Mit dem 31. Oktober endet für das Klinikum Main-Spessart eine Ära: Klinikreferent Ottmar Kliegl geht nach 27 Jahren in den Ruhestand. Die Abschiedsfeier im historischen Rathaus in Karlstadt war für die 150 Gäste, Weggefährten aus dem Gesundheitsbereich und der Politik, mehr als ein Pflichttermin.
Einen Blick in die Personalakte Kliegls warf Landrat Thomas Schiebel in seiner Rede. Spektakuläres sei da aber nicht zu finden. Nach der Realschule wurde Ottmar Kliegel 1965 Justizassistentenanwärter am Amtsgericht Gemünden, im September 1966 trat er zur Steuerverwaltung über. Mittlerweile Steuerinspektor kam er 1972 ans Finanzamt Lohr und wechselte im März 1975 als Verwaltungsinspektor zum Zweckverband Schul- und Sportzentrum Lohr.
„Ich suche eine abwechslungsreiche Tätigkeit mit beruflichen Perspektiven“, zitierte Schiebel aus dem Bewerbungsschreiben. Im gleichen Jahr schloss Kliegl das Studium an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Würzburg mit dem Wirtschaftsdiplom ab.
Perspektiven und sehr interessante Aufgaben taten sich 1984 für Ottmar Kliegl auf, als ihn der damalige Landrat Armin Grein fragte, ob er es sich vorstellen könne, das neue Sachgebiet 160 „Krankenhäuser und Altenheime“ aufzubauen. „Mit Weitblick haben Sie Chancen und Potenzial erkannt, diese Aufgabe sollte Sie ein Leben lang in Lohn und Brot halten“, so Landrat Schiebel.
In 27 Jahren habe Kliegl alle baulichen Veränderungen begleitet, viele Gesundheitsreformen und Wechsel in politischen Gremien erlebt. Immer motiviert, die bestmögliche medizinische Versorgung für Main-Spessart zu erreichen.
„Wir hoffen, Ihre Arbeit hat Sie zufrieden und auch ein bisschen glücklich gemacht.“
Landrat Thomas Schiebel
Wesentliche Stationen dabei waren die Umwandlung des Krankenhauses Gemünden in ein Seniorenheim, die Gründung des Eigenbetriebs Main-Spessart Krankenhäuser und Senioreneinrichtungen 1994, die Umstrukturierung zum Klinikum Main-Spessart ab 1. Juli 2004 – jetzt war Ottmar Kliegl Klinikreferent – und die Gründung der Main-Spessart MVZ (medizinische Versorgungszentren) GmbH zum 1. April 2004.
„Wir hoffen, Ihre Arbeit hat Sie zufrieden und auch ein bisschen glücklich gemacht“, sagte Landrat Schiebel und überreichte Kliegl einen Korb voller verschiedener Landratsschoppen.
Kiegl selbst blickte schmunzelnd auf die ersten Jahre zurück: 20 Tage war damals die durchschnittliche Verweildauer von Patienten im Krankenhaus, heute ist es ein Drittel davon – das macht den enormen medizinischen Fortschritt deutlich. Immer wieder enttäuscht habe ihn die Bundespolitik mit Gesundheitsreformen, die den Namen nicht verdienten. Dass das Klinikum Main-Spessart so gut dastehe, habe es mutigen Landräten zu verdanken. 120 Millionen wurden unter Armin Grein investiert, 2004 die Reform umgesetzt. Der dafür nötige Sozialplan habe ihn getroffen, 60 Mitarbeiter mussten entlassen werden. Nach sieben Jahren müsse man nun wieder nachrüsten – eine Aufgabe für seinen Nachfolger Hans-Peter Quindeau.
Zwischen den Reden musizierten Luisa Betz (Klavier) und Antonia Chittka (Querflöte).
„1984 war Helmut Kohl Bundeskanzler, Franz-Josef Strauß Ministerpräsident, Auto des Jahres der Opel Kadett“, machte der ärztliche Direktor Michael Schlenker die zeitliche Dimension deutlich. Ottmar Kliegl musste sich anfangs um die Hinterlassenschaften der Landkreisreform kümmern, dann kamen Gesundheitsreformen, Pauschalhonorare und DRGs statt Pflegesätzen. Das alles habe er ruhig und zurückhaltend angepackt, man könnte ihn wohl auch Klinik-Diplomat nennen. Die Zusammenfassung am Beginn jedes ausführlichen Gesprächs – über 80 000 dürften es über die Jahre gewesen sein – habe Kliegl so geschickt gemacht, dass niemand auf die Idee kam, es könnte anders sein. Immer habe man den Eindruck gehabt, dass er das Beste für die Kliniken, ihre Mitarbeiter und die Patienten will.
„Dem medizinischen Versorgungsauftrag haben sich Altlandrat Armin Grein und Ottmar Kliegl voll gestellt, die drei Krankenhäuser waren die Grundpfeiler dafür“, lobte Pflegedirektorin Erika Pott. Immer habe er den Kontakt zu den Mitarbeitern gepflegt. Die Schüler der 1989 als Reaktion auf den Pflegenotstand eröffneten Pflegeschule begrüßte er jedes Jahr persönlich.
„Dem medizinischen Versorgungsauftrag haben sich Altlandrat Armin Grein und Ottmar Kliegl voll gestellt.“
Pflegedirektorin Erika Pott
Das Klinikum hatte sich ein besonderes Abschiedsgeschenk ausgedacht: ein Schlagzeug. Und Ottmar Kliegl griff gleich begeistert zu den Stöcken. Von der Zentralverwaltung kam der frühere Frammersbacher Kicker eine Karikatur mit ihm als Spielführer des Abschiedsspiels.
Für die Belegschaft sprach Personalratsvorsitzender Albrecht Christ, der einen Reisegutschein überreichte. Im Namen der Krankenhausseelsorger sprach Dekan Michael Wehrwein.