(jg) Hauptperson am vergangenen Wochenende war die Schachbrettblume. Landschaftsführerin Gabi Bechold erklärte augenzwinkernd, dass die Franken gerne Wortteile verschlucken und die „Krone der Kulturlandschaft im Sinntal“ kurz Schachblume nennen.
Zum neunten Mal veranstaltete der Markt Obersinn das Schachblumenfest an der Reithbrücke, direkt am Naturschutzgebiet Sinngrund (NSG). Wegen des Regens kamen am Samstag weniger Besucher, doch das gute Wetter am Sonntag ließ sie, darunter viele Auswärtige, zum Festgelände strömen. Viele kamen zu Fuß oder mit Fahr- oder Motorrad.
Bürgermeister Richard Stenglein begrüßte beim Bieranstich neben Dr. Susan Schubert von der Arnsteiner Brauerei viele Bürgermeister aus der Region. Auch Landrat Armin Grein und sein Nachfolger Thomas Schiebel besuchten das Fest. Die Ausweisung von 72 Hektar der Obersinner Gemarkungsfläche als Teil des Naturschutzgebietes war der Anlass, das Fest ins Leben zu rufen. „Es ist unsere Aufgabe, diese zu hegen und zu pflegen“, sagte Stenglein. Die Schachblume steht auf der roten Liste der bedrohten Arten und gilt als stark gefährdet.
Bei den Führungen durch die Wiesenaue bedauerten die drei Landschaftsführerinnen Gabi Bechold (Burgsinn), Irmgard Schultheiß (Marjoß) und Anne Welzenbach (Obersinn), dass die Schachblume heuer witterungsbedingt erst am Aufblühen ist. In zwei Wochen werden sich die Blüten richtig entfalten.
Zirka fünf bis sechs Jahre benötigt die Schachblume vom Keimen bis zur Blüte, erläuterte Bechold. Man vermutet, dass der Ursprung des Liliengewächses in den Barockgärten der Herren von Thüngen in Zeitlofs war. Sie sollen dort ausgerissen worden sein und das Hochwasser verbreitete die Samen im Sinntal. Dort findet sie von Zeitlofs bis Gemünden ideale Wuchsbedingungen: saure Böden, Buntsandstein und ein kohlensäurehaltiger Untergrund.
Anne Welzenbach sagte, dass sich die Blume dank des Schutzes erheblich vermehrt habe. Derzeit schätzt man im Sinntal einen Bestand von zehn Millionen Pflanzen. Das Tal stelle das größte zusammenhängende Schachblumengebiet Deutschlands dar. Am Festplatz an der Reithbrücke sorgte die Musikkapelle Obersinn/Mittelsinn mit Volker Gärtner für flotte Weisen. In einem Infozelt präsentierte der Bund Naturschutz die Schönheiten der Region und ein lebensgroßes Modell eines Bibers wurde bestaunt. Auch die „Initiative Pro Spessart“ IPS war mit einem Stand vertreten. Für die kleinen Gäste zauberte „Capitain Balloon“ mit Luftballons lustige Figuren.