Der Fellener Grund gehörte ehemals zum nördlichen Teil der Grafschaft Rieneck. Diesen erwarb das böhmische Adelsgeschlecht von Nostitz 1673. Schon vorher gab es Verbindungen an den Main. 1617 verkaufte ein Graf Hugo von Nostitz seinen Ansitz zu Laudenbach am Main an Christoph Wilhelm Voit von Rieneck. Nur wenige Hinweise erinnern noch an die 136-jährige Herrschaft der Grafen von Nostitz im Sinngrund. Über dem Portal der Kirche Schaippach und auf Grenzsteinen im Wohnroder Wald ist das Familienwappen noch zu sehen.
Adelsgeschlecht der Oberlausitz
Die von Nostitz waren ein altes ritterliches Adelsgeschlecht der Oberlausitz, das sich nach Schlesien, Böhmen und Polen verbreitete. Beheimatet war es ursprünglich im Dorf Nostitz, östlich von Bautzen. Die Stammreihe beginnt mit Kaspar von Nostitz, gestorben 1484, dessen drei Söhne, Otto, Georg, und Hartwig, die drei Linien zu Rothenburg, Gotta und Zschochau stifteten. Der böhmische Zweig stammt aus der Zschochauer Linie. Der Urenkel von Hartwig, Johann von Nostitz, hinterließ zwei Söhne.
Der Stifter der Linie Rieneck war Johann von Nostitzs zweiter Sohn Johann Hartwig (1610-1683). Er war Geheimrat und oberster Kanzler von Böhmen. 1631 erbte er von seinem Onkel Otto den Freiherren-, 1641 den böhmischen Grafen- und 1651 den Reichsgrafenstand. Sein vollständiger Titel lautete Graf von Nostitz, Freiherr in Falkenau, in Heinrichsgrün, Saar, Tsthocha und Libniz, Packomirzshiz, Krasliz, Liebochowa und Tirmitz, Königlicher und Kaiserlicher Geheimer Rat und Oberstkanzler von Böhmen und Ritter des Ordens vom Goldenen Vließ.
Burg und Herrschaft Falkenau (Sokolov) an der Eger wurde dem habsburgtreuen Otto Reichsfreiherrn von Nostitz 1622 durch die königliche Kammer verkauft. 1648 brannten die Schweden die Burg nieder. Johann Hartwig ließ sie 1659 bis 1663 zum Schloss umbauen. 1673 wurde er mit einem Teil der Grafschaft Rieneck belehnt und erhielt vom Mainzer Erzbischof den Namenszusatz Rieneck. Am 6. Juli 1673 übernahm Johann Hartwig Graf von Nostitz-Rieneck durch seinen Abgeordneten Matthias Philipp Streit auf dem Rathause zu Rieneck die Herrschaft. Als er 1683 starb, kamen seine Söhne Anton Johann und Wenzel Desiderius am 9. Juli 1684 nach Rieneck. Anton Johann war Burggraf von Eger und Marschall von Böhmen. Er erhielt die Grafschaft und nahm am 11. Juli die Erb-Huldigungen entgegen. Nach seinem Tod 1736 übernahm sein Neffe Franz Wenzel 1737 die Herrschaft. Mit Katharina Elisabeth von Schönborn hatte er zwei Söhne, Franz Anton und Friedrich Moritz Graf von Nostitz-Rieneck. Franz Wenzel starb 1765 in Prag.
Rokokoschloss für 200 000 Taler
Franz Anton war das bekannteste Familienmitglied. Er wurde am 17. Mai 1725 in Mesice bei Prag geboren, erhielt eine juristische Ausbildung und übte ab 1780 bedeutende Funktionen aus. So war er als Burggraf von Eger der am höchsten stehende Burggraf des böhmischen Königreiches. 1767 erbaute er in Mesice das Rokokoschloss für 200 000 Goldtaler. 1794 starb er dort. Friedrich Maria Chrysoganus (1762-1819), einer seiner Söhne, beerbte ihn.
1679 wurden die Verhandlungen über den Erwerb der Erbachschen Besitzungen in der Grafschaft abgeschlossen. Graf Georg Ludwig zu Erbach verkaufte Dorf und Gut Wohnroth mit Heselbronner Markung an Johann Hartwig Graf von Nostiz und Rieneck. 1700 veräußerte der Graf einen Hof, eine Schäferei sowie Gefälle zu Fellen und Rengersbrunn gegen Wiederkauf an das Hochstift Würzburg. Unbekannt ist, wann diese Besitzteile zurückgekauft wurden. 1807 kam die Herrschaft bei der Auflösung des deutschen Reiches als Amtsvogtei unter die Landeshoheit des Fürsten Karl von Dalberg, der 1808 die grundherrlichen Gefälle und Besitzungen kaufte, bis auf die Orte links der Saale. Friedrich von Nostitz-Rieneck verkaufte am 20. März 1809 an den Fürst Primas der Rhein-Confederation das bisherige Mannlehen. Die Orte links der Saale kamen zu Würzburg. Von 1810 bis 1814 wurde unter napoleonischer Herrschaft die Amtsvogtei in Distriktsmairie umgetauft. Am 26. Juni 1814 fiel die Herrschaft Rieneck mit Ausnahme der Teile der Grafschaft Hanau an Bayern.
Friedrich Maria Chrysoganus folgte sein Sohn Erwein Maria von Nostitz-Rieneck (1806-1872). Er hatte nur einen Nachkommen, Friedrich Maria Graf von Nostitz-Rieneck, der bereits 1866 starb. Dessen Sohn Erwein Felix Maria (1863-1931) folgte Friedrich Maria Chrysoganus in der Herrschaft. Sein Nachfolger Erwein Maria Alexius wurde 1892 in Falkenau geboren. Er war der letzte Besitzer des Herrschaftsgutes Mesice.
1945 wurde das gesamte Vermögen eingezogen. Die Familie musste nach Österreich auswandern. Nach über 300 Jahren endete das Wirken der von Nostitz-Rieneck in Mesice. Zwar sank das Ansehen durch die Stellung der Grafen in der deutschen Besatzungszeit, doch die historische Betrachtung zeigt, dass sie sich um die tschechische Nation sehr verdient gemacht hatten. So setzte sich Erwein Maria Alexius Graf von Nostitz-Rieneck 1912 - in dieser Zeit nicht selbstverständlich - für die Einführung der tschechischen Sprache als Amtssprache ein. Er starb 1952 in Wien. Heute steht dem Haus Nostitz-Rieneck der 1937 in Prag geborene Graf Martin Karl Friedrich Kasimir von Nostitz-Rieneck vor.