Die Wahl-Kitzingerin Erika Denhard feiert am Sonntag, 19. Juli, ihren 100. Geburtstag. Die diskussionsfreudige Jubilarin, die gerne ihre Meinung zu allen Ereignissen beiträgt, wurde 1920 in Kyritz an der Knatter in Brandenburg geboren. Die Mutter stammte aus Hessen, der Vater aus Westpreußen und arbeitete im Schuldienst.
Die Jubilarin wuchs in Richtenberg/Vorpommern auf. Das Wohnhaus in dem heute fast ausgestorbenen Dorf steht noch. Als Älteste musste sie auf ihre beiden Geschwister aufpassen. Bereits mit 13 Jahren lernte sie ihren fünf Jahre älteren späteren Ehemann Wilhelm kennen.
Die weitere Schulausbildung führte die Jubilarin an das Lyzeum in Stralsund, ehe die Familie 1939 nach Greifenburg/Hinterpommern umzog. 1940 absolvierte Erika eine Ausbildung zur Schulhelferin und war bereits kurze Zeit später für die Leitung einer Dorfschule verantwortlich. 1941 heiratete sie den Jurastudenten Wilhelm Holtz, der aber als Wehrmachtsoffizier im Fronteinsatz stand. Als 1942 Tochter Heide geboren wurde, dauerte es zehn Monate, bis der Vater seine Tochter sehen durfte. 1943 fiel er an der russischen Front und Erika wurde mit 23 Jahren Witwe.
Geflohen vor der Roten Armee
Beim Einmarsch der Roten Armee war die 23-Jährige Leiterin der Dorfschule in Schwessow, musste fliehen und alle Habseligkeiten zurücklassen. 1945 fand sie in Bad Hersfeld bei der Mutter eine neue Heimat. Eine einjährige pädagogische Ausbildung schloss sie mit der ersten Lehramtsprüfung ab. Als die Tochter 1962 ihr Abitur ablegte, ging Erika an die Deutsche Schule in Brüssel und bildete dort zumeist deutsche Diplomatenkinder aus. 1968 kehrte sie wieder nach Niederaula zurück. 1969 kam das erste Enkelkind.

Zu aller Überraschung heiratete sie 1982 den überaus unternehmungslustigen Witwer Heino Denhard, gleichzeitig mit dem Abschied aus dem geliebten Berufsleben. Reisen mit dem Wohnmobil führte das Ehepaar Denhard zum Nordkap, nach Ägypten und nach Italien, in die DDR und die UdSSR, die Türkei und bis zum Euphrat und quer durch die USA und Kanada.
Neun Enkel und 16 Urenkel
Mit inzwischen 90 Jahren kaufte sie sich ein neues Auto und siedelte eigenständig zur Tochter aus erster Ehe nach Kitzingen um. "Ich hätte nie gedacht, dass ich das alles erleben darf", blickt die Jubilarin auf ein bewegtes Leben zurück. Sie befindet sich ganz auf der Linie ihrer Mutter, die 1998 ihren 100. Geburtstag feiern konnte.
Geistig fit fordert das Alter unweigerlich Tribut. "Alt werden ist nichts für Feiglinge", kommentiert die alte Dame ihren hohen Geburtstag, zu dem sie neben ihrer Tochter Heide, zwei Kinder aus der ersten Ehe des zweiten Ehemannes, neun Enkel und inzwischen 16 Urenkel begrüßen und den hohen runden Geburtstag gehörig feiern will.