Die neuen Stadträte auf den Wissensstand ihrer Kollegen zu bringen und natürlich auch weiterführende Beschlüsse zum Schulgassenkonzept zu fassen, das war der Schwerpunkt der Stadtratssitzung in Mainbernheim am Donnerstagabend. Wie wichtig vor allem die Information der Neuräte war, zeigte die Diskussion am Ende des Tagesordnungspunktes, in der nicht nur Gestaltung, sondern gar das komplette Konzept in Frage gestellt wurde.
Architekt Walter Böhm ging noch einmal ausführlich auf die Entwicklung des Konzepts zur Sanierung der an den Kirchplatz angrenzenden Gebäude der Schulgasse ein. Teile der Häuser sind bereits abgebrochen, was noch steht, kann fast als baufällig bezeichnet werden. Zentrales Element ist das Torhaus, das einst als Eingang für ein größeres Anwesen diente und die Schulgasse überspannt. Das Torhaus sollte auf jeden Fall stehen bleiben, so die Forderung damals und heute. Gegründet ist das Torhaus auf Kellern, die deshalb ebenfalls erhalten bleiben. Um in der schmalen Gasse und auch hin zum Kirchplatz nicht einen zu wuchtigen Komplex zu entwickeln, sieht das Schulgassenkonzept zwei Gebäudeteile vor, die durch einen modern gestalteten Zwischenflügel verbunden sind.
Im Untergeschoss entsteht ein Veranstaltungsraum mit rund 110 Quadratmeter Fläche, der sich zum Kirchplatz öffnet. Im Komplex sind weiter ein Unterstellraum für Fahrräder, von außen zugängliche Toiletten, eine Küche und in den Kellern Abstellräume untergebracht. In spartanisch eingerichteten kleinen Zimmern im Obergeschoss soll dann die Radlerherberge Platz finden, dort könnten zehn bis zwölf Betten Platz finden.
Insgesamt belaufen sich die Sanierungskosten auf etwa 1,16 Millionen Euro, wobei auf die Radlerherberge rund 40 000 Euro entfallen. Zuschüsse werden vor allem von Seiten der Städtebauförderung fließen, wie Bürgermeister Peter Kraus zusicherte, in erheblicher Höhe. Deshalb dränge die Zeit, die Unterlagen bei der Regierung einzureichen.
Als problematisch zeigten sich in der Diskussion die geplanten Gaubenbänder in der Radlerherberge. Zwar wichtig für die Belichtung und die Kopffreiheit in den Räumen – doch sie widersprechen der Gestaltungssatzung. Hier beschlossen die Räte einstimmig, die Satzung demnächst entsprechend zu ändern.
Gar nicht einverstanden mit der Gestaltung des Verbindungsriegels der beiden gemauerten Gebäude war Uta Wandera, zu modern und glatt kritisierte sie die Fassade, die sie erstmals so sehe. Grundsätzlich in Frage stellten Christian Zimmermann und Martin Reinhard das gesamte Konzept. Es werde, so deren Meinung, in der Bevölkerung völlig abgelehnt. Andere Baustellen in der Stadt, etwa die Zukunft des Schulhauses, seien wichtiger. Hier widersprach die Ratsmehrheit allerdings: Das Schulgassenkonzept sei schon viel länger in der Diskussion im Stadtrat. Das Schulhaus konnte erworben werden, als das Schulgassenkonzept längst in der Planung war.
Am Ende beschloss der Stadtrat bei zwei Gegenstimmen das vorgestellte Schulgassenkonzept grundsätzlich. Das Architekturbüro Böhm & Kuhn wurde ebenfalls bei zwei Gegenstimmen beauftragt, die Bauvorlagen bis zum 1. August zu erstellen. Ohne Gegenstimmen beschlossen die Räte die Verwaltung zu beauftragen, den Zuschussantrag vorzulegen.