"Ich habe das Gefühl, dass die Wertschätzung von damals, als der erste Lockdown kam, nicht mehr da ist." Das sagt Kreisbäuerin Maria Hoßmann aus Eußenheim (Lkr. Main-Spessart), wenn sie ein halbes Jahr zurückblickt. Im Frühjahr hätten die Menschen Angst gehabt, krank zu werden und nicht mehr einkaufen zu können. Viele hätten sich Sorgen um ihre Ernährung gemacht, etliche sogar Mehl gehortet, wunderte sich Maria Hoßmann damals.
Sie und ihr Mann Klemens gehören zu denen, die die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrung sicherstellen. Sie sind sich sicher, die Lebensmittel werden nicht knapp: "Wir Bauern müssen weitermachen, sonst hätten wir ja keine Einnahmen", sagt Maria Hoßmann.
Sie selbst haben keine finanzielle Unterstützung bekommen. Nach Maria H0ßmanns Kenntnisstand gab es Hilfe nur dort, wo jemand Umsatzeinbußen nachweisen konnte. Sie weiß von einem Bullenmäster, der Unterstützung bekommen habe. Möglicherweise hänge dies mit dem Absatzeinbruch in der Gastronomie zusammen, vermutet die Landwirtin. Im Privathaushalt werde doch mehr Schweinefleisch verwendet und weniger Rindfleisch.
Dennoch haben gerade auch die Schweinemäster momentan Probleme. Die Schlachthöfe - "leider gibt es keine regionalen mehr" - müssten am Zerlegeband das Personal reduzieren, um den Abstand einhalten zu können. Dadurch können weniger Schweine geschlachtet werden, sagt Hoßmann, die Tiere bleiben nun länger im Stall. Die Schweine haben dann ein entsprechend höheres Schlachtgewicht, was zu Abzügen beim Preis führt.
Ende März, Anfang April, zum Zeitpunkt des ersten Lockdowns, hatten die Hoßmanns gerade Getreide, Sommergerste, Sojabohnen, Erbsen, Hafer und Mais ausgesät. Mit der diesjährigen Ernte seien sie zufrieden, berichtet die Kreisbäuerin. Es hatte immer wieder mal geregnet. Für die Grundwasserneubildung allerdings war es zu wenig. Der Klimawandel lasse sich nicht wegleugnen.
"Stattdessen wird die Landwirtschaft immer wieder als Umweltsünder hingestellt."
Kreisbäuerin Maria Hoßmann vermisst Wertschätzung
Maria Hoßmann hatte sich im Frühjahr Sorgen um die Gemüse- und Obstbauern gemacht, weil die Saisonkräfte zunächst nicht nach Deutschland kommen konnten. Nachdem sich der Bauernverbvand eingeschaltet hatte, konnten sie dann doch noch hier arbeiten.
Zurück zur Wertschätzung ihres Berufsstands: Den vermisst Maria Hoßmann. "Stattdessen wird die Landwirtschaft immer wieder als Umweltsünder hingestellt." Das wurmt die Biobäuerin. Und sie ist sich sicher: "Das fühlt jeder andere Landwirt genauso."
Alltagshelden: Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr stellten wir Menschen vor, die während der Ausgangsbeschränkungen das öffentliche Leben aufrecht erhielten. Ein halbes Jahr später haben wir die Helden des Alltags erneut getroffen und gefragt: Wie ist es ihnen seitdem in der Corona-Krise ergangen?