Rentweinsdorf Seit ihr Mann Sebastian zum Landtagsabgeordneten gewählt wurde, muss Friederike Freifrau von Rotenhan noch mehr auf ihn verzichten als vorher. Befindet sich doch sein Arbeitsplatz seither in München. Langeweile kommt aber auch bei ihr nicht auf.
Frage: Zunächst zur Biographie. Wann und wo sind Sie geboren, wie haben Sie Ihren Mann kennen gelernt, und wie lange sind Sie verheiratet?
Friederike Freifrau V. Rotenhan:
Ich bin 1953 in Bielefeld geboren und in dem hinreißenden Wasserschlösschen meiner Familie am Stadtrand von Bielefeld aufgewachsen. Meinen Mann habe ich kurz nach dem Abitur kennen gelernt. Er war damals Student in Göttingen und wollte mich gleich heiraten. Ich dachte aber gar nicht daran. Wie jedermann im Landkreis weiß, ist er aber nicht der Typ, der so schnell aufgibt. Er kämpfte beharrlich um mich und so habe ich nach vier Jahren "hinhaltendem Widerstand" nachgegeben. Im Jahr 1978 haben wir geheiratet und sind glücklich seither.
Wie eng sind Sie mit der politischen Arbeit Ihres Mannes verbunden?
Friederike Freifrau v. Rotenhan: Im Grunde bin ich ein recht unpolitischer Mensch. Natürlich weiß ich, dass die Arbeit, die unsere Politiker verrichten, für uns alle unverzichtbar ist, aber es ist nicht Jedermanns Sache, hier mitzuarbeiten. Als mein Mann gefragt wurde, ob er für den Landtag kandidieren wolle, haben wir intensiv darüber beraten, ob er dies machen soll, denn schließlich geht das nur, wenn seine Familie das Engagement mitträgt. Ich habe damals ohne Wenn und Aber "Ja" gesagt und dies bisher nicht bereut.
Wenn mein Mann aus München zurück kommt, erzählt er mir, was dort gelaufen ist. Dabei erfahre ich natürlich Dinge, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, denn er muss sich ja auch einmal seinen Ärger von der Seele reden können, der in der Politik unvermeidlich ist. Das ist aber nicht die Regel, meist kommt er fröhlich zurück und ich habe das Gefühl, dass er seine Arbeit gerne macht.
Für mich ist es interessant, Politiker persönlich kennenzulernen, die ich bisher nur aus der Zeitung kannte. Neulich hat uns Monika Hohlmeier besucht, eine wohltuend "normale" und unkomplizierte Frau, die es genießt, einmal ohne den ständigen Presserummel ein paar Stunden abschalten zu können.
Sind Sie gerne bei seinen öffentlichen Auftritten dabei?
V. Rotenhan: Wenn mein Mann mich bittet, ihn zu einem Termin zu begleiten, gehe ich selbstverständlich mit, aber ich gebe zu, dass ich mich nicht darum reiße. Ich habe noch zwei kleine Jungs zu Hause, unsere Nachzügler. Jede Frau wird verstehen, dass ich da hin- und hergerissen bin zwischen meinen Kindern und repräsentativen Aufgaben. Im Zweifel bleibe ich bei den Kleinen, denn sie müssen ohnehin viel auf den Vater verzichten. Umso mehr brauchen sie die Mutter.
Nehmen Sie selbst politische oder repräsentative Aufgaben wahr?
V. Rotenhan: Nein, schließlich ist mein Mann Abgeordneter und nicht ich. Ich begleite ihn aber gerne, wenn ich das Gefühl habe, dass ich ihm eine Hilfe bin. Neulich fuhr die CSU-Fraktion für vier Tage nach Polen. Da hat er mich gebeten, mitzukommen, was ich gerne tat. Schließlich sind Abgeordnete ganz normale Menschen und es entwickeln sich unter ihnen über die politische Arbeit hinaus Freundschaften. Da kann ich einen guten Beitrag leisten, denn was wären unsere Männer ohne uns.
Ihr Mann ist nach eigenem Bekunden seit seiner Wahl zum Landtagsabgeordneten viel außer Haus. Was bedeutet das für Sie?
V. Rotenhan: Mir war klar, dass sich unser Leben nach dem Einzug meines Mannes in den Landtag verändern würde. Wenn ich nicht bereit gewesen wäre, dies zu akzeptieren, hätte ich damals "nein" gesagt und ich bin mir ganz sicher, dass er dann zu Hause geblieben wäre und auf eine Kandidatur verzichtet hätte.
