Sie kriechen in düstere Ecken, lassen Wollmäuse verschwinden und sorgen für klaren Durchblick: Putzfrauen erledigen meistens keine dankbare Arbeit. Der Weltputzfrauentag am 8. November soll darauf aufmerksam machen, dass die Reinigungskräfte trotzdem schlecht bezahlt werden. Doch gibt es auch Menschen, die freiwillig und ohne finanziellen Lohn für andere putzen? Die gibt es – und sie haben auch noch Spaß dabei!
Einmal jährlich stellt die Christusträger-Bruderschaft im Kloster Triefenstein das ganze Gebäude auf den Kopf; mit dabei sind viele ehrenamtliche Helfer. In dieser Frühlingswoche werden alle Gästezimmer ausgeräumt, die Einrichtungsgegenstände auseinandergelegt und die alten Stücke „aufgemöbelt“. Auch in Hof, Werkstatt und Garten wird aufgeräumt, hergerichtet und gesäubert.
Zum Frühjahrsputz kommen 20 bis 30 freiwillige Helfer aus ganz Deutschland, zum Großteil Frauen. Die Altersstruktur und der soziale Hintergrund sind völlig verschieden – je nachdem, wer Zeit und Lust hat. Da kann es schon mal vorkommen, dass der Arbeitslose mit der Apothekerin und dem Auszubildenden Hand in Hand den Abfluss reinigt.
Manche helfen nur einen halben Tag, andere sind die ganze Woche in Vollzeit beschäftigt. Die Christusträger-Brüder freuen sich über jede helfende Hand. „Wenn wir jede geleistete Arbeitsstunde vergüten würden, müssten wir ganz andere Sätze für Übernachtungsgäste berechnen“, sagt Christoph Zehendner, Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit im Kloster Triefenstein.
Für die Christusträger ist die Putzwoche ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Denn als Lohn für ihre Arbeit genießen die Helfer das Miteinander mit den anderen Ehrenamtlichen, den Austausch untereinander und die Gespräche mit den Christusträgern. „Viele der Gäste wollen die Gemeinschaft unterstützen. Manche spenden Geld, andere helfen ehrenamtlich. Jeder sagt auf seine Weise Dankeschön“, fasst Zehendner zusammen. Selbst manche Gäste, die für ihren Aufenthalt im Kloster Triefenstein bezahlen, fühlen sich hier so wohl, dass sie sich mit zusätzlicher freiwilliger Arbeit bedanken.
„Manche Gäste spenden Geld, andere helfen ehrenamtlich. Jeder sagt auf seine Weise Dankeschön.“
Christoph Zehendner, Mitarbeiter im Kloster Triefenstein
Bruder Johannes, Hausmeister und verantwortlich für die ehrenamtlichen Mitarbeiter, erinnert sich: „Früher haben wir Brüder einmal jährlich alleine einen Großputz gemacht. Das war kaum zu schaffen. Deshalb laden wir seit etwa 1998 freiwillige Helfer ein und reinigen komplett.“
Die jährliche Putzwoche ist natürlich nicht das einzige Mal, dass im altehrwürdigen Gebäude Staub und Schmutz beseitigt werden. Zu Beginn einer jeden Arbeitswoche – immer, wenn die Wochenendgäste abgereist sind – werden die Zimmer gereinigt. Neben den Hausangestellten putzen hier auch die „Bewohner auf Zeit“ mit. Das sind junge Männer, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD) ableisten. Mit dabei sind auch Ehrenamtliche, die als diakonische Helfer im Kloster leben – die einen nur ein paar Wochen, andere dagegen bis zu zwei Jahre. Kloster-Mitarbeiter Zehendner sagt: „Unsere Gäste sind nicht nur Besucher, sie sollen an allen Bereichen unseres Lebens teilhaben, am Beten genauso wie am Arbeiten.“
Eine der Hausangestellten ist Claudia Günzelmann aus Bischbrunn. Sie ist seit August dieses Jahres zuständig für die Hausreinigung und die Waschküche. Bevor sie über Freunde zu ihrer Tätigkeit im Kloster Triefenstein kam, arbeitete sie als Krankenschwester. Die Arbeit im Team war für sie am Anfang eher ungewohnt. Jetzt fühlt sie sich allerdings sehr wohl in der Gemeinschaft: „Auch die Jugendlichen haben erst vor wenigen Wochen ihren Dienst begonnen. Jeder Einzelne muss erst seinen Platz in der Gruppe finden.“ Sie sagt weiter, dass sich alle Putzhelfer bei den schönen und weniger angenehmen Arbeiten abwechseln würden.
Besonders schätzt Günzelmann den kollektiven Arbeitsbeginn mit einer Teambesprechung nach dem Morgengebet und die gemeinsame Mittagspause, in der sowohl gebetet, als auch gegessen werde. Der Lebensrhythmus unterscheide sich wesentlich von dem außerhalb der Klostermauern, auch wenn es um ganz alltägliche Putzarbeit gehe.
Weltputzfrauentag
Die Idee, den 8. November zum Weltputzfrauentag zu erklären, stammt von der Autorin Gesine Schulz. Sie wollte damit der Hauptfigur ihrer Kurzkrimis, der Putzfrau und Privatdetektivin Karo Rutkowsky, ein Denkmal setzen – ihr und allen anderen Frauen, die das ganze Jahr über mit dem Saubermachen beschäftigt sind. Ziel des Gedenktages soll es nach dem Wunsch von Schulz sein, den anderen Menschen mehr Respekt vor der Arbeit von Reinigungskräften abzuverlangen. Den 8. November hat Schulz deshalb ausgewählt, weil an diesem Tag ihre Krimiheldin Geburtstag hat. Der Weltputzfrauentag wurde im Jahr 2004 zum ersten Mal begangen. TEXT: DFI