Zweimal schon musste er Kartoffeln nachholen, sagte Martin Hock, "und es ist noch nicht mal Mittag". Der junge Landwirt vom Schwalbenhof in Marienbrunn verkaufte wie jeden Freitag Kartoffeln, Gemüse, Eier und Wurst auf dem Grünen Markt in Marktheidenfeld. Dass es an diesem Freitag so gut lief mit dem Verkauf, hatte für ihn zwei Gründe. Einmal, dass der Markt diesmal nicht auf dem Marktplatz, sondern auf dem Platz in der Bronnbacher Straße stattfand. Und zum anderen, dass an diesem Tag 30 Jahre Grüner Markt in Marktheidenfeld gefeiert wurden und mehr Stände als sonst ihre Waren anpriesen.

Marktmeister Stefan Halm und Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder erinnern sich noch an den Beginn des Grünen Markts 1989. Schmidt-Neders Amtsvorgänger Leonhard Scherg eröffnete ihn damals. "Da war Stand an Stand auf dem Marktplatz", weiß die Bürgermeisterin noch. Das Sortiment sei auch groß gewesen, sagt Halm. Es gab beispielsweise Süßwasserfische – teilweise lebend – und Meeresfische zu kaufen, Eier und Nudeln von Erich Hüsam aus Billingshausen oder Gemüse von den Jeßbergers aus Röttbach, so der Marktmeister. Der Grüne Markt kam bei den Kunden gut an. Mitte der 90er Jahre etwa wurden die "Marktbeschicker" immer weniger, "das war ein schleichender Prozess", sagt Halm. Manche der Verkäufer waren zu alt und fanden keinen Nachwuchs, andere sind am dem Markttag lieber in in andere Städte gezogen, da sie sich dort mehr Umsatz erhofften.
Wenige Stände, zufriedene Anbieter

Die Bürgermeisterin kann man hin und wieder freitags am Grünen Markt einkaufen sehen. "Meist macht das aber mein Mann", sagt Schmidt-Neder. Und so handhaben sie es seit Jahren – erst wird auf dem Markt eingekauft, und dann, was fehlt, im Supermarkt. "Auf dem Markt einkaufen ist nicht für auf die Schnelle", meint Schmidt-Neder, "das ist Genusseinkaufen."
Schon seit mehreren Jahren sieht man meist nur noch zwei Stände auf dem Marktplatz, den des Schwalbenhofs aus Marienbrunn und den Fischwagen von Harmut Hoh aus Kreuzwertheim, saisonal manchmal verstärkt durch einen Stand mit Spargel und Erdbeeren oder einmal im Monat mit Schnäpsen und Likören aus Thüngersheim. "Im Grunde sind wir zufrieden", sagt Martin Hock. Seit etwa vier Jahren bieten sie ihre Erzeugnisse aus Marienbrunn hier an, dazu noch die Hüsam-Eierwaren.
Dauerhaft an den Bronnbacher Platz gewünscht

Die ersten ein bis zwei Jahre hätte es etwas Anlaufschwierigkeiten gegeben, so Hock, aber mittlerweile lohne es sich so weit, dass er eine Verkäuferin für die Zeit zahlen kann. "Das ging die ersten Jahre nur, weil wir das im Familienbetrieb gemacht haben, anders hätte das nicht funktioniert." Und solange der Umsatz passt, wird der Schwalbenhof am Grünen Markt beteiligt sein. Auch Fischhändler Hartmut Hoh will nicht klagen. Anfangs ging es auch bei ihm etwas schleppend los. Aber das ist mittlerweile schon fast neun Jahre her, inzwischen laufen die Geschäfte gut.
Die beiden "Dauergästen" des Grünen Markts würden aber am liebsten weg vom Marktplatz und immer freitags in die Bronnbacher Straße. Schon ein paarmal habe man – wie zum 30. Jahrestag – hierhin ausweichen müssen, "und es ging hier immer besser als am Marktplatz", sagt Martin Hock. Am Marktplatz stünde man oft jemanden im Weg: "Irgendeiner beschwert sich immer", meint Hartmut Hoh. Doch der Wunsch der Standbetreiber wurde im Stadtrat – obwohl zuerst auf ein Jahr auf Probe angedacht –, doch abgelehnt. Der Grüne Markt findet weiterhin im Normalfall auf dem Marktplatz statt.
Henne-Ei-Problem

Neue Standbetreiber zu finden, sei nicht einfach, sagt Inge Albert von Stadtmarketing. Man würde schon Direktvermarkter und Hofläden ansprechen. Doch die sind zögerlich. "Wir würden gerne immer hier einen Stand haben", sagt beispielsweise Thomas Garos. Er vom Hofladen "Natur Pur" in Karbach betrieb am Jubiläumstag des Grünen Markts einen Stand gemeinsam mit Tobias Pfenning von "Dobsis Hofladen" aus Schollbrunn. Allerdings müsste dann auch immer so viel los sein, meinte Garos, und das sei nicht der Fall. "Da muss einfach mehr geboten sein, das die Leute her lockt, sonst lohnt sich das kaum." Das Henne-Ei-Problem des Grünen Markts.