Auf den Tag genau zwei Monate sind vergangen, seit die Abiturienten des Balthasar-Neumann-Gymnasiums (BNG) Marktheidenfeld ihr Abiturzeugnis erhalten haben. Vor ihnen allen liegt nun ein komplett neuer Lebensabschnitt. Die Main-Post hat vier Abiturienten befragt, wie sie ihre Zeit nach der Schule verbracht haben, was sie so ganz ohne die Schule bereits vermissen und wie ihre Pläne für die Zukunft aussehen.
Als sie das Abitur in der Tasche hatte, waren die Freude und die Erleichterung bei Lea Hauptmann aus Tiefenthal groß. Doch nach einiger Zeit begann sie, den geregelten Ablauf der Schulzeit irgendwie zu vermissen. „Man wusste früher jeden Tag von Neuem, was einen erwartet“, sagt die 18-Jährige. Auch die Freizeitplanung sei nun nicht mehr so leicht, da jeder neue Wege gehe.
Derzeit macht Lea einen Ferienjob, im September fliegt sie zusammen mit einem Freund nach Thailand und nimmt dort elf Wochen lang an einem sozialen Projekt mit Kindern teil. Sie wird in einer Schule für Drei- bis Zwölfjährige die Lehrer unterstützen und den jüngsten selbstständig die ersten Worte in Englisch beibringen.
Im Anschluss an das Projekt möchte sie noch zwei Wochen lang durch das Land reisen und so einen Einblick in dessen Kultur gewinnen sowie Erfahrungen sammeln. Sobald sie wieder zu Hause in Deutschland ist, möchte sie noch das eine oder andere Praktikum absolvieren, was ihr bei der Auswahl des richtigen Studiums helfen soll. Beginnen soll dies voraussichtlich im Oktober 2013.
Lea Nolte, ebenfalls 18 Jahre alt, aus Marktheidenfeld ist bereits am 21. August nach Sabanilla in Costa Rica aufgebrochen, um sich dort ein Jahr lang an einer Schule um seh-, hör- und geistig behinderte Kinder zu kümmern. Eine Aufgabe, für die sie sich bereits ein Jahr zuvor beworben hatte. Bis es soweit war, hat Lea fleißig spanisch gelernt, ein zehntägiges Vorbereitungsseminar in Hessen besucht und ihr Visum in Berlin abgeholt. Aktuell freut sie sich auf den Herbst, wenn sie mit ihrer Familie in ein größeres Haus mit Pool zieht. Nach drei Monaten Aufenthalt möchte die Marktheidenfelderin die spanische Sprache einigermaßen beherrschen und bereits den ersten Wellenritt auf dem Surfbrett gewagt haben.
Sobald Lea nach einem Jahr Aufenthalt wieder in Deutschland ist, möchte sie ein Studium beginnen, bei dem ihr die modernen Fremdsprachen Englisch, Französisch und Spanisch nützlich sein können. Auf die Frage, was sie später einmal erreichen möchte, antwortet sie lächelnd: „Nichts Bestimmtes. Ich möchte zufrieden sein, das ist alles!“
„Man wusste früher jeden Tag von Neuem, was einen erwartet.“
Lea Hauptmann über den geregelten Ablauf der Schulzeit
In Deutschland bleiben wird hingegen Charlotte Klüpfel aus Marktheidenfeld. Sie möchte zwar studieren, hat sich aber auch einen Monat vor Studienbeginn noch nicht für einen Studiengang entscheiden können. Als Grund dafür gibt sie vor allem die große Anzahl an unterschiedlichen Studiengängen an.
Die 17-Jährige möchte die richtige Entscheidung treffen und ein Studium finden, das sie in beruflicher Hinsicht auch weiterbringen kann. Ihre Interessengebiete bewegen sich dabei von Dramaturgie bis hin zu Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Falls es mit dem Studium in diesem Herbst nicht klappen sollte, könnte sich die Marktheidenfelderin auch mit dem Gedanken an ein längeres Praktikum in der Zwischenzeit anfreunden.
Charlotte vermisst neben einigen Mitschülern auch einen Teil der Lehrer und das Gefühl aus der Schulzeit, „dass man sich praktisch um nichts Gedanken machen muss“. Ein bisschen schade findet sie es, dass die Wege ihrer Mitschüler so schnell in die unterschiedlichen Richtungen gingen und man von manchen Leuten kaum bis gar nichts mehr höre. Charlottes Wunsch für die Zukunft ist es, „jeden Tag vollstens erquickt zur Arbeit zu gehen, es am besten gar nicht Arbeit nennen zu müssen“.
Frank Steiler aus Neubrunn hatte seine Zukunft bereits lange im Voraus geplant. Schon im Juni 2011 unterschrieb er seinen Vertrag für ein Duales Studium bei HP in Stuttgart. Bis es so weit ist, hat er seine letzten Sommerferien mit vielen Filmen und einem Ferienjob in Marktheidenfeld verbracht. Seit er dort die Schichtarbeit kennen gelernt hat, vermisst Frank die humanen Zeiten, zu denen er während des Schulalltags aufstehen musste.
Wie die anderen Drei gibt er zu, dass ihm die Mitschüler, mit denen er die letzten acht Jahre verbracht hatte, bereits jetzt fehlen. Von seinem Studium in Angewandter Informatik erhofft er sich vor allem, sein Interessensgebiet und seinen Wissensstand zu erweitern. Auch freut er sich darauf, „neue Leute und eine neue Stadt kennenzulernen“, sagt Frank. Für seine Zukunft wünscht sich der 18-Jährige, es bis in die großen Internet- und Computerfirmen der Welt zu schaffen und vielleicht einmal für ein Unternehmen wie Apple oder Google zu arbeiten.