Das Wasser- und Elektrizitätskraftwerk in Gräfendorf ist wieder in Betrieb. Nach knapp fünf Wochen wurden die Wartungs- und Sanierungsarbeiten abgeschlossen, und seit dem vorvergangenen Wochenende staut das Wehr das Wasser der Fränkischen Saale wieder auf. Insgesamt hat die Betreiberfamilie Rauch mehr als 250 000 Euro an Arbeitszeit und Material investiert.
Für die Renovierung der Wehrklappen, des Wartungsschützes und des Treibgutrechens am Wasserkraftwerk hat das Besitzer- und Betreiberehepaar Gertraud und Gerhard Rauch aus Oberviechtach (Oberpfalz) zusammen mit den Söhnen Christian (19) und Stefan (18) mehr als sechs Wochen an Vorbereitungs- und Arbeitszeit eingebracht. Am Wochenende halfen sogar die Töchter Andrea (17) und Martina (15). Eine Spezialfirma übernahm die Sandstrahlung der Stahlwände und die Grundierung der beiden Wehrklappen.
Ursprünglich sollten innerhalb von zwei Wochen undichte Gummidichtungen der Wasserschütze ausgetauscht, korrodierte Schrauben und Nieten ausgewechselt und das Metallwehr sandgestrahlt und neu lackiert werden. Dazu musste das bis zu knapp acht Meter hoch aufgestaute Wasser der Wehranlage abgelassen werden. Doch traten bei den gesamten Renovierungsarbeiten immer neue Schäden zum Vorschein, die behoben werden mussten und die Arbeiten um zweieinhalb Wochen verlängerten.
Insgesamt wurden mehr als 500 Liter Spezialfarben für die Grundierung und den dreifachen Anstrich verarbeitet. Dazu kamen Strahlsand, 112 spezielle Passschrauben, über 1430 Schrauben der Schlüsselweiten von 24 bis 46, Spezialdichtgummileisten für die Seiten und den unteren Schwenkbereich, ein Träger für den Wartungsschütz und viele weitere Materialien. Das Ehepaar war fast täglich mehr als zehn Stunden auf der Baustelle. „Wir betreiben mittlerweile vier Wasserkraftwerke (außerdem in Rothenburg und Dornburg an der Sächsischen Saale und in Bad Schlema bei Zwickau, Anm. d. Red.) aus Überzeugung zum Umweltschutz und zur Gewinnung regenerativer Energie“, betont der 60-jährige Elektromeister. „Unser Handeln ist auf die Zukunft unserer Kinder ausgerichtet und liegt im Einklang mit der Natur.“
„Daher“, so Rauch, „haben wir auch zwei Windräder aufgebaut. Wasserkraft ist eine Investition auf lange Sicht und eine sichere Geldanlage, die die ersten 20 Jahre keine Rendite einbringt.“ Dass den Betreibern der Naturschutz am Herzen liegt, zeigen die Investitionen zum Fischschutz in Form von naturnahen Fischtreppen, außerdem die Mitarbeit an Gutachten und Studien zu Fischschäden an Turbinenanlagen.
„Man muss die richtige Frau haben, die das alles mitmacht.“
Gerhard Rauch Kraftwerksbetreiber
Vor zwölf Jahren kaufte Gerhard Rauch das verwahrloste Wasserkraftwerk und renovierte es nach und nach mit seiner Frau, einer gelernten Hauswirtschaftsmeisterin, die im Betrieb die Verwaltung unter sich hat. Für die Anlage erhalten sie keine Fördergelder oder Ausgleichszahlungen bei Hochwasserschäden. Die Anlage mit zwei Turbinen, einer Kaplan- und einer Francisturbine, finanziert sich selbst bei einer Maximalkapazität von 500 Kilowatt, abhängig von Hoch- oder Niedrigwasser und einer Einspeisevergütung von 11,67 Cent/Kilowatt von E.ON.
„Der Verdienst ist gut, aber so eine Anlage rechnet sich nur mit mächtiger Eigenleistung“, sagt der seit seiner Jugend technisch interessierte Oberpfälzer. „Außerdem muss man in so einem Familienunternehmen an einem Strang ziehen und die richtige Frau dazu haben, die das alles mitmacht und unterstützt“, sagt Rauch und verweist auf seine engagierte 50-jährige Frau.
Mit seinem Beitrag zur Erzeugung regenerativer Energie hinterlasse er seinen vier Kindern „ein Stück einigermaßen heile Welt“, davon ist Rauch überzeugt. Die beiden Söhne sind bereits in die Fußstapfen des Vaters getreten und werden nach der Ausbildung zum Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik die Anlagen weiterbetreiben und erhalten.