Wenn ich mich heute über diesen Umstand beschweren wollte, wäre dies so, als würde jemand Pfarrer werden und dann Klage führen, dass er am Sonntag predigen muss. Ich habe mein Leben den veränderten Bedingungen angepasst. Wir beide sind heute einem Eisenbahngleis vergleichbar. Jeder stellt eine Schiene dar, sie führen beide in dieselbe Richtung und eine Schiene ohne die andere ist sinnlos.
Sie haben eine große Familie. Wie alt sind Ihre Kinder?
V. Rotenhan: Johannetta, 22, hat gerade eine Lehre als Verlagskauffrau in Hamburg abgeschlossen und studiert ab August in Kiel Theologie. Julie, 20, absolviert im Moment eine Dolmetscherausbildung in Würzburg. Maximilian, 19, hat gerade seine Schulausbildung in einem Internat in Schottland abgeschlossen und rückt am 1. September bei den Gebirgsjägern in Bischofswiesen ein.
Josephine, 16, besucht ein Internat in Süddeutschland und kommt in die zehnte Klasse. Franz, 14, geht ebenfalls in Schottland zur Schule. Valentin, 7, kommt im September in die Grundschule. Silvester, 4, geht in den Rentweinsdorfer Kindergarten.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
V. Rotenhan: Dieser unterscheidet sich nicht wesentlich von dem aller Mütter und Hausfrauen. Allerdings kann jeder, der das Schloss in Rentweinsdorf schon einmal gesehen hat, ermessen, dass hier eben doch sehr viel mehr dranhängt als an einem normalen Haus. Im Sommer bewohnt sich das Haus herrlich, aber im Winter sehne ich mich manchmal nach einem kleinen Häuschen, in dem es kuschelig warm ist. Im übrigen sind fast immer Handwerker im Haus, denn das Schloss ist jetzt 250 Jahre alt und erfordert einen gewaltigen Erhaltungsaufwand. Das kostet Zeit, Geduld, Liebe und noch mehr Geld.
Wir haben neben unseren Kindern eine riesengroße Familie und viele Freunde. Diese besuchen uns häufig, so dass man sich leicht vorstellen kann, dass es bei mir nicht langweilig wird.
Bleibt da noch Zeit für Hobbys und sonstige Interessen?
v. Rotenhan: Zum Glück ja! Ich selbst bin tief im christlichen Glauben verwurzelt, gehöre einem Hauskreis an und sehe meine Aufgabe darin, Kindern zu einem lebendigen Glauben an Jesus Christus zu verhelfen. Deshalb findet seit Jahren jeden Dienstag Nachmittag die Kinderstunde im Schloss statt, zu der mal mehr, mal weniger Kinder aus Rentweinsdorf und Umgebung kommen. Ich spüre, dass auf diesem Engagement ein großer Segen liegt. Manchmal treffe ich junge Frauen, die heute Mütter sind und die Anfang der achtziger Jahr zu mir in die Kinderstunde gekommen sind. Wenn sie mir sagen, wie gerne sie damals zu mir gekommen sind, dann weiß ich, dass die Arbeit Früchte trägt.
Neben meiner Familie gehört meine ganze Liebe der Malerei. Ich bin gelernte Grafikerin, habe den Beruf aber nie ausgeübt. Um so mehr hänge ich am Malen. Ich besuche regelmäßig Kurse an der Volkshochschule in Bamberg, aber auch in Ebern oder sonstwo. Ich habe über diese Passion viele Menschen kennen gelernt, denn wie bei allem ist es auch hier so, dass man sich über das, was man tut, mit anderen austauschen möchte. Neulich habe ich eine große Freude erlebt. Ich habe eines meiner Bilder für einen Basar von amnesty international in Ebern gestiftet und es hat tatsächlich einen Käufer gefunden, der bereit war, 200 Mark zu zahlen. Mein Mann meinte daraufhin: "Du verkaufst deine Bilder unter Preis".
Was bedeutet Ihnen das "von" in Ihrem Namen?
V. Rotenhan: Für mich ist das erst einmal etwas Gewohntes, denn auch mein Mädchenname enthielt dieses Wörtchen. Mir ist bewusst, dass der Adel auf Grund seiner historischen Bedeutung immer eine Sonderrolle einnehmen wird, der er gerecht werden muss. Wir bilden uns nichts darauf ein, sehen aber die Verantwortung. Manchmal ist es etwas mühsam, da es natürlich Klischees gibt, die unseren Stand umgeben, so nach dem Motto "Wer im Schloss wohnt, muss arrogant sein. " Wir bemühen uns sehr, dem durch unsere Lebensweise entgegenzutreten, was scheinbar auch gelingt, denn mein Mann wäre ja nicht zum Stimmkreisabgeordneten gewählt worden, wenn er ein weltfremder Baron wäre. Wir leben so normal wie möglich und haben der Regenbogenpresse bisher glücklicherweise keinen "Stoff" geliefert.