Hatte der Grill-Spaß bis vor Kurzem vor allem den Reiz des Urtümlichen – man brät die erlegte Beute über offenem Feuer –, so hat sich diese archaische Art der Nahrungszubereitung längst zu einer höheren Form der Kulinarik entwickelt. Gegrillt wird mittlerweile ganzjährig und mit verschieden Systemen; das Grillen kann mit wissenschaftlichem Anspruch betrieben werden. Gäbe es einen Grill-Studiengang, so wären Ulrike Zauner und ihr Mann Ernst Haipl Professoren.
Konkurrenz zum Küchenherd
Die beiden hatten sozusagen die Nase im Rauch, als das Grillen vom bloßen Sonntagnachmittagvergnügen einiger Camper und Gartenbesitzer zu einer Massenbewegung wurde. Heute ist der Grill eine Konkurrenz für den Küchenherd, mit einer unüberschaubaren Menge an Grillgeräten und Zubereitungstechniken und einer immer noch wachsenden Industrie.
In Weyersfeld an der B 27 betrieben Ulrike Zauner und Ernst Haipl zunächst einen Fachhandel für Gartenmöbel „und haben dann dabei ein paar Grills angeboten“, erzählt Haipl. „Das lief gleich gut an.“ Folgerichtig wurde das Verkaufsprogramm komplett umgestellt, und es entstand die Firma Grilando. „Wir wurden Grillfachhandel, einer der ersten in Deutschland“, sagt der 67-jährige Gemündener mit Stolz.
Immer neue Systeme
Den Schritt haben die beiden Geschäftsleute nicht bereut. So wie sich das Grillen noch immer weiter verbreite und noch immer neue Grillsysteme entwickelt würden, so lege auch das Geschäft zu. Von Anfang an dabei gewesen zu sein und sozusagen die Professur dieser Kochkunst erreicht zu haben, erweist sich als unschätzbarer Vorteil. Denn für ein Fachgeschäft ist der Standort in einem kleinen Dorf abseits der Großstädte nicht eben günstig. Dass die Kundschaft die Anfahrt auf sich nimmt, dafür braucht es gute Gründe: Beratung, Service, große Ausstellungsfläche, Kompetenz vor allem.
Großer Einzugsbereich
Genau die Gründe, womit man auch gegen die Mitbewerber im Internet bestehen könne. Dort gibt es keine Ausstellungsfläche und auch kein oder weniger Personal – deswegen möge es ein bestimmtes Gerät vielleicht einmal ein paar Euro billiger geben, gesteht Ernst Haipl zu, aber: „Was, wenn daran doch einmal etwas kaputt geht oder wenn man einen Rat braucht?“ So amüsiert es ihn mehr, als dass es ihn ärgert, wenn er im Lauf eines Beratungsgesprächs mit einem Besucher merkt, dass dieser das Gerät, um das es im Gespräch geht, längst zu Hause stehen hat. „Unsere Kunden wissen: ,Wenn Du ein Problem hast – wir lösen's‘“, wirft Ulrike Zauner ein.
„Grillakademie Mainfranken“ und „Frankens großer Grill-Fachmarkt“ nennt sich Grilando. Der Einzugsbereich erstreckt sich tatsächlich bis Aschaffenburg, Würzburg und Schweinfurt. Auch im Internet ist Grilando mit einer Seite vertreten.
Es gibt zahlreiche Stammkunden, man pflegt in „Facebook“ Kontakte, es gibt einen „Grill-Stammtisch“ – ja, es seien viele Freundschaften entstanden, berichten die beiden Unternehmer, die Grilando zusammen mit einer Fachverkäuferin führen.
40 Seminare im Jahr
Der Kundenkontakt geht über den bloßen Geschäftsbetrieb hinaus. Die „Grillakademie“ bietet heuer ab März wieder über 40 Stunden- oder Tagesseminare an. Dabei referieren ausgewiesene Experten zu verschiedenen Grillthemen, vom Anfänger-Kurs, über Steak, Vegetarisches und Smoker bis zu neuen Trends. Auf Wunsch werden auch für Betriebe und Vereine Seminare zu gesonderten Terminen organisiert.
Die Themenvielfalt ist enorm. Zauner und Haipl sprechen auch kaum mehr vom Grillen, sondern benutzen vielmehr den Begriff Outdoor-Cooking. Das umfasst mehr als nur „Kochen in Freien“, das reicht tatsächlich bis zur Sterne-Küche unter Einsatz von Temperaturfühlern und aufwendigen Garverfahren. Aber auch wer nur ganz einfach im Garten etwas brutzeln will, kann sich fortbilden. „Zäh oder zart – das kann man lernen bei uns.“
Holzkohle, Gas oder Elektro
„Unser großes Plus ist die Vielfalt, die wir abdecken“ Mit einem einfachen Grill der Firma Weber hat es einmal angefangen – heute sind im Geschäft an die 100 Geräte aller möglichen Hersteller aufgebaut: Holzkohle, Gas, Elektro, dazu das Zubehör. Alle Preislagen sind vertreten bis zu den US-amerikanischen und kanadischen Spitzenmodellen mit beleuchteten Armaturen, Kühlfächern, Räucherkammern und anderen Finessen im Wert von Neuwagen.
Spaß am Braai-Ofen
Am 11. März startet Grilando die Saison. Und was sind die aktuellen Trends? Zum einen das „Western and African BBQ“ mit dem afrikanischen Braai-Ofen; dabei wird zunächst die Holzkohle mit dem Grill selbst hergestellt. Zeitaufwendig sei das, habe aber einen hohen Spaßfaktor, meint Ulrike Zauner. Zum anderen ist ein Trend der „Dutch Oven“ – gusseiserne Töpfe aller Größen, die auf die Glut (den Grill) gestellt oder mit Glut bedeckt werden. „Wirklich alles lässt sich damit zubereiten“, so Zauner. Wer einmal etwas aus so einem Topf probiert habe, wolle nichts anderes mehr essen, schwärmt sie.