Zwischen Tür und Angel“, damit ist der dünne Spalt zwischen Tür und Zapfen gemeint, um den sich die Tür dreht und an dem sie hängt. Hauchdünn ist er.
Mit dieser Redewendung sind deshalb flüchtige, beiläufige Begegnungen gemeint. Begegnungen die sich nicht vertiefen müssen: zum Beispiel, wenn Eltern ihre Kinder vom Kindergarten abholen oder wenn der Kollege kurz beim Büronachbarn vorbeischaut. Man ist weder draußen noch drinnen, hat sich nicht verabredet, man steht im Übergang von dem einen zum anderen.
Klaus ist auf dem Weg zur Beratungsstelle ohne Terminabsprache, einfach so, mal schauen, zweifelnd. Er hat ein Alkoholproblem. Vor ein paar Monaten hatte ihn seine Frau verlassen. Ihr geht es alleine besser – sagt sie.
Klaus hatte es sich seit Jahren angewöhnt, nicht nachzufragen. Das strenge ihn zu sehr an. Aber nachdem sie weg war, überlegte er hin und wieder. Ob es richtig war – sich nicht anstrengen zu lassen.
Jetzt steht Klaus da, eingeklemmt zwischen Tür und Angel. Hört denn der andere zu? Dann könnte ich mal mit jemanden reden, würden wir uns wieder zu einem weiteren Gespräch verabreden. Er würde vielleicht erzählen, wie lange er schon mit dem Alkohol Schwierigkeiten hat, von verpassten Chancen, über Unrecht, über Ausgrenzung und Einsamkeit.
Eine Begegnung zwischen Tür und Angel. Eine fast alltägliche Situation. Menschen nehmen einander sehr genau wahr und müssen ad hoc entscheiden, wie sich die Begegnung gestaltet. Obwohl sie flüchtig sind und bleiben können, geschieht in ihnen etwas ungeheuer Wichtiges, und sie sind alles andere als oberflächlich. In diesen Begegnungen zeigt sich, wer wir sind, wie wir durchs Leben gehen: aufmerksam oder unsicher; vorsichtig oder pragmatisch; schüchtern oder forsch.
Im Neuen Testament finden sich einige Tür- und Angelsituationen. Im Lukasevangelium Kapitel 8, 45 – 48 ist zu lesen: „Alle stritten es ab, Jesus berührt zu haben. Und auch Petrus sagt: Meister, das Volk drängt und drückt dich. Jesus aber sprach: Es hat mich jemand berührt; denn ich habe gespürt, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist. Als aber die Frau sah, dass es nicht verborgen blieb, kam sie mit Zittern und fiel vor ihm nieder und verkündete vor allem Volk, warum sie ihn angerührt hatte und wie sie sogleich gesund geworden war.
Er aber sprach zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin in Frieden.“
Zwei Dinge sind in dieser Begegnung bemerkenswert: Gespür haben und dem nachgehen. Um mit anderen in Kontakt zu sein, ist ein Gespür nötiger als ein gesprochenes Wort. „Zwischen Tür und Angel“ bietet uns die Möglichkeit sich auf den anderen einzulassen, wir setzen uns gemeinsam in Bewegung, das Feld öffnet sich, Offenheit und Partizipation entstehen.
Das Nachgehen ohne Erwartungen an den anderen eröffnet eine echte Begegnung, die heilsam und unterstützend sein wird. „Alles Wirkliche ist Begegnung“ – sagt Martin Buber; und dabei schließt er sich selbst mit ein.