hier auch vielen Einzelpersonen oder unsichtbaren Helfern, vor denen man den Hut ziehen müsse. Sie hätten ihr Herzblut hineingelegt und Marterle geschaffen, das Brunnenhaus vor der Schule, den oberen Kirchvorplatz und vieles andere mehr. Hier zeigte sich „Steine und Steinhauer von Neubrunn gehören einfach zusammen“.
Einen großen Dank richtete Peter Kirchner an den damaligen Präsidenten des Amtes für ländliche Entwicklung Rolf Richter. „Sie haben zu all dem den Gordischen Knoten durchschlagen und Ideen und Geld von außen gebracht, uns aus dem Tunnelblick geführt und den Horizont gezeigt. Auch die Heilig-Länder-Halle war für Neubrunn ein Segen.“ Vor der Zukunft sei ihm für die Gemeinde nicht bange, denn trotz all dieser Maßnahmen habe die Gemeinde derzeit ein Guthaben von 999 000 Euro (755 Euro pro Kopf) plus Bauplätze. „Ich gratuliere euch dazu“.
Staatssekretär Gerhard Eck stellte die Bedeutung der Flurbereinigung gerade für den ländlichen Raum heraus, in dem rund 60 Prozent der Menschen in Bayern lebten. In Kirchlauter seien rund 15 Kilometer Wegebau, Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie eine umfangreiche Renaturierung der Lauter durchgeführt worden. In Neubrunn wären es sogar 25 Kilometer Wegebau und zahlreiche Einzelmaßnahmen gewesen.
Der Politiker dankte aber auch Altbürgermeister Peter Kirchner, der ja in seiner Leidenschaft wie eine „fränkische Eiche“ gesprochen habe. Er unterstrich, dass jeder Cent für den ländlichen Raum gut angelegtes Geld sei und das umso mehr, wenn man sehe, dass dazu auch die Bürger die Ärmel hochkrempeln.
Auch Landrat Wilhelm Schneider gratulierte zu den beiden Anlässen zum Feiern, dem Abschluss der Flurbereinigung und dem 25-jährigen Bestehen der Dorfgemeinschaft. „Ihr könnt stolz auf das sein, was ihr geleistet habt“. Aber dazu gehörten „Motoren“ und diese sah er in Altbürgermeister Peter Kirchner und in dem Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft Heinz Stretz. Noch wichtiger ist es dann aber, sich damit zu identifizieren. Das beste Beispiel dafür ist die Heilig-Länder-Halle, die ihr gebaut habt und nun mit eurer Gemeinschaft nutzt.“
Otmar Porzelt, der Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung, bezeichnete Neubrunn als ein attraktives und vitales Dorf, das sich gut für die Zukunft aufgestellt hat. Die Verantwortlichen der Gemeinde hätten hier Hervorragendes geleistet und das ausgegebene Geld sei sinnvoll investiert worden. In Neubrunn seien 5,3 Millionen Euro in die Flurbereinigung und Dorferneuerung und noch einmal eine Million Euro in private Maßnahmen geflossen. Dafür habe es 4,5 Millionen Euro an Zuschüssen gegeben.
Er zeichnete dann die Vorstandsmitglieder der Teilnehmergemeinschaft, die teilweise seit Anfang an dabei waren, mit Urkunden aus: Es waren dies Ludwig Berninger, Hermann Derra, Leo Derra, Gosbert Gehring, Steffen Kandler, Hermann Knab, Simon Knab, Heinz Rumpel, Herbert Sauer, Georg Schorr, Klaus-Dieter Semm und Gerda Viernekäs.
Der ehemalige Präsident des Amtes für ländliche Entwicklung, Rolf Richter, nach dem in Neubrunn sogar der Platz vor der oberen Wirtschaft benannt ist, meinte, dass es nur wenige Gemeinden gab, die so objektiv und intensiv mit der Verwaltung zusammengearbeitet hätten.
Die Veranstaltung begann mit einer Kirchenparade, einem Festgottesdienst und einem gemeinsamen Essen und wurde von dem gemeinsamen Auftritt der „Neubrunner Dorfmusikanten“ und der „Haßbergkapelle Kirchlauter“ sowie dem Freizeitchor Neubrunn musikalisch umrahmt. Auch die Jugendtanzgruppe Pettstadt empfing die Gäste mit ihrem Auftritt vor der Festhalle.