Roswitha Haupt ist am Verzweifeln: Seit fast sieben Jahren läuft Wasser in ihr Haus, das Gasthaus zum Goldenen Hirschen in Dettelbach. Wo das Wasser herkommt, ist noch völlig unklar, doch seitdem die Kirche und deren Vorplatz saniert sind, durchnässen Decken, Wände und Böden. 30 000 Euro hat sie bereits für Gutachter ausgegeben – am Donnerstag machte sich der Bauausschuss der Stadt ein Bild der Lage.
Der Marktplatz in Dettelbach ist ein schöner historischer Ort: Hoch über Arkaden schwebt die Kirche, gleich an die Arkaden angebaut und direkt unter der Kirche schließt sich das Gasthaus zum Goldenen Hirschen an. Von dem im Hochparterre gelegenen Gastraum kann man über einige Treppen direkt auf den Kirchplatz gelangen. Vor knapp sieben Jahren, im Jahr 2010, wurden die Kirche und der davor gelegene Platz saniert. Und damit begann die Misere.
Putz blättert ab
Denn seitdem läuft Wasser ins Haus von Roswitha Haupt. Je nach Niederschlagsmenge mal mehr, mal weniger. Die Schäden sind nicht mehr zu übersehen. Etwa in einem Zimmer im Obergeschoss: Hier mussten die Möbel von den Wänden weggerückt werden. Ein Blick an die Decke zeigt: Da blättert in dem historischen Gebälk nicht nur der Putz. In der Gaststube zeigt die Wirtin, wo das Wasser hier eindringt. Auch im Gewölbe auf Höhe des Marktplatzes läuft Wasser die gekachelte Wand hinab: „Das ist wie eine Tropfsteinhöhle“, kommentiert Stadtrat Roland Hardörfer. Oben dann auf dem Kirchplatz deutet nichts auf die Probleme unterhalb hin. Nur Eingeweihte erkennen die drei Pegel, die in das Pflaster gesetzt sind und in denen täglich der Wasserstand auf der Bodenplatte unter dem Pflaster gemessen wird.
Das Verfahren ist zwischenzeitlich vor dem Verwaltungsgericht gelandet, Haupt hat gegen die Stadt geklagt. Die zentrale Frage 'Wo kommt das Wasser her?' ist bislang unbeantwortet. „Der Kanal ist dicht“ sagt 2. Bürgermeister Herbert Holzapfel, er wurde auf Dichtigkeit geprüft. Gutachter wurden eingeschaltet: Der erste wurde abgelehnt, der zweite verstarb, nun ist seit Jahresbeginn der dritte am Werk.
Solange das Verfahren läuft, wird die Stadt wohl nicht agieren. Alle aber hoffen auf ein baldiges Ergebnis der Arbeit des Gutachters.
„Die Stadt sollte hier in Vorleistung gehen“, sagt Ernst Plannasch. Und für Michael Hartmann ist klar: „Egal wie und woher das Wasser kommt, das ist kein Zustand, der Familie muss so schnell wie möglich geholfen werden.“ Das könnte aber durchaus noch dauern, denn solange die Ursache für den Wassereintritt nicht gefunden ist, solange wird es schwierig, Vorkehrungen dagegen zu treffen. Die Räte zeigten aber Bereitschaft zu handeln, sobald hierüber Erkenntnisse vorliegen.