72 763 Euro. Mit dieser Summe beziffert das Tierheim Kitzingen seine jährlichen Kosten für die Pflege von Fundtieren aus dem Landkreis. Diese müssten rein rechtlich von den Kommunen versorgt werden. Die geben die Aufgabe aber an das Tierheim weiter und lassen diesem dafür Geld zukommen.
17 861 Euro haben die Gemeinden des Landkreises im vergangenen Jahr an das Tierheim gezahlt. 20 Cent pro Einwohner. Viel zu wenig, um die laufenden Kosten zu decken, heißt es vom Tierschutzverein, dem Träger des Tierheims. Bisher habe man die fehlenden 54 092 Euro nur durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanzieren können.
Neubau wegen einbrechendem Stollen nötig
Nun, da der dringend benötigte Neubau finanziert werden muss, gerät das Tierheim in Geldnot. Während bisher alle Spenden für die Pflege der Tiere aufgewandt wurden, muss damit nun das neue Gebäude bezahlt werden. Dieses wird gebraucht, weil ein Bergbaustollen unter dem Gebäude langsam einbricht und so dessen Stabilität gefährdet. Doch weder der Standort noch die Finanzierung des Neubaus sind bisher geklärt. Umso wichtiger ist es für das Tierheim, dass wenigstens die laufenden Kosten für den Unterhalt der Fundtiere gedeckt sind.
Deshalb fordern die Verantwortlichen von den Gemeinden des Landkreises eine Erhöhung der Beteiligung auf einen Euro pro Einwohner. Damit lägen die Kosten zwischen denen im Kreis Hassberge, wo die Kommunen 1,20 Euro pro Einwohner zahlen, und dem Landkreis Main–Spessart. Dort beteiligen sich die Gemeinden mit 50 Cent je Einwohner. Der Antrag, den der Tierschutzverein Kitzingen bei den Kommunen eingereicht hat, wurde und wird derzeit in den verschiedenen Stadt- und Gemeinderatssitzungen diskutiert. Auch in Dettelbach, wo Bürgermeisterin Christine Konrad davon sprach, dass seit 2013 keine Fundtiere aus ihrer Stadt ins Kitzinger Tierheim gebracht worden seien (wir berichteten).
Die Gemeinden wissen nicht, wie viele Tiere ins Heim kommen
Von ganz anderen Zahlen spricht dagegen das Tierheim selbst: In dem von Konrad angesprochenen Zeitraum seien es 33 Tiere gewesen. „Uns bringen ja nicht die Gemeinden die Tiere“, sagt Angela Drabant, die Leiterin des Tierheims. „Die wissen einfach nicht, wie viele Tiere zu uns kommen."
Personell sei es schlichtweg nicht möglich, für jedes Fundtier eine Meldung an die jeweilige Gemeinde zu veranlassen. „Ab jetzt machen wir das aber, auch wenn wir es uns eigentlich nicht erlauben können.“
Die Zahlen, die im Dettelbacher Stadtrat genannt worden waren, hätten nur der Vorinformation der Räte gedient, heißt es von der Stadtverwaltung. Die Mitteilung über die tatsächliche Anzahl an Fundtieren hätte man erst einige Tage nach der Sitzung erhalten, deswegen hätte die Aussage von Bürgermeisterin Konrad nicht „gepasst“. Eine Entscheidung, ob man sich in Zukunft stärker an den Unkosten des Tierheims beteiligen wolle, sei noch nicht gefallen.
400 Euro pro Jahr und Tier
„Wenn in einer Gemeinde ein Tier gefunden wird, muss diese die Kosten tragen“, sagt Iris von Crailsheim, zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins. Wie hoch diese sind, rechnet sie am Beispiel Dettelbach vor: Kalkuliere man mit dem Minimalbetrag von 400 Euro Unkosten pro Tier und Jahr, seien das für die neun im Jahr 2016 aufgenommenen Tiere 3600 Euro. Erhalten hätte das Tierheim aus Dettelbach in jenem Jahr aber nur 1397 Euro.