Bereits jetzt gilt es für die Land- und Forstwirtschaft, sich auf die Veränderungen nicht nur durch den Klimawandel einzustellen. Wie das möglich ist und wo das im Landkreis Kitzingen bereits getan wird, davon ließ sich Regierungspräsident Paul Beinhofer bei einer Besuchsfahrt informieren. Mit dabei waren Vertreter der Behörden und vom Bayerischen Bauernverband. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen (AELF) hatte fünf verschiedene Stationen ausgewählt, die von Wald, über Kartoffeln, Bienen, Schweinen, bis hin zum Pflanzenbau und den Feld, bis hin zur Tierhaltung reichten.
„Neuer“ Wald
Zunächst eröffnete Regierungspräsident Beinhofer den Waldumbauweg in Wiesentheid, der auf Feuerbacher Gemarkung geschaffen wurde. Weil der Landkreis Kitzingen zu den trockensten und wärmsten Regionen Bayerns zählt, werden dort die dort wegen des hohen Anteils an Kiefern durch den Klimawandel bedrohten Wälder im klimataugliche Mischwälder umgebaut. Baumarten, die mit Trockenheit und den dort gegebenen Bodenverhältnissen besser zurecht kommen, wurden dort bei der Verjüngung der Altbestände mit eingefügt.
Beispielhaft
Beinhofer nannte das Projekt einen „beispielhaften Schwerpunkt des Waldumbaus“, der auf einer 30 Hektar großen Fläche entstanden ist. Die verschiedenen Waldbilder werden auf dem eigens geschaffenen 1,2 Kilometer langen Weg an zehn Stationen erläutert. Es sei aus einer „beispielhaften gemeinschaftliche Initiative“ vom Landkreis, dem Markt Wiesentheid, dem AELF und einem Büro entstanden.
Zweite Station war der Betrieb der Familie Weckert in Düllstadt, die sich dort auf den Anbau von Kartoffeln spezialisiert haben. Landwirtschaftsmeister Simon Weckert, mittlerweile die dritte Generation, erläuterte, dass dort auf 42 Hektar Kartoffeln angebaut werden. Vier Hektar davon sind mit der Sorte „Bamberger Hörnchen“ bestückt. Seit 1999 setzt der Hof auf Kartoffeln als Schwerpunkt. Insgesamt bearbeitet der Betrieb137 Hektar an Fläche.
Künstliche Beregnung
Was die Verantwortlichen der Behörden um Landrätin Tamara Bischof, dem Bauernverband und dem AELF besonders interessierte, war der Punkt Beregnung. In Düllstadt wurde vor rund 70 Jahren ein Zusammenschluss von Landwirten gegründet, dem heute noch drei angehören. Sie entnehmen das Wasser aus zwei Bächen, sowie dem Main alles unter strenger Aufsicht der Behörden.
Alle fünf Jahre müsse eine Genehmigung zur Entnahme gestellt werden, was künftig noch schwieriger werden könnte, schätzte Regierungspräsident Beinhofer. Eine Tröpfchenberegung, wie bei den Weinbergen, sei hier nicht lukrativ, beantwortete Simon Weckert eine der Fragen.
Eber-Geruch
Im Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungszentrum in Schwarzenau informierte Peter Lindner bei einer Führung am Neubau der Versuchsanlage über die Forschung in der Schweinehaltung. In den Bereichen Fütterung, Haltung und Zucht liegen die Schwerpunkte, in denen geforscht wird. Außerdem liegt ein Schwerpunkt auf der überbetrieblichen Ausbildung für Landwirte im Bereich Schweinehaltung.
Wer wollte, durfte vor Ort den im Reagenzglas konservierten Eber-Geruch schnuppern, oder die zwei Wochen alten Ferkel samt Muttersauen durch das Fenster begutachten. Dazu wurde der dort gelegene agrarökologische Lehrpfad kurz vorgestellt.
Bienen-Prüfhof
Im Anschluss gewährte Stefan Berg einen Einblick in den Bienen-Prüfhof, einen von drei in ganz Bayern, der sich in einem Waldstück bei Schwarzenau befindet. „Das ist ja richtig idyllisch hier“, sagte Regierungspräsident Beinhofer zu der ruhigen, naturnahen Stätte. Rund 100 Bienenvölker sind dort untergebracht, die Ergebnisse der Forschung dort dienen den Züchtern zur Zuchtauslese und werden in der Fachpresse veröffentlicht.
Später führte die Informationsfahrt in das Versuchszentrum für Pflanzenbau, das in einem umgebauten früheren Bullenstall der Lehr- und Versuchsanlage seinen Platz gefunden hat. Dort erläuterte Andreas Maier etwa, wie Gräser, Pflanzen und Erntematerial untersucht werden. Gerade Fragen des nachhaltigen Pflanzenbaus werden dort aufgegriffen.
Versuchsparzellen
Hier wurde der Anbau auf den 120 000 Quadratmetern Gesamtfläche vorgestellt, auf denen 5000 kleine Versuchsparzellen sind. Zu deren Bearbeitung sind eigene Maschinen notwendig, wie etwa ein Sähgerät, das alle zehn Meter eine neue Sorte gleichmäßig ausbringt. Oder ein Mähdrescher, der sich nach wenigen Metern Ernte selbst wieder mit Druckluft reinigt, um gleich die nächsten Früchte zu ernten.
Dazu sind die Maschinen mit modernster Technik auch aus dem Bereich der Navigation bestückt und nicht eben billig. Das blieb einer von vielen Punkten einer aufschlussreichen Fahrt, die nicht nur Regierungspräsident Beinhofer beeindruckte.