Ohne Nachwuchs gibt es für keinen Verein eine Zukunft. Nicht nur der demografische Wandel, sondern auch eine veränderte Gesellschaft macht es vielen Vereinen schwer, eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit zu betreiben. Der Schützengesellschaft 1904 Helmstadt, die 2024 ihr 120-jähriges Gründungsjubiläum feiert und 126 Mitglieder hat, ist es aber im zurückliegenden Jahr gelungen, 17 Kinder und Jugendliche für den Schießsport zu begeistern.

Erster Schützenmeister Stefan Baunach freut sich über diesen Erfolg. Federführend waren dabei seine Frau Manuela und Otto Schlagmüller. Nach verschiedenen Aktionen und Schnupperwochen im Frühjahr, in denen die Kinder und Jugendlichen sich über den Schießsport informieren konnten, folgte ein weiterer fünfwöchiger Schnupperworkshop im Herbst. "Das Interesse war sehr groß", erzählt sie. Nach den Sommerferien konnte dann die Nachwuchsarbeit mit regelmäßigen Trainingseinheiten beginnen. Unterstützung erhielt die Schützengesellschaft vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).
Kinder und Jugendliche trainieren mit Lichtpunktgewehren
Bei den SchützenKids kommen sogenannte Lichtpunktgewehre zum Einsatz. Ein Lichtpunktgewehr ist eine Zieleinrichtung mit der äußeren Form eines Gewehres, die anstatt mit echter Munition mit einem Lichtstrahl ein Ziel anvisiert und trifft. Die zwei angeschafften Lichtgewehre ermöglichen es auch Menschen mit einer körperlichen Behinderung, den Schießsport auszuüben. Die Ergebnisse werden am Laptop ausgewertet.
Der Schießsport, so Manuela Baunach, bietet auch Raum für Menschen mit einer körperlichen Behinderung und Handicaps. Stefan Baunach ist überzeugt, dass der Schießsport sich besonders positiv auf die Konzentrations- und Lernfähigkeit der Kinder und Jugendlichen auswirkt. Auch zwei ukrainische Kinder konnten gewonnen werden. Zwar sei die Sprachbarriere noch sehr hoch, aber die Kinder lernten schnell und begierig, ob im Schießraum oder am Spiel- und Betreuungstisch.
Was für den Schießsport wichtig ist
Neben Konzentration schule der Sport vor allem auch das Zusammenspiel von Körper und Geist, berichtet Baunach. Dazu seien langes, intensives Training und viel Erfahrung nötig. Neben Körperbeherrschung braucht es ein gutes Sehvermögen, Ausdauer und innere Ruhe. Die Schützen müssen die Außenwelt komplett ausblenden können und dürfen sich durch nichts ablenken lassen. Deshalb gehört für viele Sportschützen im Leistungssportbereich das Meditieren zum täglichen Trainingsprogramm.

Obwohl der Schießsport und die Schützenvereine zu den ältesten Vereinen in Deutschland zählen, sind sie bei Weitem nicht so beliebt wie Biathlon, Bogenschießen, Fechten oder Speerwurf – alles auch Sportarten, in denen Waffen zum Sport dazugehören. Wie bei all diesen Sportarten gelten auch beim Schießsport strenge Sicherheitsregeln. Die Kinder und Jugendlichen dürfen nur in Begleitung von Aufsichtspersonen mit einer Standaufsichtsausbildung in die Schießraum.
Ein Maskottchen gibt es auch schon
Beim Training mit dem Nachwuchs braucht es nicht nur das Üben am Lichtgewehr, sondern auch eine qualifizierte "Pausenbetreuung" außerhalb des Schießraumes, die sowohl theoretische Themen beinhalten als auch die Möglichkeit geben, sich abzulenken und neue Kraft für die nächste Konzentrationseinheit zu sammeln. Manuela Baunach hat sich bei der DOSB und der Bayerischen Sportschützenjugend (BSSJ) schon umfangreiches Material für eine optimale Betreuung besorgt. Obwohl die SchützenKids erst wenige Wochen zusammen trainieren, haben sie sich schon ein Maskottchen ausgesucht: den Hasen Leila-LumeXx.