Zwar ist die neue Regierungskoalition aus CSU und Freien Wählern seit Kurzem im Amt, doch wird das bemerkenswerte Ergebnis der jüngsten Landtagswahl der Politik und speziell der Umweltpolitik in Bayern wohl nachhaltig seinen Stempel aufdrücken. Darin sind sich zumindest die Mitglieder des Landesbund für Vogelschutz (LBV) einig, deren Kreisgruppe Main-Spessart am Freitagabend in der Alten Turnhalle in Lohr ihr 20-jähriges Bestehen feierte.
Bei der Landtagswahl schlugen für die Grünen letztlich 17,6 Prozent zu Buche – was der Vorsitzende des LBV, Norbert Schäfer, in seinem Festvortrag freudig als Beleg dafür verbuchte, dass in der Gesellschaft ein Umdenken stattgefunden habe. Flächenfraß, die geplante Neuerschließung von Skiliften am Riedberger Horn und das Insektensterben seien allesamt Themen, die sich in der täglichen Berichterstattung wiederfinden und für deren Problematisierung der LBV Grundlagenarbeit geleistet habe.
Seine Aufgabe sei es, diese Themen gegenüber der Politik „an vorderster Front“ zu vertreten, die „Munition“ lieferten jedoch die Kreisgruppen durch sorgfältiges Beobachten und Dokumentieren vor Ort. Die 20 Jahre großartiger Arbeit in Main-Spessart sei da nur ein Zwischenstopp und „da kommt noch viel viel mehr.“
Steigende Mitgliederzahlen
Tatsächlich zeigen die Statistiken der Mitglieder- und Unterstützerzahlen des Vereins bayernweit und auch in der Kreisgruppe stetig nach oben. An Arbeit für die aktuell 450 Mitglieder mangelt es jedoch nicht, wie Hartwig Brönners Statistik zeigt, die seit der Neustrukturierung vor 20 Jahren 50.000 geleistete Ehrenamtsstunden aufführt. „Eine Kreisgruppe ist nur so stark wie ihre Mitglieder selbst“, ist sich der Vorsitzende daher sicher: „Man braucht eine starke Stimme hier in der Region und wenn man viele Mitglieder hat, dann wird man auch gehört.“ Als „Chef“ sieht sich Brönner daher nur ungern, denn „wenn einer allein hier den Naturschutz betreiben würde, der würde sang- und klanglos untergehen.“
Der Grundstein für aktives Umweltbewusstsein soll nach Ansicht von Brönner schon möglichst früh gelegt werden, weshalb ihn besonders das Florieren der Jugendarbeit begeistere. Mit der Jugendbeauftragten Barbara Meyer habe man einen rechten Glücksgriff getätigt und im Besuch von Grundschulklassen bereits etwa 2000 Schüler für Naturthemen sensibilisiert. Doch können Kinder und Jugendliche auch selbst im Verein tätig werden, was der Vortrag von sechs „Jungspechten“ den erwachsenen „Grauspechten“ unterhaltsam vor Augen führte.
Der Steinkauz ist wieder da
Von den 22.000 Quadratmetern Flächenerwerb für den aktiven Naturschutz bis hin zu der erfolgreichen Wiederansiedlung des Steinkauzes malte Brönner trotz schwieriger Tendenzen ein hoffnungsvolles Bild im Rückblick auf das 20-jährige Engagement der Gruppe, das das Ehepaar Richard und Elaine Sims anschließend durch amüsante Anekdoten aus den Jahren vor 1998 ergänzte.
„Wir konnten vorher nicht einschätzen ob 30 oder 50 kommen würden, jetzt waren es 120“, freute sich Brönner und sprach angesichts der vielen Stunden Vorbereitungszeit persönlich von einem „großen Erfolg“. Seine eingangs gestellte Frage, ob es bezüglich der Situation des Naturschutzes überhaupt Grund zum Feiern gäbe, beantworteten die zahlreichen Gäste zu beschwingten Klängen von „Strings ?n Voices“ damit klar positiv.
Ehrungen langjähriger LBV-Mitglieder
20 Jahre: Ute Kohl, Albert Lucas, Axel Täger, Roland Stürmer, Günther Maier, Christian Ruppert;
30 Jahre: Dr. Thomas Keller, Ewald Rhein, Edith Schießer;
40 Jahre: Hartwig Brönner, Klaus Diel, Ericht Heck;
50 Jahre: Josef Brönner, Gerhard Hach, Helmut Hussong, Wilhelm Leimeister.