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ZELLINGEN: Alter Kalkofen soll restauriert und freigelegt werden

ZELLINGEN

Alter Kalkofen soll restauriert und freigelegt werden

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    Nur eine Trockenmauer mit Feuerloch – und das auch nur aus der Nähe – ist derzeit vom alten Kalkofen bei Zellingen zu sehen. Der Archäologe Alexander Eisenmann will ihn in den nächsten zwei Jahren freilegen.
    Nur eine Trockenmauer mit Feuerloch – und das auch nur aus der Nähe – ist derzeit vom alten Kalkofen bei Zellingen zu sehen. Der Archäologe Alexander Eisenmann will ihn in den nächsten zwei Jahren freilegen. Foto: Foto: Jürgen Kamm

    Derzeit ist der alte Kalkofen bei Zellingen zugewachsen, und in den Trockenmauern fehlen Steine. Archäologe Alexander Eisenmann aus Retzbach will ihn ab Juli in den nächsten zwei Jahren restaurieren und freilegen – mit finanzieller Unterstützung vom Landesamt für Denkmalpflege und der Gemeinde.

    Als Anton Schaub das Grundstück nahe der alten Zellinger Wasserquelle vor drei Jahren kaufte, ging es ihm vor allem um die Obstbäume. Er wusste zwar vom Kalkofen, erkannte den Wert aber erst durch seinen Schwiegersohn. Alexander Eisenmann ist Archäologe und Firmeninhaber der internationalen archäologische Gesellschaft UG (IAGNA). Diese führt vor allem in der Türkei Grabungen durch. Dort legten sie in der Provinz Gaziantep, an der Grenze zu Syrien, bereits den ältesten bekannten Kalkofen frei.

    Nach der Einschätzung Eisenmanns stammt der Ofen, der dem Landesamt für Denkmalpflege nicht bekannt war, aus dem 19. Jahrhundert. Geschickt ist er in einen kleinen Hügel auf dem Grundstück hinein gebaut. Rund 25 Quadratmeter Grundfläche ließen darauf schließen, dass er damals von mehreren Handwerkern aus der Gegend genutzt wurde.

    Zum Verputzen und Streichen

    Das bedeutet, dass Kalksteine aus den Steinbrüchen der Umgebung durch den über zwei Meter messenden Schornstein in den Ofen gegeben wurden. Darunter wurde ein Holzfeuer entfacht und am Brennen gehalten. Der Brennvorgang, bei dem chemisch gesehen das Kristallwasser aus dem Kalk ausgetrieben wird, ging über mehrere Tage. Danach hatte man ungelöschten Kalk, der auch zum Verputzen und Streichen verwendet werden konnte.

    Eigentlich sollten die Arbeiten schon im Mai beginnen. Der erste Schritt wird die Wiederherstellung der teilweise verfallenen Trockenmauern aus Sandstein sein. Kämpft man sich derzeit durch hohes Gras und Sträucher zum Ofen vor, sind herumliegende Steine kaum zu übersehen, die im Laufe der Jahrzehnte aus dem Ofen fielen. Sie werden gesammelt und vom Moos befreit. Damit und mit anderen Steinen die Trockenmauern zu reparieren, das wird Maurermeister Stefan Wohlfart aus Zellingen übernehmen. Dafür wird er auch ein Gerüst stellen müssen. Als Sicherung wird der Schornstein dann auch mit einem Gitter abgedeckt.

    Alte menschliche Schädelplatten

    Einen eher schaurigen Fund gab es bereits: Oben auf der Kuppenspitze, nicht weit vom Platz, wo die Jugend gerne feiert, fand Alexander Eisenmann menschliche Knochen. Er übergab sie der Polizei, die ihm bestätigt habe, dass es sich um 40 bis 50 Jahre alte Schädelplatten handelt.

    Die eigentliche archäologische Grabung plant Eisenmann für 2017. Dabei soll das Umfeld etwas weiträumiger freigelegt und auch der Innenraum des Ofens untersucht werden. „Das wird spannend, mal in Deutschland zu graben“, freut sich Alexander Eisenmann schon. Seiner Vorstellung nach werden nicht nur etwa zehn Studenten archäologische Beweise sichern, sondern auch Schulklassen sollen mithelfen können. Sogar Bürgermeister Wieland Gsell habe Interesse bekundet, aktiv zu werden. Außerdem plane er, am Ende eine Infotafel dort aufzustellen und einen Wanderweg „entlang des Leinacher Baches“ vorbei zu führen.

    Die Kosten für die Sicherung und Freilegung des Kalkofens schätzt Alexander Eisenmann auf 195 000 Euro. Den Großteil davon wird die IAGNA tragen, sie hat aber auch 40 000 Euro Fördergelder beim Landesamt für Denkmalpflege beantragt sowie beim Markt Zellingen einen Zuschussantrag ohne konkrete Summe eingereicht.

    Wie die Arbeiten ablaufen werden, steht im Detail noch nicht fest. Richtig freigelegt werden soll der Kalkofen erst ganz am Ende. Das Bauamt habe sogar vorgeschlagen, von hinten anzufahren und eher im Verborgenen zu agieren, verrät Eisenmann. Damit sollten „Grabräuber“ etwas abgehalten werden.

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