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ZELL: Zwischen Fundtieren und Pensionsgästen

ZELL

Zwischen Fundtieren und Pensionsgästen

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    Neugierige kleine Entdecker: Obwohl sie ein Zimmer voller Spielmöglichkeiten haben, interessieren sich die jungen Katzen vor allem für den Rollator von Johannes Reichenbacher, der dem Tierheim zusammen mit seinem Sohn Uwe einen Besuch abstattete.
    Neugierige kleine Entdecker: Obwohl sie ein Zimmer voller Spielmöglichkeiten haben, interessieren sich die jungen Katzen vor allem für den Rollator von Johannes Reichenbacher, der dem Tierheim zusammen mit seinem Sohn Uwe einen Besuch abstattete. Foto: Foto: Peter Schmieder

    Ob Hunde, Katzen, Kaninchen oder Ratten – im Tierheim in Zell ist einiges los. Viele Vierbeiner haben dort mittlerweile ein vorübergehendes Zuhause gefunden. Und auch die menschlichen Besucher bleiben nicht aus: „Es wird super angenommen“, sagt Britta Merkel, Vorsitzende der Tierschutzinitiative Haßberge, die die Einrichtung betreibt. „An Tagen, an denen wir Betrieb haben, ist es immer voll.“ Gut drei Monate ist es her, dass in Zell das neue Tierheim für den Landkreis Haßberge eröffnete. Am Sonntag ist es genau 100 Tage her, dass es offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde – Zeit für einen ersten Zwischenstand.

    Wenn Herrchen auf Reisen geht

    Im Moment leben besonders viele Tiere in Zell, denn es ist Ferienzeit. Zwar hat die Tierschutzinitiative Glück, dass in diesen Sommerferien bisher noch keine Tiere ausgesetzt oder abgegeben wurden – denn gerade in Ferienzeiten können sich solche Fälle häufen, wenn Menschen erstmals merken, wie sehr sie ihr neues Haustier in der Urlaubsplanung einschränkt. Dafür hat das Zeller Tierheim derzeit einige Zimmer an „Pensionsgäste“ vergeben: Menschen, die in den Urlaub fahren, können ihre Haustiere dort abgeben und im Tierheim betreuen lassen, bis sie von der Reise zurückkommen – zusammen mit Spenden ist das für das Tierheim auch eine gute Gelegenheit, sich zu finanzieren.

    Karin Kraus, die 2. Vorsitzende der Tierschutzinitiative, weist allerdings darauf hin, dass es sinnvoll ist, sich frühzeitig dafür anzumelden, denn die Plätze sind begrenzt. Immerhin müssen immer einige Zimmer freigehalten werden, um kurzfristig Fundtiere aufnehmen zu können. Denn auf keinen Fall dürfe es vorkommen, „dass wir ein Tier abweisen müssen, das wirklich hilfebedürftig ist“, sagt Karin Kraus.

    Außerdem sind derzeit viele Räume von herrenlosen Tieren belegt, die ein neues Zuhause suchen. „Das Tierheim hat sich gut gefüllt“, berichtet Kraus über die vergangenen Monate. „Wir könnten noch mehr Plätze brauchen“, meint sie, gerade wenn die Einrichtung auch die Betreuung von Pensionsgästen anbietet.

    Wibke Kraus, die ihre Kaninchen in den Ferien im Zeller Tierheim betreuen lassen will, hat sich daher schon recht früh darum gekümmert, einen Platz für die Nager zu bekommen. Im Frühjahr 2019 will sie in den Urlaub fahren, doch bereits jetzt hat sie den Termin mit der Tierschutzinitiative abgesprochen. „Ich kenne das noch von meinem alten Wohnort“, sagt sie über die Möglichkeit, Tiere während des Urlaubs in ein Tierheim zu bringen. Daher fragte sie in Zell an, ob auch dort Pensionsgäste betreut werden, und sie hatte Glück.

    Übergangszuhause

    Dennoch ist das Tierheim in erster Linie keine Ferienpension, sondern ein Übergangszuhause für Tiere, die gefunden, abgegeben oder ihren Besitzern weggenommen wurden. Letzteres kann passieren, wenn es massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz gibt. Meist sind es Hinweise aus der Bevölkerung, die dazu führen, dass solche Fälle aufgedeckt werden. Dann folgen Kontrollen und Auflagen durch das Veterinäramt, letztlich kann ein Staatsanwalt die Abholung der Tiere anordnen. Karin Kraus berichtet allerdings, dass die Gesetzeslage hier sehr schwierig sei. Zwar gibt es eine Hundeschutzverordnung, Bayern hat jedoch kein klares Gesetz, was die Haltung von Katzen angeht.

    „Vieles ist in anderen Bundesländern besser geregelt“, sagt Kraus. Zumindest gebe es Richtlinien von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz, an denen sich die Gerichte orientieren können.

    Auch in Zell gibt es derzeit Katzen und Ratten, die ihren Besitzern wegen nicht artgerechter Haltung weggenommen wurden. Bei den Ratten handelte es sich um einen Fall von „animal hoarding“, dem krankhaften Sammeln von Tieren, die dann auf viel zu engem Raum und meist unter katastrophalen hygienischen Bedingungen gehalten werden.

    Und wie läuft es mit der Vermittlung von Tieren? „Katzenwelpen haben wir einige vermittelt“, erzählt Britta Merkel. Bei den Hunden dagegen laufe es „eher schleppend“. Allerdings hoffen die Verantwortlichen der Tierschutzinitiative, dass es nach den großen Ferien wieder mehr Vermittlungserfolge gibt.

    Gute Nachbarschaft

    Unerwartet gut ist das Verhältnis zu den Nachbarn. Als bekannt geworden war, dass das neue Tierheim zwischen dem nördlichen Ortsrand von Zell und der Autobahnauffahrt entstehen soll, hatte sich in dem Knetzgauer Ortsteil zunächst heftiger Widerstand gegen das Projekt geregt. Zur Entschärfung des Konflikts hatte zunächst die Entscheidung des Landratsamtes beigetragen, das Bauwerk einige hundert Meter weiter vom Ortsrand entfernt zu bauen, als ursprünglich geplant.

    Dass das Tierheim damit sehr nahe an die Autobahn gerückt ist, sieht die Tierschutzinitiative nicht als Problem. „Die Autobahn stört uns nicht“, sagt Britta Merkel. Mittlerweile werden sie und die anderen Tierheimmitarbeiter freundlich gegrüßt, wenn Jogger oder Radfahrer aus dem Ort vorbeikommen. „Die Zeller sind zufrieden, wir sind zufrieden“, freut sich Merkel.

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