Ein ungewöhnliches Benefizkonzert zugunsten der Musikschulen in Karlstadt und Arnstein erlebten die Gäste im vollbesetzten Karlstadter Rathaussaal. Der Gemündener „Rocket-Man“ Andreas Kümmert, der zwölfjährige Jungkomponisten David Vorraber aus Retzbach sowie Lehrer und Schüler der beiden Musikschulen zeigten, wie grundverschieden und doch gemeinschaftsstiftend Musik sein kann. Organisator war der Rotary Club Karlstadt-Arnstein.
Man liebt den Blues oder man liebt ihn nicht – so einfach ist das. Für die Freunde dieses Musikstils aber war der Auftritt von Andreas Kümmert das Beste vom Besten. In seinem knapp einstündigen Auftritt zeigte er, dass er gewiss einer der mitreißendsten weißen Blues-Sänger im Lande ist. Der Schaippacher ist absolut authentisch, voller Kraft und Leidenschaft. Er steht hinter jeder Note, lebt jeden Akkord und lässt so seine eigene Begeisterung augenblicklich auf sein Publikum überspringen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob er eigene Stücke wie „Simple Man“ und „Heart of Stone“ spielt oder Cover-Versionen von Joe Cocker und anderen Musik-Giganten.
Tosender Applaus
Ein idealer Gegenpart oder besser Co-Player war Tobias Niederhausen aus Eußenheim. Die beiden verstehen sich blind, sie setzen ihre Gitarren nicht nur als Begleitinstrumente ein, sie lassen sie vielmehr gemeinsam richtige Lieder singen. Nach häufigem Beifall während der Stücke gab es zum Schluss tosenden und jubelnden Applaus für die beiden. Mehr als eine Zugabe ließen sie sich allerdings nicht entlocken, packten sie einfach ihre Instrumente in die Koffer und verschwanden.
Musik zum Aufhorchen gab es auch von David Vorraber aus Retzbach am Konzertflügel. Der Zwölfjährige ist Bundessieger bei „Jugend komponiert“ in der Altersklasse der Zwölf- und 13-Jährigen. Bei seinem Siegerstück „Toccata“ fielen zunächst die unglaubliche Präzision, Konzentration und Virtuosität auf. David ließ seine Finger mit einer traumhaften Sicherheit über die Tasten fliegen – und das alles ohne eine einzige Note vor den Augen zu haben.
Experimentierfreudig
Um seine „Toccata“ zu verstehen, muss man allerdings ein hohes Musikverständnis besitzen oder das Stück mehrmals gehört zu haben. An sich lässt eine Toccata ja schon eine große Freiheit in der Komposition, wechselt von Haus aus zwischen schnellen Passagen in kurzen Notenwerten und vollstimmigen Akkorden, doch der junge Komponist zeigte hier eine außerordentliche Experimentierfreude. Er packte eine Fülle von Ideen und Überraschungen in seinen Vortrag – verfremdete den Anschlag mit einem Blatt Papier, klopfte mit dem Trommelschlegel auf die Saiten im Korpus und ließ einen Geigenbogen über einen Gong gleiten. Was allerdings oftmals zufällig und improvisiert klang, war jedoch durchaus geplant. Bei genauem Hinhören ließen sich auch Variationen, Wiederholungen und angedeutete Anleihen bei bekannten Stücken wie „Rhapsodie in Blue“ erahnen. Lang anhaltender begeisterter Applaus belohnte Davids Auftritt. Man wird wohl noch einiges von diesem jungen Talent zu hören bekommen.
Burckhard Bräuer, der Präsident des Rotary Club Karlstadt-Arnstein, betonte in seiner Begrüßung die doppelte Bedeutung des Konzerts im Karlstadter Rathaussaal. Zum einen sollte es über die Eintrittspreise finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, mit denen der Club nach den Mittelschulen zurzeit schwerpunktmäßig die Musikschulen im Altlandkreis Karlstadt tatkräftig unterstützt. Zum andern aber sollte auch demonstriert werden, welche musikalischen Talente in Region zuhause sind und damit auch als Ansporn für aktuelle Musikschüler dienen.
Als Profis gaben deshalb auch Lehrkräfte der beiden Musikschulen Proben ihres Könnens. Die Arnsteiner Leiterin Martha Bolkart-Mühlrath spielte am Flügel mit ihrer Kollegin Mariel Müller-Brincken auf der Violine einen rassigen Tango, Günther Sollner (Klarinette) eine Sonatine von Ton Verhiel mit Markus Zitzmann (Klavier).
Letzterer spielte dann auf der Querflöte gemeinsam mit der Gitarristin Bianca Brand eine Sonatina Mexicana. Die Gesangslehrerin Ingeborg Purucker trug mit Brand „Canzoni Veneziane“ vor. Aus Karlstadt begeisterte die Jazz-Combo mit Musiklehrern und Schülern mit fetziger Musik von Michael Jackson, Leon Russel, Duke Ellington und anderen.
Bürgermeisterin Anna Stolz aus Arnstein und Bürgermeister Paul Kruck aus Karlstadt dankten in ihren Grußworten dem Rotary Club für die Hilfe, die da einsetze, wo öffentliche Mittel nicht mehr ausreichten. Der Club, dessen Motto es ist, „Die Welt ein wenig besser zu machen“, besteht nun seit 111 Jahren, der Distrikt Karlstadt-Arnstein seit 20 Jahren.