„Alle Achtung.“ Beeindruckt zeigte sich ein Besucher des Tags der offenen Türe am Sonntag bei der Firma Schwäbische Landprodukte (SLP) in Gnötzheim. Und das zu recht: Riesige Hallen und turmhohe Silos liegen fast ein wenig versteckt, aber nichts desto weniger eindrucksvoll hinter der Bahnlinie bei Gnötzheim. Die Getreideernte kann beginnen, SLP ist rechtzeitig gerüstet, das Korn ihrer Vertragslandwirte einzulagern.
3,8 Millionen Euro hat SLP alleine in Gnötzheim investiert. Seit 2007 besitzt SLP dort ein rund 50 000 Quadratmeter großes Gelände mit Lagereinrichtungen, das nun ausgebaut wurde. Kernstück der Investitionen in Gnötzheim ist eine neue Siloanlage mit acht Hochsilos, die eine Gesamtkapazität vom 20 000 Kubikmeter haben. Darüber hinaus wurde eine Halle abgebrochen, eine neue mit 1800 Quadratmeter Fläche gebaut und eine bestehende Halle mit 4000 Quadratmeter neu eingedeckt. Dazu kommt eine neue Annahmegasse für das Getreide, eine Anlage zur Reinigung, zum Wiegen und zur Probeentnahme.
Fast vergessenes Getreide
Der Ursprung der Firma SLP liegt im Jahr 1989, als Michael Sailer mit dem Anbau des fast vergessenen Urgetreides Dinkel begann. Aus zwei Hektar Anbaufläche wurden schnell 20, die starke Nachfrage forderte erste und weitere Vertragspartner aus der Landwirtschaft, erste Mitarbeiter wurden eingestellt, in nur zehn Jahren wurde SLP zum Marktführer in Deutschland.
Nach einer ersten Erweiterung der Produktions- und Lagerhallen im Jahr 2000 baute SLP 2004 die modernste und leistungsfähigste Dinkelschälmühle Europas in Würzburg. Dabei ist SLP dem Verwaltungssitz Tapfenheim in Baden-Württemberg treu geblieben.
Mit eigenem Schiffsumschlagplatz und Eisenbahnanschluss ist Würzburg der zentrale Dreh- und Angelpunkt für den Handel mit Europa und Übersee. In der Schäl- und Aufbereitungsanlage hier können bis zu 300 Tonnen Dinkel und anderes Getreide bearbeitet werden. Um für die Vertragslandwirte bequem erreichbar zu sein, hat SLP neben Gnötzheim weitere Lagerkapazitäten in Lauringen mit 10 000 Tonnen und auf Gut Hemerten mit 5000 Tonnen, hier mit einem speziellen Biogetreidelager.
Viel Wert lege SLP auch auf den eigenen Fuhrpark und betreibe deshalb eine eigene Lkw-Flotte mit umweltfreundlichen Maschinen, deren Behälter alle hygienischen Anforderungen erfüllten und die eine flexible Logistik, kurze Wege und zuverlässige Lieferung ermöglichten.
Lagerkapazitäten erhöht
Neben der großen Investition in Gnötzheim wurden auch in Würzburg die Lagerkapazitäten erhöht und rund 1,4 Millionen Euro investiert. Damit trägt SLP dem starken Anwachsen der Anbauflächen im fränkischen Raum Rechnung.
In ihrem Grußwort ging Kreisbäuerin Anette vom Berg-Erbar genau darauf ein: Für die Landwirte sei ein stabiler und leistungsfähiger Abnehmer für Dinkel, wie es SLP ist, sehr wichtig. Denn der Dinkelanbau werde für die Region immer wichtiger, da das Getreide vom Preis her an Interesse gewinnt und mit den leichteren Böden zufrieden ist. Die Kreisbäuerin zeigte sich zuversichtlich, dass der Dinkelanbau im Landkreis sich weiter stabilisiert.
Beim Tag der offenen Türe in Gnötzheim gab es neben der Besichtigung der Anlage viele Informationen zum Thema Landwirtschaft, vor allem natürlich zum Dinkel. Unter den Ehrengästen waren die Bayerische Mehlkönigin Carolina Göggerle, stellvertretender Landrat Robert Finster, die Kreisbäuerinnen aus Kitzingen und Würzburg und Martinsheims Bürgermeister Rainer Ott. Den Festvortrag hielt Horst Hermannsen zum Thema „Landwirtschaft zwischen Markt und Politik – schwierige Märkte verlangen verlässliche Handelspartner“.