Letztes Jahr hingen die Bäume von Ulrike Steigerwald voller Mirabellen. Das waren so viele, niemals würde sie so viele essen können. Also bot sie sie im Tauschring an. Eine Frau hatte das selbe Problem, nur hatte sie zu viele Äpfel. Beide gewinnen. Mit einem kleinem Lächeln auf den Lippen sagt Steigerwald: "Ich hoffe, dass ich heuer wieder welche bekomme."
Freitagnachmittag. Es ist wenig los im Weltladen in Marktheidenfeld, in dem Ulrike Steigerwald arbeitet. Am Abend findet die Feier zum 20-jährigen Bestehen statt. Ulrike Steigerwald ist seit Beginn an dabei und Ansprechpartnertin beim Tauschring. "Reden wird es keine geben, so formell sind wir nicht" ,sagt sie. Für den Abend hat sie nur einen Nachtisch gemacht. Er ist aus Mirabellen.
So funktioniert das Tauschen im Tauschring
Wie funktioniert das mit dem Tauschring? Das sei eigentlich ganz einfach, sagt Steigerwald. Jeder, der eintreten möchte, bekomme am Anfang ein Tauschheft. Dort halte man fest, mit wem man was getauscht habe – Marillen mit Äpfeln zum Beispiel.
Man kann auch untereinander tauschen, wenn man gerade nichts zum Zurücktauschen hat. Hilft man zum Beispiel jemandem für eine Stunde, bekommt man vier Maras. Das ist die Währung des Tauschrings. "Für anstrengendere Arbeiten kann aber man schon mal mehr Maras bekommen", erklärt Steigerwald. Der Helfer bekommt die Maras dann gutgeschrieben, dem Geholfenen werden sie abgezogen. Wofür und wann sie die Maras dann einsetzen und wieder ausgleichen, ist dann die eigene Entscheidung.
Ein konkretes Beispiel: Steigerwald brauchte ein Waffeleisen. "Ich habe im Tauschring gefragt und jetzt hab ich eines", sagt sie. Der Schenker bekam dafür ein paar ihrer Maras. Diese könnte sich Steigerwald wieder erarbeiten, indem sie jemandem beim Umzug hilft. Steigerwald weiß, dass sie sich das Waffeleisen einfach hätte kaufen können. "Aber warum soll ich das?", fragt sie. "Bei den anderen steht es nur rum. Ich hätte damit nur neuen Müll produzieren lassen und billiger war es so auch."
Tauschkreis ging aus einem Projekt der Stadt hervor
Die Idee zu einem Tauschring ging vor 20 Jahren aus einer Initiative der Stadt hervor. Agenda 21 hieß das Projekt, in dem Bürger sich an verschiedenen Runden Tischen zusammensetzten. Der "soziale Tisch" habe dann den Tauschring initiiert und sie sei sofort Mitglied geworden, erzählt Steigerwald.
Heute habe der Verein 45 bis 50 Mitglieder. Einmal im Monat treffe man sich – immer am 15. um 19 Uhr im Franck-Haus. Es hätten sich schon viele Bekanntschaften und Freundschaften gebildet. "Wir freuen uns auf weitere Mitglieder", sagt Steigerwald. " Je mehr Leute wir sind, desto mehr Hilfe können wir anbieten."
Jedes neue Mitglieder erhält zum Eintritt zehn Maras, "einfach weil wir gemerkt haben, dass manche Leute nicht ins minus wollen am Anfang", erzählt Steigerwald. "Zum Helfen gehört jedoch auch, dass sich andere helfen lassen."