Die vielen Handwerkzeuge liegen griffbereit in der kleinen Werkstatt des Goldschmiedemeisters Wolfgang Bönig nach ihrer Größe aufgereiht. Zangen, Feilen, Schere, Säge, Stichel, Bohrer, Walzen, Zieheisen, Schleifen, Fräse und Lötrohr gehören zum Handwerk des Goldschmieds wie das Schmirgelpapier unterschiedlicher Härte.
Bönig muss nicht nur stanzen, feilen oder gießen können, sondern sich auch in Chemie und Physik auskennen, um zu wissen, wie verschiedene Metalle legiert werden. Reines Gold wird zum Beispiel nie verwendet. Es ist so weich, dass es nach einiger Zeit einfach durchscheuern würde. Deswegen werden meist Silber und Kupfer beigemengt. Und noch eines gehört zur Arbeit des Goldschmieds: Geduld. Derzeit werkelt Bönig mit viel Sorgfalt und Geschick an einer Ringfassung.
Brillante Selbstverwirklichung
"In diesem Beruf kann man von Selbstverwirklichung sprechen", schwärmt Bönig, der seinen Beruf zum Hobby machte. Im wahrsten Sinne des Wortes werden brillante Ideen in die Tat umgesetzt. Jedes Schmuckstück aus edlen Metallen wie Gold, Silber oder Platin ist ein kleines Kunstwerk für sich. Auch Edelsteine und Perlen gehen durch seine Hände, ebenso Naturmaterialien wie Holz, Stein, Glas oder Lehm.
Mit Liebe geht der Meister ans Werk: "Als wär's ein Stück von mir" sagt er. Jedes Schmuckstück ist Ausdruck von eigener Persönlichkeit, Kreativität und handwerklicher Kunstfertigkeit. "Das Schöne an meinem Beruf ist, dass ich alles selber mache, vom ersten Entwurf bis zum Feinschliff." Ein großer Bestandteil seiner Arbeit ist auch das Umarbeiten, Reparieren und Restaurieren von Schmuck. "Das ist nichts für Leute mit zwei linken Händen", sagt Bönig. Er fertigt Ringe, Halsketten, Ohrringe oder Armbänder - nach den Wünschen seiner Kunden oder auch nach eigenen Entwürfen mit viel Fingerspitzengefühl an. Nicht nur Kenntnisse über Werkstoffe, sondern auch zeichnerisches Talent ist beim Erstellen der Entwürfe gefragt.
Goldschmied ist ein Beruf mit langer Tradition. Seit Jahrtausenden hat die Gestaltung von edlem Metall und die Verbindung mit Edelsteinen die Menschen fasziniert. "Kaum jemand kann sich dem Bann erlesener Schmuckstücke mit ihrem faszinierenden Glanz entziehen. Schmuck wird getragen, um Stil zu zeigen, Individualität zum Ausdruck zu bringen, bewundernde Blicke einzuheimsen und aus vielen anderen Gründen", so Bönig.
Kunst am alten Gemäuer
Der 40-jährige Wolfgang Bönig spielt nebenbei als Organist in der Pfarrei St. Josef. Er wohnt mit seiner Frau Heidrun Bönig und drei Kindern sowie einem Hund in der "Haunermühle" in Marktheidenfeld. Vor siebeneinhalb Jahren hat die Familie
das auch als "Rappelmühle" bekannte Gemäuer erstanden.
Wie alt das Gebäude ist, können die Bönigs nicht sagen. Mindestens 125 Jahre alt ist es aber in jedem Fall. Bei der Renovierung der Wohnung kamen nämlich Zeitungsseiten aus dem Jahr 1880 beim Wände abwaschen zum Vorschein.
Am 18. September lädt die Familie Bönig zum dritten Kunstmarkt unter dem Motto "Kunst an der Mühle" auf ihr Grundstück ein. Hierfür dürfen und können sich alle Interessierten, die Kunsthandwerk ausstellen wollen, bei Familie Bönig anmelden.
Anmeldung bei Wolfgang und Heidrun Bönig, Tel. (0 93 91) 91 61 70.