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Zur Tarnung sich selbst ein blaues Auge geschlagen

Haßbergkreis

Zur Tarnung sich selbst ein blaues Auge geschlagen

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    Der junge Mann aus dem Norden der Bundesrepublik lernte im Herbst 2002 über das Internet seine jetzige Freundin aus dem Landkreis Haßberge kennen. Im Dezember 2002 besuchte die Frau eine Woche lang ihren Chat-Partner in Norddeutschland. Dieser hatte - neben seinen Flirt-Aktivitäten im Internet - nie einen Beruf erlernt und war arbeitslos, berichtet die Polizeidirektion Schweinfurt. Trotzdem wollte er seiner neuen Flamme imponieren und behauptete deshalb, eine Ausbildung bei der Lufthansa in Hamburg zu absolvieren.

    Nach einem gemeinsamen Urlaub im Sommer 2003 und nach seinem Rausschmiss aus der bisherigen Wohngemeinschaft zog der Mann auf Einladung der Freundin in deren elterlichem Anwesen im Haßbergkreis ein. Der Verliebte eröffnete nun seiner Partnerin, es bestehe die Chance, nach einem Praktikum am Flughafen Nürnberg seine in Hamburg begonnene "Ausbildung" dann am Airport in Nürnberg fortsetzen zu können.

    Nachdem er dieses Praktikum "selbstverständlich" bestanden hatte, tischte der Hochstapler seiner Freundin auf, dass er nun zweimal pro Woche in Nürnberg übernachten müsse. Die Frau brachte den selbst ernannten "Azubi" jeweils mit dem Auto zum Haßfurter Bahnhof, damit er den Zug nehmen konnte. Doch der dachte zu keiner Minute an das Einsteigen, sondern wanderte durch die Haßfurter Innenstadt zur Feldscheune gegenüber dem Gutshof Maria Burghausen, die er zufällig entdeckt hatte. In der Scheune schlief der Mann auf gepressten Heuballen und vertrieb sich die Zeit bis zu seiner fiktiven "Rückkunft" aus Nürnberg. Tags darauf wurde er von seiner Freundin wieder in Haßfurt von der Bahn abgeholt. Bei "Lehrgängen" kam es sogar zu längeren Aufenthalten in der Feldscheune. Dieses Schmierentheater zog sich etwa über ein halbes Jahr hin.

    Anfang März 2004 schlief der "Azubi" gerade in der Feldscheune wieder einmal tief und fest, als ein Landwirt mit seinem Frontlader einen Heuballen herausziehen wollte und den Schläfer dabei beinahe aufspießte. Der junge Mann flüchtete ins angrenzende Feld und traute sich nicht mehr zurück. Sein Pech: sein Rucksack mit Foto, Handy und anderen Gegenständen blieb im Heu zurück.

    Zu seinem Glück war das der Tag seiner "Rückkehr" aus Nürnberg. Er wurde am Bahnhof abgeholt. Da er immer noch nicht mit der Wahrheit gegenüber seiner Freundin herausrücken wollte, schlug er sich mit der Faust selbst das linke Auge blau und tischte der Frau eine Räuberpistole auf: Er sei von zwei Unbekannten überfallen worden, sein Rucksack sei ihm geraubt worden und die ganze Tat habe er bereits bei der Polizei angezeigt. Diese Geschichte bekamen auch die Eltern des Mädchens aufgetischt.

    Auf den Schreck hin nahm sich der aufstrebende "Lufthansa-Spezialist" erst einmal den Rest der Woche frei - und ging in sich. Er beichtete seiner Partnerin schließlich, dass er doch keine Arbeitsstelle in Nürnberg hat. Den erfundenen Überfall allerdings gestand er nicht.

    Sein Rucksack stünde heute noch in der Feldscheune, wenn nicht über Pfingsten neues Heu eingebracht worden wäre. Bei dieser Gelegenheit wurde das "Raubgut" entdeckt und vom ehrlichen Finder bei der Polizeiinspektion in Haßfurt abgegeben.

    Aufgrund der vorgefundenen Ausweispapiere rief die Polizei bei der Familie der Freundin an - der Schwiegersohn in spe war aber nicht zu Hause. Die Eltern erzählten aber der Polizei von dem "Überfall". Bei einer ersten Vernehmung in Haßfurt blieb der Arbeitslose noch bei seiner Version eines Raubs. Dies hatte natürlich zur Folge, dass die Kriminalpolizei Schweinfurt in den Fall eingeschaltet wurde. Es folgten viele Ermittlungen. Dabei zeigte sich, dass die Beschreibung des Landwirts zum jungen Mann, der damals vom Heuballen gerutscht war, haargenau auf das angebliche Opfer passte.

    Mit diesen Feststellungen konfrontiert, entschloss sich der "Beraubte" dann doch, dem Sachbearbeiter der Kripo großzügigerweise die "lästigen Arbeiten wie Gegenüberstellung, Spurenauswertung und anderes zu ersparen" und legte ein Geständnis ab.

    Seitens der Polizei erfolgt nun eine Anzeige wegen Vortäuschen einer Straftat bei der Staatsanwaltschaft Bamberg. Wie es auf privater Ebene mit dem Hochstapler weitergeht, entzieht sich der Kenntnis der Polizei. Angeblich wollte er seiner Freundin endlich reinen Wein einschenken.

    Der Sachbearbeiter der Polizei fasst den Fall allerdings mit einem Satz zusammen: "Unglaublich aber wahr!" Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

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