Das ist ein Auftakt nach Maß: Kurz bevor die 18 Ferienspaßkinder um 9 Uhr am Angelsee eintreffen, zieht Steffen Vorstoffel einen kapitalen Waller an Land. Respektvoll bestaunen die Teilnehmer des Sommerferienprogramms den mit über 20 Kilo Gewicht und 130 Zentimeter Länge auch für den erfahrenen Angler beachtlichen Fang.
Der Angelsportverein (ASV) Gemünden hatte die Kinder an seinen zwei Hektar großen, idyllisch in den Sinn-Auen Richtung Schaippach gelegenen, See eingeladen. Vorsitzender Manfred Seubert und seine Helfer teilen die 18 Kinder und Jugendlichen in vier Gruppen auf, dann geht es los. Die grundlegenden Dinge rund um den Fischfang mit der Angelrute erklärt Ferdinand Höfling in einer Trockenübung. Auf seine Frage, „Wer hat schon mal geangelt?“, kommen drei zustimmende Wortmeldungen – auch mit einem forschen Kommentar zur Handhabung des Gerätes: „Das weiß ich schon.“
In der Praxis stellt sich dann aber schnell heraus, dass die Wurftechnik so ihre Tücken birgt. Auf Anhieb schafft es keiner der jungen Petrijünger, weder mit seitlich angesetzten Würfen noch mit dem Überkopfwurf, das Ende der Schnur im Zielkreis zu platzieren. Außerdem heißt es aufpassen, um bei den Versuchen niemanden im Umfeld zu gefährden. Schließlich ist so ein Angelblei ganz schön schwer, und obwohl bei der Übung keine Angelhaken am Ende befestigt sind, sollte man wissen: Die sind im Ernstfall nicht einfach zu entfernen.
Die achtjährige Natalie ist als Erste dran. Den Rollenbügel umlegen und loswerfen ist kein Problem, aber mit der Entfernung und der Zielrichtung haben sie und ihre Nachfolger Schwierigkeiten. Ruckzuck hat sich die dünne Schnur an der Rolle verheddert; der geduldige Lehrmeister muss die Verwicklungen auflösen. „Das gehört zum Angeln dazu.“
Was ein richtiger Angler ist, dem ist eben eine gewisse Gelassenheit eigen, informiert Björn Westphal an der nächsten Station beim Angeln auf Friedfische (Nichtraubfische). Nicht allein die reizvolle Jagd nach dem Fisch, sondern vor allem das naturnahe Erlebnis machen das Hobby interessant, sagt er. So ein See oder ein Fluss biete zu allen Jahreszeiten immer wieder neue Eindrücke, die man beim Angeln gut wahrnehmen kann. Zunächst führt Westphal vor, wie die Fische fein dosiert angefüttert werden. Dann legt er eine Schnur auf Grund, die zweite Angel mit dem Schwimmer muss zunächst gehalten werden – bis ein „Faulenzer“ gefunden ist. Das kann eine Astgabel oder eine Halterung aus Metall und Kunststoff sein, in die man die Rute ablegen kann. Sehr wichtig ist, nicht herumzuzappeln, weil die Fische gute Augen haben und das Geschehen am Ufer genau wahrnehmen, lautet seine nächste Botschaft.
Die Friedfischer feiern mit einem etwa zehn Zentimeter kleinen Rotauge, das wegen der geringen Größe wieder unbeschadet zurückgesetzt wird – ihr erstes Erfolgserlebnis. Dagegen muss sich die mit Blinker und Wobbler ausgerüstete Abteilung um Steffen Vorstoffel noch etwas gedulden.
Derweil steht auf der in den See reichenden Terrasse an der Fischerhütte Theorie auf dem Programm. Günter Witt, ehemaliger und langjähriger Vorsitzender des Vereins, betreut die Teilnehmer bei der „Fischkunde“ und erklärt die Vielfalt der heimischen Fischwelt. Beim Ausfüllen des ein halbes Dutzend DIN-A-Seiten umfassenden Fragenkatalogs kommen manche ins Schwitzen, was nicht nur an der Hitze liegt. Wer weiß schon auf Anhieb, welches Wasser vorteilhaft für Forellen ist, wozu die bei manchen Fischarten vorhandenen Barteln am Maul dienen oder dass man an den Schuppen der Unterwasserbewohner das Alter feststellen kann? In der Mittagszeit legen die Kinder erst einmal eine „Fischpause“ ein, denn es gibt Bratwurst vom Grill.
Mit den bis zum Schluss der ASV-Ferienaktion um 16 Uhr gefangenen Schuppentieren leisten die jungen Ferienspaß-Petrijünger nebenbei einen Beitrag zum Anglerfest des ASV Gemünden, das von 24. bis 26. August stattfindet. Dabei können ihre geangelten Exemplare und viele andere Fische mit leckeren Beilagen verkostet werden.