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SCHOLLBRUNN: 75. Kulturwanderweg im Mühlental: Mit Kultur und Natur wuchern

SCHOLLBRUNN

75. Kulturwanderweg im Mühlental: Mit Kultur und Natur wuchern

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    Es ist eines der schönsten Täler im Spessart: Am Sonntag präsentierte sich die „Mühlenstraße Haseltal“ bei der Eröffnungswanderung von ihrer besten Seite. 260 Wanderer machten sich auf den Weg, um das Tal unter fachkundiger Führung zu erkunden. An der Nickelsmühle begrüßte Dr. Gerrit Himmelsbach, Leiter des Archäologischen Spessartprojekts und erster Hauptvorsitzender des Spessartbunds, die Gäste. Die beiden Gemeinden Bischbrunn und Schollbrunn, auf deren Gemarkungen die Stationen liegen, hätten Großes geleistet und dafür gebühre ihnen Dank.

    Ohne Wanderführer Norbert Köhler aus Bischbrunn und seinem Vorbereitungsteam wäre die Umsetzung nicht möglich gewesen. Ihn bezeichnete Himmelsbach als die Seele des Tals. Köhler bewies dies auch gleich mit einem Gedicht über die Zwerge, die einst hier im Haseltal heimisch gewesen sein sollen. Bischbrunns Bürgermeister Richard Krebs vertrat als topografisch höchster Bürgermeister und Kreisrat auch den Main-Spessart-Landrat und seine Stellvertreter.

    Das Haseltal sei eines der wenigen großen Täler im Spessart, das nur mit Mühlen erschlossen sei, so Krebs. Publizistisch sei es in den letzten Jahren trotz der vier bewirtschafteten Mühlen durch die Dominanz des durch einen Stausee bedrohten Hafenlohrtals etwas im Dornröschenschlaf gelegen. Dies solle sich durch den Jubiläumsweg ändern. Wenn man eine so reichhaltige Kultur und Natur besitzt, solle man ruhig offensiv mit diesen Pfunden wuchern, machte Krebs Mut.

    Schollbrunns Bürgermeister Rudolf Kuhn erinnerte an die Vorfahren, die über Jahrhunderte durch ihr Schaffen die Landschaft prägten, die deswegen heute reich an Geschichte und Geschichten sei. Frank Spielmann vom Hotel- und Gaststättenverband aus Aschaffenburg freute sich in seinem Grußwort darüber, dass die Spessartwirte sich aktiv mit einbrachten und der Kulturweg die Region noch attraktiver darstelle.

    Gemeinsam genossen die 260 Teilnehmer sichtlich die an den einzelnen Stationen angebotenen Informationen und kulinarischen Spezialitäten.

    Erste Station ausgehend vom neu angelegten Parkplatz an der Holländerbrücke war am Sonntagmorgen die Nickelsmühle. Wirtin Walburga Albert und ihre Tochter Daniela Aulbach stellten die Geschichte des Anwesens vor, in dem früher ein Sägewerk arbeitete. Die Mühle stammt schon aus dem 14. Jahrhundert und gehörte zur nahegelegenen Kartause Grünau. Seit 1974 lädt ein Landgasthof die Besucher zum Verweilen ein. Für die Wanderer zur Eröffnung des Kulturwegs hatten die Wirtsleute Most und Kochkäsebrote vorbereitet. An der Holländerbrücke erinnerte Wanderführer Norbert Köhler an die Holländereichen, die einst vom Spessart nach Holland geflößt und dann im Schiffbau und zur Befestigung der Deiche und Kanäle verwendet wurden.

    Als einzige Mühle im Tal ist heute noch die Schreckemühle im Betrieb, die Mehl an die umliegenden Bäckereien liefert. Inzwischen wird mit modernsten Maschinen gemahlen. Davon konnten sich die Gäste bei einer Führung mit dem Schreckemüller und Gastwirt Gerhard Wiesmann überzeugen, während sein Bruder Josef Wiesmann über die Geschichte der Mühle informierte. Mit Bratwürsten, Schinken und Räucherforelle war für die hungrigen Wanderer bestens gesorgt.

    So wagten die Wanderer den Weitermarsch talaufwärts und den anschließenden Aufstieg zum Baumgartshof. Dort hatte Eigentümer Peter Dümig den Gästen den Hof geöffnet. Diese Einladung nutzte der Spessartbundvorsitzende und Historiker Dr. Gerrit Himmelsbach vor dem uralten Kamin des Hauses gerne zu interessanten Erläuterungen über die Historie des Anwesens, dessen erste Zeugnisse bereits aus dem 13. Jahrhundert stammen.

    Steil bergab ging es dann zur nächsten Station, dem Wirtshaus Schleifmühle. Hier erwartete die Inhaberfamilie Thauer die Wanderer mit Kaffee und Kuchen. Alexander Thauer erzählte aus der Geschichte der Mühle, die als einzige der vier Gasthäuser im Tal zur Gemeinde Bischbrunn gehört. Urkundlich erstmals erwähnt wurde sie 1694 als „Springmühle“. Seit 1891 ist sie im Besitz der Vorfahren der Thauers. Heute ist hier neben der Gaststätte auch eine Pension untergebracht. Besichtigt werden konnte auch die zur Schleifmühle gehörende markante Kapelle, die 1929 erbaut und erst in den letzten Jahren umfassend renoviert wurde.

    Am „Finstereck“ erzählte Wanderführer Norbert Köhler einige der grusligen Sagen und Legenden, bevor das letzte gemeinsame Tagesziel, die Zwieselmühle, erreicht wurde. Dort gab es nicht nur Spessarter Bauernbratwurst vom Grill des Wirts Kurt Jeßberger, auch die Kultur kam in der ältesten Gaststätte des Tals nicht zu kurz, da der Schollbrunner Hobbymaler Adolf Benz Zeichnungen von Motiven aus dem Tal dort ausstellte.

    Kulturwanderweg

    Acht Kilometer lang ist der neue Europäische Kulturwanderweg im Südostspessart, der 75. seiner Art. Er verbindet die Markuskapelle am Eingang des Haseltals mit Nickelsmühle, Schreckemühle, Zwieselmühle, Schleifmühle und den Baumgartshof. Unterwegs wird der Wanderer auf sechs großen und zwei kleinen Schautafeln über die Geschichte informiert. Die Wanderstrecke der Mühlenstraße ist gut begehbar, denn sie hat keine übermäßigen Steigungen und die Wegstrecken ist teilweise sogar asphaltiert. Dabei ist die Route dennoch eingebunden in eine ruhige und idyllische Landschaft sowohl im Talgrund selbst als auch auf dem Anstieg zum Baumgartshof.

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