Schon um 5 Uhr am Morgen herrscht im Schulhaus des Mädchenbildungswerkes bereits reger Betrieb. Überall sieht man junge Frauen mit dunkelblauen Abi-T-Shirts die Gänge entlanghuschen. Der Grund für das frühe Treiben ist das Ereignis, das alle Schüler während ihrer gesamten Schullaufbahn sehnsüchtig erwarten: der Abistreich.
Das ist eine lange Tradition, die an einem für alle Nichtabiturienten unbekannten Tag stattfindet. Lehrer müssen dabei in einigen Wettkämpfen gegen Schüler antreten. Sowohl für die Abiturienten als auch für Lehrer und Schüler der unteren Klassen sollte der Abistreich ein unvergessliches Erlebnis sein. Jeder Abiturjahrgang wählt ein eigenes Motto, unter das der Streich gestellt wird. Die 34 Abiturientinnen des Mädchenbildungswerkes einigten sich in diesem Jahr fast einstimmig auf „Westminster Abi – zwölf Jahre bis zur Krönung“. Gemäß ihrem Motto planten sie einen Abistreich, der „besser werden sollte als alle vorherigen“, wie sie immer wieder betonten. Dafür hatten sie sich etwas Besonderes überlegt. Sie drehten einen Film, in dem einige in das Schulhaus einbrechen und Direktor Robert Wolz als König verkleidet entführen.
In den Festsaal gelotst
Um den Schülerinnen das Video vorzuführen, wurden sie zu Beginn des Streichs in den Festsaal gelotst. Dort präsentierten die stolzen Abiturientinnen ihren Film, der bei allen auf Begeisterung stieß. Da sie Direktor Wolz in ihre Gewalt gebracht hatten, war die Aufgabe der übrigen Lehrer des Abiturjahrgangs, die als Burgfräulein und Burgherren verkleidet waren, ihren König zurückzuerobern.
Nach der Filmvorführung ging es auf den Sportplatz – auf dem eigentlich kurzen Weg mussten die Schüler allerdings mit einer Wasserdusche rechnen, denn die Abiturientinnen verzichteten auch in diesem Jahr nicht auf Wasserpistolen und -bomben: „Wir mussten jedes Jahr das Wasser ertragen, jetzt sind wir mal dran!“ Sie hatten sichtlich Spaß daran und wollten gar nicht mit dem Wasserspritzen aufhören.
Auf dem Sportplatz mussten die Lehrer fünf Spiele gegen die Schüler meistern. Von „Wer bin ich?“ über ein Tast- und Fühlspiel, bei dem sogar eine Fuchspfote erkannt werden sollte, bis hin zum Erraten von Aufnahmeorten von Fotos – es war sehr abwechslungsreich. Der Höhepunkt war für alle wohl das „Schwammspiel“. Eine Lehrerin und eine Schülerin bekamen jeweils einen Schwamm auf die Stirn gebunden und mussten damit Wasser von einem Bottich zu einem Eimer transportieren. Wer nach drei Minuten mehr Wasser im Eimer hatte, hatte gewonnen.
Schülerinnen gewinnen
Zum Schluss musste die Klassleitung des Abiturjahrgangs mit Verstärkung eines weiteren Lehrers eine Rede halten, in der sie erklären sollten, warum sie ihren König zurückgewinnen wollten. Für viele Lacher sorgten die Reizwörter, die in der Geschichte vorhanden sein sollten: Wurstsalat, Bikini, Brusthaar und Lockenstab. Insgesamt gewannen die Schüler den Wettstreit mit 3:2, allerdings gaben die Abiturientinnen nach und gewährten dem König, zurück in seine Burg zu schreiten und seinen Aufgaben nachzugehen.
Der Abistreich war für die Abiturientinnen einer der Höhepunkte ihrer Schullaufbahn. Sie haben sich von der Schule verabschiedet, mit Witz und Spaß.