Ackerwildkräuter sind selten geworden. Vielfach wurden sie als "Acker-Unkräuter" bekämpft. Deshalb sind viele Arten bundesweit gefährdet, einige gelten bereits als ausgestorben. Die Deutsche Bundesstiftung für Umwelt (DBU) hat sich zum Ziel gesetzt, mindestens 150 Ackerstandorte mit diesem Kräutervorkommen langfristig zu schützen. Nun wurden auch fünf Ackerkomplexe im Landkreis Main-Spessart in das offizielle bundesweite Schutzgebietsnetz für Ackerwildkräuter aufgenommen.
Der von Berthold Hautsch (Karsbach) bewirtschaftete Acker zählt ebenso dazu, wie die in der Nähe des Saupurzels bei Gambach von Arno Schüpfer bearbeite Fläche. Dazu kommen noch Flächen im Bereich von Karbach. Alle zeichnen sich durch ein hohes Vorkommen seltener Ackerwildkräuter aus. Durch das von Julia Eberl betreute BayernNetzNatur-Projekt konnte seit 2020 auf vielen Flächen im Landkreis erstmals eine Förderung extensiver Ackernutzung angeboten werden.
Projekt bereits 2009 gestartet
Der Koordinator des bundesweiten Projektes "100 Äcker für die Vielfalt", Dr. Stefan Meyer von der Georg-August-Universität Göttingen, erläuterte während einer Feierstunde auf einem Acker in der Nähe der Burgruine Homburg die Ziele der Kampagne und überreichte Urkunden an den Landwirt Berthold Hautsch, die Landrätin Sabine Sitter und Julia Eberl (Landschaftspflegeverband Main-Spessart). Mit bei der Urkundenübergabe waren Vertreter verschiedener Behörden und Organisationen.
Das Projekt "100 Äcker für die Vielfalt" war bereits im Jahr 2009 gestartet und konnte bis zum Jahr 2013 rund 120 Äcker langfristig schützen. In einer zweiten Phase des Projektes seit dem Jahr 2019 wurde das Ziel nun auf 150 Flächen aufgestockt. In das geförderte Schutzprogramm werden nur "hochwertige" Äcker mit "wertvollem Arteninventar" im Sinne des Ackerwildkrautvorkommens aufgenommen. Wichtig dabei sei auch entsprechend schonende, aber regelmäßige Bewirtschaftung der Flächen.
Förderprogramme sollen Auskommen sichern
"Heute kommen wir dem Ziel wieder ein Stück näher", freute sich Landrätin Sabine Sitter über diese besondere Auszeichnung. Der Landkreis sei sich seiner Verpflichtung bewusst und bemühe sich bereits seit mehreren Jahren mit Hilfe der Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegverband und den Landwirten intensiv um die langfristige Sicherung entsprechender Ackerstandorte. Hierfür habe man bereits einige Flächen erworben.
"Die Landwirte sind bereit den Naturschutz, wo immer möglich zu unterstützen", erklärte BBV-Kreisobmann Reinhard Wolz. Dies zeigen entsprechende Äcker im Landkreis. Jedoch müsse den Bauern durch Förderprogramme ein entsprechendes Auskommen gesichert werden und auf anderen Flächen intensiver Ackerbau möglich sein.
Immer mehr Flächen im Vertragsnaturschutzprogramm
"Nehmen Sie die Angebote im Naturschutz wahr", richtet Thomas Keller, Sachgebietsleiter Naturschutz der Regierung von Unterfranken, einen Appell an die Landwirte. Es gebe hier in Bayern sehr viele verschiedene Förderprogramme, die genutzt werden könnten. Hierfür könne der Bauernverband Werbung bei seinen Mitgliedern machen.
Vor zwei Jahren waren im Landkreis nur ungefähr zwölf Hektar im Vertragsnaturschutzprogramm. "Aktuell sind es bereits 216 Hektar", stellte Gerhard Keßler (AELF) dazu fest. Zu dieser enormen Steigerung haben vor allem intensive Gespräche, Aufklärung und Zusammenarbeit von Bauern, Landwirtschaftsverwaltung und Naturschutz beigetragen.
Ackerwildkräuter in Main-SpessartSchon in den Jahren ab 1980 stellte man im Landkreis bedeutende Ackerwildkrautvorkommen fest. In ersten Kooperationen wurden seitdem in kleinerem Maße Flächen gefördert.Eine 2018 in Auftrag gegebene Untersuchung zu Ackerwildkräutern im Landkreis zeigte, dass einige Ackerflächen nicht nur eine landesweite, sondern bundesweite Bedeutung haben.So konnten auch mindestens zwei Arten nachgewiesen werden, die in Bayern aktuell vom Aussterben bedroht sind.Über das staatlich geförderte Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) können Landwirte, die sich aktiv für den Erhalt der Ackerwildkräuter einsetzen, gefördert werden.Quelle: Landschaftspflegeverband Main-Spessart